Düsseldorf Eigene Postfilialen gibt es nicht mehr

Düsseldorf · Es war ein schleichender Prozess: Alle Düsseldorfer Geschäftsstellen der Post werden heute entweder von Lottoläden, Einzelhändlern oder Supermärkten oder von der zur Deutschen Bank gehörenden Postbank betrieben.

 Die Filiale der Postbank in den Düsseldorf Arcaden in Unterbilk übernimmt auch die Funktion einer Post-Niederlassung.

Die Filiale der Postbank in den Düsseldorf Arcaden in Unterbilk übernimmt auch die Funktion einer Post-Niederlassung.

Foto: Andreas Endermann

In englischsprachigen Ländern ist der Begriff vom Post Office noch allgegenwärtig. Und auch Deutsche vieler Generationen sagen entsprechend Postamt zu der Stelle, wo man Briefe und Päckchen abgeben und Briefmarken kaufen kann. Doch die gute alte Post ist längst Geschichte. Nicht nur, dass die "Bundespost" bereits im Jahr 1994 privatisiert wurde. Auch aus der Fläche hat sich der inzwischen größtenteils privatisierte Dienstleister zurückgezogen. "Wir sehen uns als Logistikunternehmen", sagt Postsprecher Rainer Ernzer. Und dazu gehört eben nicht der Betrieb Stellen zum Verkauf von Briefmarken oder zur bloßen Annahme von Post. "Das wäre ausschließlich mit Postprodukten auch gar nicht wirtschaftlich darstellbar", meint Ernzer und verweist darauf, dass Zeitungshändler oder Supermärkte durch das zusätzliche Angebot von Postdienstleistungen weitere Kunden in den Laden lockten. Außerdem erhalten sie sowohl eine pauschale Vergütung als auch eine aufwandsabhängige - je nach dem, wie viel Post sie annehmen.

An das Bild privater Poststellen haben sich die Düsseldorfer längst gewöhnt. Lange bestanden sie neben den größeren Hauptpoststellen etwa auf dem Land oder in den einzelnen Düsseldorfer Stadtteilen. Inzwischen aber wird in Düsseldorf keine einzige Poststelle mehr durch den Konzern selbst betrieben, der ihr den Namen gab. Ja sogar bundesweit gäbe es fast keine Postfilialen mehr, gäbe es da nicht zwei kuriose Ausnahmen. Denn in der Konzernzentrale der Post in Bonn gibt es noch eine selbstbetriebene Poststelle. Und überraschenderweise gibt es noch eine zweite Eigenfiliale im Deutschen Bundestag in Berlin.

De facto gibt es in Düsseldorf heute drei Kategorien von Poststellen. Erstens sehr kleine Stellen in den Stadtteilen, meist in Kiosken, Zeitschriftenläden oder Lotto-Annahmestellen. Wie viele es gibt, kann selbst die Post nicht beziffern. "Gegenüber den alten Postfilialen haben sie den Vorteil, dass sie über wesentlich längere Öffnungszeiten verfügen, teilweise bis um Mitternacht", sagt ein Postsprecher.

Die zweite Kategorie sind Postdienstleistungen in Supermärkten. Durch eine deutliche Ausweitung der Ladenöffnungszeiten in Großstädten ist auch hier die Erreichbarkeit größer als früher.

Am ehesten einem klassischen Postamt alter Prägung ähneln die heutigen Filialen der Postbank, die deren Aufgaben weitgehend übernommen haben. Laut der Internetseite der Bank gibt es zwölf Stellen in Düsseldorf, die bis vor kurzem noch "Postbank Finanzcenter" genannt wurden. Auch sie sind nur Vertragspartner der Post, auch wenn die einheitliche Kleidung der Mitarbeiter an ein Postamt erinnert. Doch die Postbank gehört seit vielen Jahren nicht mehr zum Post-Konzern, sondern ist eine hundertprozentige Tochter der Deutschen Bank. Bankmitarbeiter erbringen die Postdienstleistungen.

Vor allem in der Vorweihnachtszeit kommt es wegen der langen Schlangen in Poststellen zu viel Ärger bei den Kunden. Insgesamt aber scheint die Kundenzufriedenheit in den vergangenen Jahren grundsätzlich zu steigen, anders als bei der Paketzustellung, wo es laut vieler Medienberichte wachsende Unzufriedenheit gibt.

(tb)
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