Kolumne Mein Düsseldorf Wenn die Lage nicht passt

Lage, Lage, Lage sind die wichtigsten drei Kriterien für eine Immobilie.Und erst recht für ein Einkaufsgeschäft. Eigentlich. Trotzdem läuft es nicht so richtig bei der neuen Edeka-Filiale an der Ecke Graf-Adolf-Straße und Berliner Allee – mitten in Düsseldorf.

 Hochwertig konzipiert, aber trotzdem leer: die neue Edeka-Filiale.

Hochwertig konzipiert, aber trotzdem leer: die neue Edeka-Filiale.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Reden wir mal über die Lage. Nein, nicht die allgemeine – die ist ja häufig besser als ihr Ruf und soll hier unkommentiert bleiben. Gemeint ist der Standort für ein Geschäft. Fragt man Makler, was den Preis einer Immobilie am stärksten beeinflusst, nennt er immer drei Dinge: Lage, Lage und Lage. Das ist keinesfalls ein Gag, sondern schlichte Tatsache. Niemand wundert sich, dass ein Haus in Oberkassel mehr kostet als in einer Randlage von Neheim-Hüsten.  Aber der Standort ist für den Erfolg mindestens ebenso wichtig, vor allem beim Einzelhandel. Auch das ist nicht neu: Wer Laufkundschaft braucht, darf nicht ab vom Schuss eröffnen. Und jeder braucht Parkplätze, selbst der Bio-Bäcker sieht sein Brot altbacken werden, wenn die Kundschaft ihn nur mühsam erreichen kann. Stellplätze müssen sein, mindestens für Fahrräder.

Wie jedoch die Kunden das Angebot annehmen, ist vorher schwer zu kalkulieren. Der Einzelhändler Zurheide erlebt das gerade. Seine schicken Edeka-Filialen brummen, aber die Neue mitten in Düsseldorf, an der Ecke Graf-Adolf-Straße und Berliner Allee  – sie will nicht so recht auf Touren kommen.

Nun kann man davon ausgehen, dass Kaufleute, denen ein so gut funktionierendes Konzept wie das der Zurheide-Läden gelungen ist, sich darüber vorher ihre Gedanken gemacht haben. Offenbar mit einem Mut machenden Ergebnis, sonst hätten sie nicht Millionen in den Umbau des alten Kaufhofs (der dort vorher saß und am Ende aufgrund seines überholten Konzeptes und mangels Kundschaft darbte) investiert. Ihnen wird bewusst gewesen sein, Neuland zu betreten – im wahren Sinne des Wortes. Ihre zweite riesige Filiale in Reisholz jedenfalls läuft prächtig, obwohl sie nicht zentral, sondern in einem Gewerbegebiet liegt. Dort kommt keiner zufällig vorbei und geht mal kurz rein, um einzukaufen. Dieser Supermarkt wird gezielt und geplant angefahren, einen Parkplatz zu finden ist kein Problem, denn die gibt es direkt vor der Tür und dazu auch noch gratis.

In der Innenstadt sieht das anders aus. Das neue Areal liegt wie eine Insel zwischen viel befahrenen Straßen, und obwohl es ein Parkdeck gibt, bleibt die Resonanz hinter den Erwartungen zurück. Rund 5000 Kunden bräuchte man täglich, um einen guten Schnitt zu machen. Es kommen aber nur 2000. Erfahrungsberichte in den sozialen Netzwerken sprechen vom entspannten Einkaufen ohne jedes Gedränge. Das mag dem Kunden gefallen, für den Einzelhändler ist es auf Dauer das Grauen.

Woran es liegt? Schwer zu sagen. Kann sein, dass die Firma in einer Stellungnahme recht hat und es einen bald einsetzenden Gewöhnungseffekt geben wird. Nicht auszuschließen allerdings, dass es eines veränderten Kundenverhaltens bedarf, um an dieser Stelle Erfolg zu haben. Wer in die Düsseldorfer City zum Einkaufen geht, der hat nicht Milch, Wurst, Käse und Blumenkohl auf dem Einkaufszettel. Er will Kleidung kaufen oder schicken Schnickschnack in Läden wie Torquato und Manufactum. Er will über die Kö bummeln und Leute gucken, er will in der Altstadt ein Bier trinken oder in den Kasematten beim Blick auf den Rhein Krabben von Gosch in eine Knoblauchsoße tunken und dabei eiskalten Pinot Grigio schlürfen. Seine üblichen Wocheneinkäufe hat dieser Kunde meist schon vorher erledigt, und nun will er Spaß, also Geld ausgeben für Dinge, die nicht so langweilig (wenn auch lebenswichtig) sind wie Brot und Butter. In diese Gedankenwelt passt Zurheide mit seiner – wenn auch wirklich edlen – Filiale nicht auf Anhieb hinein. Was sich womöglich ändert, wenn den Menschen bewusst wird, dass der Einkauf von Wurst und Käse durchaus Spaß machen kann.  Siehe Carlplatz – aber von dem weiß das jeder, von dem neuen Geschäft an der Berliner Allee nicht. Noch nicht.

Fazit: Die Lage ist schwierig, aber nicht hoffnungslos.

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