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Kolumne Made In Düsseldorf Liebesgrüße an Moskau

Düsseldorf · Die deutsch-russischen Beziehungen sind angespannt. Thomas Geisel hält das nicht ab. Er pflegt die Partnerschaft mit Moskau - wie alle seine Vorgänger. Nur, dass der SPD-OB auch noch Russisch spricht. Gelernt hat er das von einem US-Agenten.

 Thomas Geisel bei seiner letzten Russlandreise in Moskau. Gestern war er Gastredner im Deutsch-Russischen Wirtschaftsclub.

Thomas Geisel bei seiner letzten Russlandreise in Moskau. Gestern war er Gastredner im Deutsch-Russischen Wirtschaftsclub.

Foto: Stadt Düsseldorf

Etwas verlegen wirkt Vladimir V. Sedykh im Jan-Wellem-Saal des Rathauses. Er steht zwischen Fahnen - einer russischen und einer deutschen - und der Jan-Wellem-Skulptur auf der anderen. Der neue russische Generalkonsul ist ein Diplomat, der seine außenpolitische Karriere zu Sowjetzeiten begann. Dann betritt Oberbürgermeister Thomas Geisel mit Amtskette den Raum und begrüßt den Gast ganz diplomatisch: "Dobro pozhalovat v Djusseldorf." Ein Lächeln im Gesicht des sonst auf Sachlichkeit bedachten Generalkonsuls. Der Satz heißt "Herzlich willkommen in Düsseldorf".

Düsseldorf ist schon lange mit Moskau verschwistert. Aber ein OB, der Russisch spricht, das ist neu. Geisel hat nicht nur einen Höflichkeitssatz auswendig gelernt. "An der Uni in Georgetown, USA, habe ich als Student einen Russisch-Kursus belegt", sagt Geisel. "Mein Dozent war ein ehemaliger CIA-Agent, der in seinem vorigen Berufsleben sowjetische Funksprüche abgehört hatte", meint das Stadtoberhaupt. Und relativiert gleich, dass er viel von seinem Russisch heute leider nicht mehr verwenden könne, da die vom CIA-Mann gelehrten Sätze aus der Sowjetzeit stammten. "Denn mit Sätzen wie ,Wo bitte geht es zu den Sehenswürdigkeiten der Großen Oktoberrevolution' kommt man heute nicht sehr weit", sagt Geisel.

Die Partnerschaft mit Russland liegt ihm am Herzen. Aber geht das als deutscher Politiker in Zeiten der schwersten Spannungen, die die beiden Nationen seit Ende des Kalten Krieges erleben? Geisel sagt ja, und erntete dafür gestern beim Deutsch-Russischen Wirtschaftsclub großen Beifall. "Bei meinem Besuch im April in Moskau hat mich der deutsche Botschafter sogar explizit ermutigt, die Städtepartnerschaft zu pflegen", sagt Geisel. Gerade in den Zeiten, in denen die Beziehungen in der hohen Diplomatie angespannt seien, müsse man die kleine Diplomatie der Städtepartnerschaften pflegen. "Das ist nicht illoyal, sondern wünschenswert. Die Brücken dürfen wir nicht abbrechen", sagt Geisel im Wirtschafts-club. Nächste Woche nimmt er an einer Konferenz deutscher Städte teil, die eine Partnerstadt in Russland haben, darunter Frankfurt am Main, Berlin und Leipzig.

Für Düsseldorf sind die Beziehungen zu Russland traditionell von großer Bedeutung. Als 1968 die ersten Kontakte zwischen den Städten geknüpft wurden, bewegte man sich - nach den Schrecken des Weltkriegs und vor der Entspannungspolitik - auf schwierigem Terrain. An den berühmten Röhrengeschäften mit der Sowjetunion waren die Düsseldorfer Firmen Mannesmann und Thyssen in den 70er Jahren maßgeblich beteiligt. Die Messe Düsseldorf hat bei der Annäherung eine tragende Rolle gespielt, als sie, nach mehreren Messebeteiligungen, 1979 in Moskau eine Repräsentanz eröffnete und somit den Weg der wirtschaftlichen Zusammenarbeit ebnete. Nach dem Fall der Mauer kam zu der wirtschaftlichen Komponente die humanitäre dazu, als die ersten Hilfstransporte von Düsseldorf nach Moskau zur Children's Clinic No. 9 geschickt wurden. Die Städtepartnerschaft wurde 1992 besiegelt. Seither reisen Düsseldorfs Stadtoberhäupter regelmäßig nach Moskau. Die IHK betreibt ein Russland-Kompetenzzentrum.

Geisel kennt die Russen - privat von einer Moskaureise in den 90ern und beruflich von seiner Zeit bei Ruhrgas. Auch wenn für die Düsseldorfer Firmen SMS Group, Eon, Vallourec oder die Messe Russland langfristig wichtig ist, weiß Geisel, das es auch um andere Dinge geht. Bei seinem Moskaubesuch war der Düsseldorfer OB morgens an der Moskwa joggen und hat sich anschließend über den holprigen Joggingweg beim Moskauer Stadtpräsidenten beschwert. "Der hat sich das prompt notiert", sagt Geisel erfreut.

(RP)
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