Düsseldorf "Düsselsonne" hilft bei Armut im Alter

Düsseldorf · Der Verein hat in diesem Jahr 100 Menschen, zumeist Senioren, aber auch Behinderte, unterstützt. Gerade bei handwerklichen Arbeiten sind diese Personengruppen oft überfordert - und können dafür auch nicht zahlen.

 Marcus Fossel (l.) und Marcus Freund sichern bei einer Haushaltsauflösung eine noch gut erhaltene Waschmaschine, um diese später einer bedürftigen Person zu schenken.

Marcus Fossel (l.) und Marcus Freund sichern bei einer Haushaltsauflösung eine noch gut erhaltene Waschmaschine, um diese später einer bedürftigen Person zu schenken.

Foto: Hans-Juergen Bauer

"Mit 16 dachte sie, sie wird nie alt. Mit 36 dachte sie, sie wird nie arm. Heute ist sie beides." Mit dieser bitteren Erkenntnis werden Besucher auf der Internetseite des Vereins Düsselsonne begrüßt. Deren Mitglieder kümmern sich in Kooperation mit sozialen Organisationen vor allem um Senioren, die verarmt leben, aber auch um Behinderte, die Unterstützung benötigen - diskret und kostenlos. Und von beiden Personengruppen gibt es mehr Betroffene, als man denkt.

Vor zwei Jahren haben sieben Initiatoren den Verein mit Sitz am Eller Kamp gegründet. "40 Prozent der Düsseldorfer, die das Rentenalter erreicht haben, sind von Krankheit oder Gebrechlichkeit betroffen und wissen sich oft nicht mehr selbst zu helfen. Mehr als fünf Prozent davon beziehen zudem Grundsicherung. Das heißt: Sie gelten als arm", erklärt der Vorsitzende Marcus Fossel, der beruflich mit seiner Firma Umzüge und Wohnungsauflösungen durchführt. In diesem Zusammenhang wurde auch die Idee für Düsselsonne geboren.

Vom Bezirkssozialdienst wird Fossel auf das Schicksal der vielen Betroffenen aufmerksam gemacht. Dabei stößt er immer wieder auf das stille Elend von Senioren, die nach dem Tod des Partners vereinsamen. "Das sind zum Teil krasse Erlebnisse. Ein alter Mann saß zum Beispiel ab dem späten Nachmittag Tag für Tag im Dunkeln, weil seine Glühbirnen kaputt waren, er nicht mehr in der Lage war, sie zu wechseln, und er sich auch keinen Handwerker leisten konnte." Bei den Haushaltsauflösungen würden zudem stets Geräte, etwa eine Waschmaschine oder ein Kühlschrank, abfallen, die er dann Bedürftigen bringt, die sich keine neuen leisten können, wenn ihre alten defekt sind. "Wir arbeiten auch mit einigen Firmen zusammen, die uns gut erhaltene B-Ware überlassen. Prinzipiell könnten wir aber weitere Hilfe gut gebrauchen, vor allem handwerklich begabte Ehrenamtler, die mal mit anpacken, fehlen", sagt Fossel.

Geld bräuchte der Verein gar nicht so viel, "und das, was wir an Spenden bekommen, geht zu 100 Prozent in die Hilfsprojekte. Wir erfuhren beispielsweise kürzlich von einer alten Dame, deren Heizung defekt war. Der Vermieter weigerte sich, diese zu reparieren. Also haben wir ihr zwei kleine mobile Elektroheizgeräte besorgt, damit sie es wenigstens ein wenig warm hat", berichtet der Vorsitzende. In einem anderen Fall lebte eine Frau nur als Untermieterin in einer Wohnung. "Als plötzlich der Hauptmieter seine vier Wände für zwei Tage für sich beanspruchte, haben wir der Betroffenen ein Hotelzimmer besorgt", erinnert sich der 44-Jährige.

Vor allem der persönliche und praxisorientierte Einsatz der Mitglieder sei gefragt. 100 Senioren und Behinderten konnte Düsselsonne in diesem Jahr helfen. "Von 380 Euro Grundsicherung kann man sich keine großen Sprünge erlauben - und in der Regel schon gar nicht einen Handwerker bezahlen", berichtet Fossel, der weitere Beispiele für Einsätze des Vereins benennen kann. "Es ist schon vorgekommen, dass ein alter Mensch über Nacht aus seiner möblierten Wohnung geflogen ist und wir ihm sein neues Heim komplett mit gebrauchten Möbeln eingerichtet haben."

Manchmal wisse eine Person aber auch einfach nicht, wie sie ihre zwei Koffer ins Krankenhaus bringen soll oder wer für sie einen Botengang erledigen könnte. "Viele der Hilfsbedürftigen, die wir betreuen, trauen sich aus Scham nicht, sich im Notfall an andere zu wenden. Deren erschreckende Armut wird dann nur durch einen Zufall bekannt", sagt Fossel. Am schlimmsten treffe es diejenigen, die mit ihrer Rente minimal über dem Satz liegen würden und daher keinen Anspruch auf Grundsicherung hätten. "Diese Menschen fallen durch das soziale Netz", sagt Fossel.

Ein Wunsch für das kommende Jahr hat sich für den Verein Düsselsonne schon erfüllt. Fossel: "Wir haben jetzt endlich einen großen Seecontainer, den wir auf einem Firmengelände in Flingern abstellen dürfen. Dort können wir dann auch mal Möbelstücke oder Haushaltsgeräte zwischenlagern."

(RP)
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