Analyse Ein Abschied mit bitterem Beigeschmack

Düsseldorf · In wenigen Tagen endet die Amtszeit von Uni-Rektor Hans Michael Piper, die von Höhen und Tiefen geprägt war. Dass sich die Hochschule gegen eine zweite Amtszeit Pipers entschied, überraschte. Die Art, wie man den Rektor darüber in Kenntnis setzte, war despektierlich.

 Sechs Jahre war Hans Michael Piper im Amt, am Mittwoch wird er mit einer Feier im "Haus der Universität" verabschiedet.

Sechs Jahre war Hans Michael Piper im Amt, am Mittwoch wird er mit einer Feier im "Haus der Universität" verabschiedet.

Foto: Andreas Endermann

Als Hans Michael Piper vor sechs Jahren seinen Vorgänger Alfons Labisch nach nur einer Amtszeit als Rektor überraschend ablöste, hätte er wohl nicht gedacht, dass ihm dasselbe widerfahren würde. Doch nach nur einer Amtszeit endet zum Ende des Monats nun auch Pipers Zeit an der Spitze der Düsseldorfer Hochschule, die zurzeit 28 500 Studenten und 4300 Mitarbeiter zählt. Und wie Labisch wäre auch Piper gerne Rektor geblieben. Doch die Findungskommission, die sich aus Mitgliedern des Hochschulrates und Senates zusammensetzt, entschied anders.

Dass sich eine Hochschule gegen ihren Amtsträger entscheidet, ist an sich nicht zu beanstanden. Doch die Art, wie man Piper darüber in Kenntnis setzte, war despektierlich - und schadete auch dem Ansehen der Uni, die nach dem Sieg in der "Causa Schavan" vor dem Düsseldorfer Verwaltungsgericht gerade ihren Ruf wiederherstellte. So erfuhr Piper in einem Telefonat von Anne-José Paulsen, Vorsitzende des Hochschulrates und Präsidentin des Oberlandesgerichtes, dass die Kommission einen "besonders geeigneten Kandidaten" außerhalb der Uni gefunden habe. Piper zog seine Kandidatur zurück, machte im Senat aber deutlich, dass er das Verhalten der Hochschule für unangemessen hielt: Dass an der Uni offensichtlich unterschiedliche Ansichten über die Aufgaben und die Besetzung des Rektor-Postens bestanden, hätte man im Vorfeld thematisieren müssen, sagte Piper. Man hätte ihm die Schmach, seine Kandidatur zurückzuziehen, ersparen können und auch müssen. Nicht nur um seinetwillen, sondern auch um weitere Negativ-Schlagzeilen aus der Uni zu verhindern.

Pipers Amtszeit war zweifellos nicht nur von Höhen gekennzeichnet. Zu seinen großen Triumphen gehört die Förderung eines Projekts als Spitzenforschungsprojekt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Auch der Campus hat sich seit seinem Antritt 2008 entscheidend weiterentwickelt. So wurde das größte Hörsaalzentrum für zehn Millionen Euro aufwendig saniert. Eine zentrale Anlaufstelle für Studenten in Form eines Glaskubus steht kurz vor Fertigstellung. Das "Haus der Universität", eine Art Uni-Botschaft in der City, eröffnete nach fast 50 Jahren des Träumens vergangenes Jahr. Und den befürchteten Ansturm der doppelten Abi-Jahrgänge bewältigte die Uni im vergangenen Jahr ohne größere Probleme.

Die größte Kritik und einen massiven Vertrauensverlust erlitt Piper erst im Zusammenhang mit dem Plagiatsfall der ehemaligen Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Politiker und Wissenschaftler warfen der Uni Dilettantismus, Befangenheit und Intransparenz vor. Dass ein Teil des ersten, vertraulichen Gutachtens an die Medien durchsickerte, sorgte für eine Verschärfung im Tonfall. Vor kurzem sorgte der Fall erneut für Aufsehen: Zwei der führenden Professoren bei der Plagiatsprüfung wurden für ihre "beispielhafte akademische Zivilcourage" mit der Universitätsmedaille geehrt. Der Fall sorgte für einen Eklat: Bundestagspräsident Norbert Lammert sagte seine Festrede zum 50-Jährigen der Uni im kommenden Jahr ab.

Pipers Abschied ist einer mit bitterem Beigeschmack. Es ist zu hoffen, dass die Uni sich mit der neuen Rektorin Anja Steinbeck aus Köln ab 1. November wieder auf ihre Kernkompetenzen Lehre, Wissenschaft und Forschung konzentriert.

(RP)
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