Tödliche Hetzjagd im Kö-Center Duo schweigt zur Anklage

Düsseldorf · Gegen zwei Männer, die 2011 einen Familienvater (24) im Kö-Center kopfüber in eine Scheibe und dadurch zu Tode gehetzt haben sollen, verhandelt seit Freitag das Schwurgericht wegen Totschlags.

Trauerfeier für Ömer H.
30 Bilder

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Die Angeklagten schweigen. Viele Freunde des Opfers sowie dessen Angehörige sahen zu Prozessbeginn erstmals Videos der Hetzjagd. Die Angeklagten (23 und 24 Jahre), denen gemeinschaftlicher Totschlag vorgeworfen wird, wagten kaum, den Blick zu heben, blieben bei Prozessbeginn stumm und fast reglos mit hängenden Köpfen sitzen.

Und die Eltern, die Geschwister sowie die Witwe des Opfers, die jetzt als Nebenkläger mit dem Staatsanwalt an einem Tisch sitzen, schlugen weinend immer wieder die Hände vors Gesicht - so schwer fiel es ihnen, den Anblick jener Angeklagten auszuhalten.

Gemeinsam sollen diese Männer aus nichtigem Anlass den Familienvater Ömer H. (24) im November 2011 im Kö-Center nach einem Streit in einer Disko vor sich hergetrieben — und zu Tode gehetzt haben. Ömer H. stützte kopfüber in ein Schaufenster, dessen Scheibe zerbrach. An den Folgen ist er gestorben.

Jetzt verhandelt das Schwurgericht den Fall. Voll besetzt war der Zuschauerraum im größten Landgerichtssaal. Trotz verschärfter Sicherheitsmaßnahmen waren rund hundert Freunde, Angehörige, Bekannte des Opfers, aber auch der Angeklagten zu Prozessbeginn gekommen. Tumulte oder Anfeindungen gab es nicht. Doch als das Gericht im abgedunkelten Saal erstmals jene Aufnahmen von Überwachungskameras öffentlich zeigte, die den Verlauf der tödlichen Hetzjagd sekundengenau dokumentierten, waren immer wieder Aufschreie des Entsetzens zu hören, schluchzendes Weinen, lautes Wehklagen.

Zuvor hatte das Gericht allen Zuschauern und Hinterbliebenen die Gelegenheit gegeben, den Saal noch zu verlassen. Doch fast alle blieben sitzen, bis auf den Bruder und die Schwester des Opfers. Die Todesszenen des 24-Jährigen jetzt mit anzusehen, war beiden zu viel.

Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt. Ob die Angeklagten dann doch noch zu den Vorwürfen Stellung nehmen, ist ungewiss.

(wuk)
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