Düsseldorf Düsseldorferin half sieben Jahre im Jemen

Düsseldorf · Das arabische Land gilt als eines der gefährlichsten der Welt. Sabine Hanstein war dort lange im Einsatz.

 Heute ist Sabine Hanstein Flüchtlingsberaterin bei der Diakonie. Davor war sie zwei Mal im Jemen.

Heute ist Sabine Hanstein Flüchtlingsberaterin bei der Diakonie. Davor war sie zwei Mal im Jemen.

Foto: Andreas bretz

Im Jemen? Da werden doch immer nur Touristen entführt. Wie oft sie diesen Ausspruch schon gehört hat, kann Sabine Hanstein schon gar nicht mehr zählen. Denn das ist stets die erste Reaktion ihres Gegenübers, wenn sie erzählt, dass sie insgesamt sieben Jahre lang in dem arabischen Land gelebt und gearbeitet hat. Als Entwicklungshelferin hat sie ein Gesundheitszentrum aufgebaut und Lehrer ausgebildet.

"Ich war damals 39 und wollte, wie es ja fast jeder einmal will, der ins Ausland geht, etwas Neues erleben, wollte mehr von der Welt sehen. Also habe ich mich für diesen Job beworben", sagt Hanstein. Die heute 51-jährige Düsseldorferin ist gelernte Krankenpflegerin sowie Diplom-Pädagogin und bildete damals, im Jahr 2001, noch Altenpfleger aus. Dann bewarb sie sich beim Deutschen Entwicklungsdienst, der Helfer in die ganze Welt entsendet. "Dort sagte man mir, man würde mich entweder in den Jemen, nach Laos oder Uganda schicken. Aber irgendwie hat mich der Jemen von Anfang an gereizt." Und dann wurde sie tatsächlich ihrem Wunschland zugeteilt und es wurde klar: Für mindestens zwei Jahre würde sie Düsseldorf, ihre Freunde und Familie, ihre Heimat zurücklassen. "Das war natürlich nicht ganz leicht. Viele haben mich unterstützt, mir gesagt, wie mutig sie mich finden. Andere haben glaube ich gedacht, ich sei ein bisschen verrückt", sagt sie. Ihre Möbel hat Sabine Hanstein eingelagert, nahm lediglich ein paar Töpfe und Bettwäsche mit und flog mit ihren neuen Kollegen in Jemens Hauptstadt Sanaa.

Dort angekommen widmete sie sich – lediglich mit Grundkenntnissen der arabischen Sprache ausgestattet – ihrer neuen Arbeit: Ausbilder im Gesundheitswesen darin schulen, die Lehrinhalte mit moderner Pädagogik zu vermitteln. "Das war nicht immer ganz einfach – im Gegenteil. Die größte Herausforderung bei der Arbeit als Entwicklungshelfer ist, die eigenen Vorurteile zu vergessen und wenn etwas nicht funktioniert, nicht bei anderen die Schuld zu suchen", sagt sie.

Und was war damals mit Entführungen? Die gab es. Sogar in Hansteins Bekanntenkreis. "Ausländer wurden als Druckmittel gegen die Regierung eingesetzt. Aber sie kamen damals immer frei", erzählt Hanstein. Sie selbst habe jedoch niemals Angst gehabt, entführt zu werden – "eigentlich komisch, oder?"

Nach vier Jahren Arbeit ging Sabine Hanstein im Jahr 2005 schließlich zurück nach Deutschland und arbeite in ihrem alten Beruf weiter. "Aber dann kam der Anruf von meinen Kollegen. Sie fragten, ob ich wiederkommen wolle. Und ich ging", sagt Hanstein. Noch einmal blieb sie drei Jahre lang von 2007 bis 2010 in Sanaa, bis sie endgültig nach Düsseldorf zurückkehrte. Heute arbeitet sie als Flüchtlingsberaterin bei der Diakonie. In den Jemen zurück will sie nicht. "Die Lage dort hat sich unglaublich verschlechtert. Es ist viel gefährlicher geworden, ich erkenne dieses Land schlicht nicht wieder", sagt sie. Ob nun der Arabische Frühling Grund für die Unruhen ist, oder die endlose Armut – sie weiß es nicht. Nur eines weiß Sabine Hanstein genau: Den Jemen, den sie kennt, und die Freundlichkeit der Menschen wird sie nie vergessen.

(lai)
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