Petition fordert Strafprozess Loveparade - 360.000 Unterschriften übergeben

Düsseldorf/Duisburg · Hinterbliebene und Betroffene der Loveparade-Katastrophe haben dem Oberlandesgericht Düsseldorf (OLG) am Montag eine Petition mit 362.834 Unterschriften übergeben.

 Im Rahmen der "Nacht der 1000 Lichter" wurde in Duisburg an die Katastrophe bei der Loveparade 2010 erinnert.

Im Rahmen der "Nacht der 1000 Lichter" wurde in Duisburg an die Katastrophe bei der Loveparade 2010 erinnert.

Foto: dpa, mjh kno

"Mit diesem symbolischen Akt wollen wir zeigen, dass viele Menschen es nicht einfach so hinnehmen, dass es keinen Strafprozess gibt und niemand zur Verantwortung gezogen wird", sagte Gabriele Müller, deren Sohn Christian auf der Loveparade im Gedränge ums Leben kam.

"Als ich die Nachricht bekam, dass der Prozess gegen zehn Verantwortliche eingestellt wird, war das für mich, als wäre mein Sohn ein zweites Mal gestorben", betonte Müller. Die Unterschriften wurden seit April gesammelt. Dafür musste man sich Online in eine Liste eintragen. Die Unterzeichner kommen zum größten Teil aus Deutschland, aber auch aus Spanien und Italien.

Im März dieses Jahres hatte das Duisburger Landgericht die Zulassung eines Strafprozess abgelehnt. Die Richter der Fünften Großen Strafkammer störten sich vor allem am Gutachten des britischen Panikforschers Keith Still, dem zentralen Beweismittel der Staatsanwaltschaft. Sie lasteten dieser Expertise gravierende Fehler an.

Demnach hätten nur Planungs- und Genehmigungsfehler die Katastrophe verursacht. Diese These könne das Gutachten aber nicht im Geringsten belegen, entschied die Strafkammer unter Vorsitz von Joachim Schwartz. Zudem gingen die Richter davon aus, dass Still im Prozess wegen Befangenheit abgelehnt werden müsste. Der Fall wanderte an das OLG in Düsseldorf weiter, das nun darüber befinden muss, ob die Entscheidung der Duisburger Richter richtig war — oder nicht.

Die Staatsanwaltschaft Duisburg will mit einem neuen Gutachten zu den Ursachen der Tragödie, das der Wuppertaler Verkehrsexperte Jürgen Gerlach anfertigen soll, die Richter des OLG doch noch davon überzeugen, ein Hauptverfahren zur Aufarbeitung der Katastrophe zu eröffnen. "Dadurch wird sichergestellt, dass der Weg der notwendigen juristischen Aufarbeitung der Loveparade-Tragödie in einer öffentlichen Hauptverhandlung so schnell wie möglich beschritten werden kann", teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Der Düsseldorfer Rechtsanwalt Julius Reiter, der mit seiner Kanzlei rund 100 Betroffene vertritt, bleibt hoffnungsvoll, dass der Beschluss doch noch gekippt wird. "Auch wenn das OLG selbstverständlich unabhängig und unbeeinflusst entscheiden wird, bringt die Petition die Erwartung der Betroffenen und der Öffentlichkeit an den Rechtsstaat zum Ausdruck", sagte Reiter.

Am Sonntag hatte sich die Katastrophe auf der Loveparade in Duisburg zum sechsten Mal gejährt. Damals kamen infolge einer Massenpanik am Eingangsbereich 21 Menschen ums Leben, Hunderte wurden zum Teil schwer verletzt. Viele sind bis heute traumatisiert.

(csh)
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