Entscheidung zu Ed-Sheeran-Konzert Konzertveranstalter drohen Düsseldorf mit Rückzug

Düsseldorf · Am Montagabend entscheiden die Grünen, ob das umstrittene Ed-Sheeran-Konzert in Düsseldorf stattfindet. Lautet die Entscheidung Nein, hätte das schwerwiegende Folgen für die Stadt.

 Ed Sheeran auf der Bühne.

Ed Sheeran auf der Bühne.

Foto: dpa/Str

Oberbürgermeister Thomas Geisel hat am Montag einen wichtigen Termin. Er ist Gast in der Ratsfraktion der Grünen und wird bei ihnen um Zustimmung für das Ed-Sheeran-Konzert am 22. Juli auf dem Messeparkplatz P1 werben. Im Gepäck hat er Angebote zur Verbesserung der Stadtökologie. Sie sollen so gut sein, dass die Grünen der Fällung von 104 Bäumen zustimmen können. Kommt es nicht zum Kompromiss, drohen Klagen und der Verlust von mehr als 100 Konzerten.

Die Partner in der Ampel-Kooperation, SPD und FDP, sind für das Konzert. Die CDU hat sich auf ein Nein festgelegt, sie fordert ein ordentliches Verfahren mit Bürgerbeteiligung zur späteren Einrichtung des Konzertgeländes. Sie stellt sich hinter Bürger im Norden, von denen einige große Lärm- und Verkehrsprobleme fürchten.

Beschließen die Grünen, in der Sitzung des Planungsausschusses am Mittwoch gegen das Konzert zu stimmen, kommt es in Düsseldorf nicht zustande. Der Veranstalter FKP Scorpio gibt dann die Gelder für 85.000 Tickets zurück und bleibt auf einem Verlust von rund fünf Millionen Euro sitzen. Oder er schafft das Kunststück, das Konzert doch noch in Essen abzuwickeln, wo es ursprünglich geplant war.

 Folkert Koopmans (l.), Geschäftsführender Gesellschafter von Veranstalter FKP Scorpio, hofft, dass D.Live-Chef Michael Brill (r.) das Konzert noch genehmigt bekommt.

Folkert Koopmans (l.), Geschäftsführender Gesellschafter von Veranstalter FKP Scorpio, hofft, dass D.Live-Chef Michael Brill (r.) das Konzert noch genehmigt bekommt.

Foto: Uwe-Jens Ruhnau

Auch andere Konzerte könnten scheitern

Die Veranstaltungsbranche ist in Habachtstellung. FKP Scorpio (2500 Konzerte im Jahr, 2018 sind es 47 in Düsseldorf) will sämtliche Konzerte abziehen, wenn das Sheeran-Projekt platzt. Alexander Richter, Geschäftsführer des Veranstalters „Four Artists“ (ebenso bis zu 2500 Konzerte im Jahr) hat „Die Fantastischen Vier“, „David Guetta“ und „Seeed“ in den Düsseldorfer Dome gebracht. Richter hält die Düsseldorfer Diskussion „für eine gefährliche Posse“, ein Scheitern wäre „ein Desaster“.

Richter meint: „Eine Veranstaltung dieser Größenordnung aus politischen Gründen platzen zu lassen, wäre einmalig.“ Er werde sich dann drei Mal überlegen, in die Landeshauptstadt zu kommen. „Four Artists“ veranstalte 300 Konzerte jährlich in NRW, die Auswahl an Spielstätten sei groß. In Düsseldorf seien es 25 bis 30 Events. Wenn jetzt die Tour zum 30-Jährigen von Fanta 4 geplant werde, verzichte er im Ernstfall auf den Dome und werde mit dem Konzert ins Ruhrgebiet gehen. „Der Standort Düsseldorf hat dann keine Daseinsberechtigung mehr.“

Dieter Semmelmann bringt mit Semmel Concerts in Kürze Helene Fischer in die Arena. Er schlägt in die gleiche Kerbe. Es gebe ungeschriebene Gesetze im Miteinander von Städten und Veranstaltern, „und hier werden interne Probleme der Stadt auf dem Rücken des Veranstalters ausgetragen“. Kippe das Sheeran-Konzert, werde dies nicht nur auf nationaler Ebene „für lange Zeit einen Makel auf die Stadt legen“. Er fordere einen ordentlichen Umgang. Die Situation wäre anders, wenn FKP Scorpio Fehler in der Vorbereitung gemacht hätte oder es unüberwindliche Hindernisse gebe, das aber könne er nicht erkennen.

Fatale Folgen

Michael Brill, Chef der städtischen Veranstaltungstochter D.Live, hält mittlerweile Schadenersatzklagen von FKP Scorpio für wahrscheinlich, da es keine sachlichen Gründe für eine Versagung gebe. Zudem lege man sich mit dem deutschen Marktführer CTS/Eventim an, der durch seine Beteiligungen an FKP Scorpio, Four Artists und Semmel Concerts rund 150 Konzerte jährlich in Düsseldorf veranstalte. Weitere Veranstalter äußerten sich jedoch ebenfalls bereits kritisch, denn man befürchtet eine Präzedenzwirkung. Auch die Verhandlungen über die Namensrechte der Arena, so Brill, seien negativ berührt. Im schlechtesten Fall drohe ein Verlust von 150 Konzerten und Mindereinnahmen im zweistelligen Millionenbereich pro Jahr.

Die Stadtspitze hofft auf die Kompromissbereitschaft der Grünen. Geisel sieht auch einen Lerneffekt: „Die Diskussion der letzten Wochen hat vor allem gezeigt, dass Großevents und Ökologie keine Gegensätze sind, sondern einander sogar bedingen.“ Bereits jetzt haben Bürger angekündigt, mehrere Hundert Bäume zu spenden.

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