Kleiner Gruß aus der Küche Durchhalten – mit Muffins

Düsseldorf · Gelegentlich bringen Krisen das Beste im Menschen hervor. Wie eine neue kulinarische Erfindung: der Durchhalte-Muffin. Eine Anleitung für Freude in bedrückenden Zeiten.

Falls Sie gedacht haben, Sie kommen ohne Corona davon, muss ich Sie enttäuschen. Diese Krise ist zu groß, um nicht auch in die Küche zu schwappen – und damit in diese Kolumne. Ich will jetzt aber nicht über leergekaufte Nudel- und Pestoregale reden, das tun ja alle anderen schon zu Genüge. Ich vertraue darauf, dass Sie vernünftig sind im Supermarkt und sich lieber mit Wein und gutem Käse eindecken; das meiste Pesto im Glas ist wirklich nur was für den absoluten Notfall, der aus meiner Sicht frühestens dann eintritt, wenn die Supermärkte komplett geschlossen werden. Und selbst dann würde ich lieber Salbeibutter oder Parmesan und schwarzen Pfeffer an meine Nudeln tun als diese tote Paste aus dem Glas.

Nein, ich will lieber über etwas Positives sprechen, denn ich finde die Menschheit ja immer dann besonders bemerkenswert, wenn sie es schafft, in bedrückenden Zeiten etwas Licht ins Dunkel zu bringen. So wie die Italiener, die auf ihren Balkons musizieren. Das haben wir leider als Deutsche nicht so drauf. Stattdessen habe ich eine andere Entdeckung gemacht: Langsam setzt sich eine neue Sorte Gebäck durch – der sogenannte Durchhalte-Muffin. Ein Kleingebäck, gemacht, um zu erfreuen; das Nervenkostüm durch eine Portion Zucker kurzfristig zu erhalten; und die Botschaft zu verbreiten, dass noch nicht alles verloren ist, so lange Kollegen noch füreinander in der Küche stehen (oder zum Bäcker gehen).

Ich weiß nicht, wer’s erfunden hat, aber neulich gab es in der Lokalredaktion Durchhalte-Donuts (schön wegen der Alliteration), gestern dann im Haupthaus Durchhalte-Muffins. Super Sache! Ich glaube, die Muffins werden sich eher durchsetzen – und ich sage Ihnen auch, warum: Sie sind viel einfacher und schneller gemacht als fast alle anderen Sorten Gebäck. Und zwar per Definition.

Ein Muffin ist ein kleines Küchlein, normalerweise in einer Papierhülle gebacken. Optimal, weniger Abwasch. Von einem Cupcake unterscheidet sich ein Muffin nicht nur durch die Abwesenheit einer aufwändig herzustellenden Creme-Haube, sondern auch ganz grundlegend in seiner Teigstruktur. Cupcakes sind kleine Kuchen, im wahrsten Sinne des Wortes: Ihr Teig entsteht normaler­weise, indem man Butter und Zucker aufschlägt und dann Eier und schließlich Mehl darunter hebt. Beim Backen entsteht eine lockere Struktur aus Gluten, aufgepustet durchs Ei. Damit das so kommt, muss man sorgfältig rühren.

Ein klassischer Muffin dagegen entsteht, indem man trockene Zutaten (Mehl, Zucker, Backpulver, Salz) in einer Schüssel mischt und in einer anderen feuchte Zutaten (Milch oder Buttermilch, Öl oder geschmolzene Butter, vielleicht ein Ei) verquirlt. Man rührt dann beides zusammen, aber möglichst sparsam. Denn beim Rühren entsteht Gluten und das macht Muffins zäh. Der Teig wird nur vermischt, nicht gerührt. Minimaler Zeit- und Arbeitsaufwand gehören bei Muffins also zum Konzept. Sie sind eher eine Art Pfannkuchen, könnte man sagen, als ein Kuchen.

Der Nachteil: Sie werden schnell trocken, weil sie wenig Fett enthalten, das außerdem noch nicht besonders ausgiebig verteilt wurde. Aber das macht insofern nichts, da Muffins ja auch nicht gemacht werden, um stundenlang herumzustehen. Sie sollen, bitteschön, schnellstmöglich vertilgt werden.

Meine Lieblingsmuffins enthalten Schoko-Tropfen, aber grundsätzlich kann man natürlich alles hineinmixen, was man da hat: Rosinen, Nüsse, Apfelstücke, Blaubeeren, Orangenschale, ein Löffelchen Marmelade als Füllung oder auch geriebene Möhre, Zucchini oder rote Bete.

Für Menschen, die in der Corona-Krise nicht extra einkaufen gehen wollen, habe ich hier ein schönes Rezept der großartigen Nigella Lawson (aus dem Buch mit dem ironischen Titel „How to be a Domestic Goddess“, leider nicht auf Deutsch erschienen): Muffins mit Nussfüllung.

Für 12 Muffins 210 Gramm Mehl mit drei Teelöffeln Backpulver, 75 Gramm Zucker und einer Prise Salz mischen. In einer anderen Schüssel 250 Gramm Buttermilch (oder 175 Gramm Joghurt mit 75 Gramm Milch; alternativ 250 Gramm Milch mit etwas Essig), ein Ei und 45 Gramm geschmolzene Butter mischen. Sehr kurz miteinander verrühren und zu einem Drittel in Förmchen füllen. Dann einen Teelöffel der Füllung aus 100 Gramm gehackten Nüssen (Walnüsse wären perfekt), 75 Gramm Zucker (gerne braun), anderthalb Teelöffeln Zimt und 45 Gramm geschmolzener Butter daraufgeben, mit dem restlichen Teig bedecken. Bei 200 Grad im vorgeheizten Ofen 12 Minuten backen und dann mit Honig beträufeln. Noch einmal drei Minuten backen. Guten Appetit!

Kulinarik-Kolumne An dieser Stelle schreibt unsere Autorin jede Woche übers Einkaufen, Kochen und Genießen in Düsseldorf. Mehr Folgen finden Sie hier. Anregungen bitte an ­helene.pawlitzki@rheinische-post.de.

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