Kindeswohl in Düsseldorf Dunkelziffer: In der Corona-Krise könnten mehr Kinder gefährdet sein

Düsseldorf · Die Sorge um das Kindeswohl in Pandemie-Zeiten umtreibt die Düsseldorfer Jugendpolitiker. Das Problem: Belastbare statistische Daten sind zurzeit nur schwer zu generieren.

 Jugendpolitiker sorgen sich um das Wohl der Düsseldorfer Kinder.

Jugendpolitiker sorgen sich um das Wohl der Düsseldorfer Kinder.

Foto: dpa, Patrick Pleul

Jugendamtsleiter Johannes Horn schließt nicht aus, dass die Zahl der Kindeswohlgefährdungen unter dem Druck der Corona-Krise gestiegen ist. „Über signifikante Daten, die das dokumentieren, verfügen wir bislang zwar nicht. Aber es kann hier eine Dunkelziffer geben, die mit der aktuellen Situation zu tun hat“, sagte er am Dienstagabend im Jugendhilfeausschuss.

Zuvor hatte Kira Heyden von den Grünen nach den Auswirkungen der Pandemie gefragt. „Wenn ich höre, dass der Kita-Besuch in Sozialräumen mit schwierigen Rahmenbedingungen ausgerechnet in dieser Phase zurückgegangen sein soll, finde ich das problematisch“, sagte die Politikerin.

Horn betonte, dass in der Regel wöchentlich die Zahl der Kinderschutz-Meldungen notiert und dokumentiert werde. Im Schnitt gebe es pro Jahr in Düsseldorf 1200 solcher Meldungen an das Jugendamt sowie an andere Fachdienste. Wobei nicht jede Meldung einem tatsächlichen Fall entspricht. Und das habe sich nicht wesentlich verändert. Lege man die offiziellen Zahlen zugrunde, bewegten sich auch die Inobhutnahmen von Kindern und Jugendlichen auf dem Niveau früherer Jahre. „Wobei wir nicht hinter jede Tür gucken können.“

In der Sitzung betonte Jugenddezernent Burkhard Hintzsche, die Anstrengungen beim weiteren Ausbau der Kinderbetreuung weiter zu intensivieren. Die Düsseldorfer Bevölkerung werde in den kommenden zehn Jahren deutlich wachsen. „Und die Prognosen sagen, dass rund die Hälfte dieser Neubürger jünger als 25 Jahre ist. Darauf müssen wir uns einstellen.“ Mit Blick auf die steigende Zahl junger Familien bleibe es deshalb bei dem Ziel, pro Jahr 1000 neue Kita-Plätze zu schaffen. „Aber selbst das wird nicht reichen, um das heutige Niveau prozentual beizubehalten.“

Bereits jetzt würden, so Hintzsche, mehr als 80 Prozent aller Ausgaben im Jugendbereich für Kitas sowie für die Hilfen zur Erziehung ausgegeben. „Das muss so sein, aber es schränkt Gestaltungsmöglichkeiten an anderer Stelle deutlich ein.“

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