Literatur in Düsseldorf Angelika Schreurs findet Antworten auf alle Fragen in Märchen

Düsseldorf · Die ausgebildete Erzählerin wurde jetzt bei den Reichelsheimer Märchen- und Sagentagen mit dem begehrten „Wildweibchenpreis“ ausgezeichnet.

Angelika Schreurs kennt Märchen aus aller Welt.

Angelika Schreurs kennt Märchen aus aller Welt.

Foto: Sabrina Huebner

Sie ist in der Märchenwelt zu Hause, fürchtet sich vor keinerlei Seltsamkeiten und nimmt das Publikum mit auf eine Reise voller merkwürdiger Überraschungen. Für Angelika Schreurs scheint das Erzählen eine Berufung zu sein.

Die Basis wurde bereits in der Kindheit gelegt. Sie erinnert sich an ihren Opa: „Er hat mir immer Märchen erzählt, auch als ich noch ein ganz kleines Kind war.“ Und Opa hatte auch einen Ratschlag: „Wenn du Antwort auf eine Frage brauchst, dann lies‘ ein Märchen.“ Die Enkelin zögerte: „Und wenn die Antwort dort nicht drinsteht?“ „Dann musst du noch ein Märchen lesen,“ riet Opa.

Das alles aber war in ihrer Erinnerung lange verschüttet. Schon mit 17 Jahren kam die 1956 in Münster Geborene nach Düsseldorf: „Ich habe leidenschaftlich gern getanzt, und mein Tanzpartner lebte hier.“ Gehalten hat diese Liebe nicht. Aber Angelika Schreurs machte in der Landeshauptstadt als Bankkauffrau Karriere und lernte ihren Mann Egon kennen, mit dem sie bis zu seinem Tod vor zwei Jahren 42 Jahre lang verheiratet war. Erst als sie sich beruflich aus gesundheitlichen Gründen veränderte und sich in einer Fortbildungsmaßnahme zur Märchenerzählerin ausbilden ließ, wurden diese Erinnerungen an den Märchen erzählenden Opa wieder wach.

„In dem Seminar holte ich mir das Background-Wissen, lernte wie Märchen bearbeitet und aus einer steifen Schriftsprache in die Erzählsprache gebracht werden. Um allerdings Märchenerzählerin zu werden, musste ich üben, üben, üben.“ Das fruchtete. Ende 2010 schließlich gab sie im Paul-Gerhardt-Haus der Evangelischen Kirchengemeinde Heerdt ihre erste Märchen-Veranstaltung: „Ich habe damals einfach alles erzählt, was ich in dem Jahr des ‚Laufenlernens‘ mitbekommen hatte.“

Das Üben gehört auch heute noch dazu – gerne auf einer recht einsamen Bank am Rheinufer. Nach und nach fühlte sie sich in der Märchenwelt zu Hause. Sie erinnert daran, dass auch die oft kritisierten und nicht mehr so angesehenen Grimm-Märchen ihren Sinn haben: „Es geht immer um das Böse, das bestraft wird.“ Heute füllen ihre frei vorgetragenen Märchen aus aller Welt knapp anderthalb Stunden: „Ich lese zu 95 Prozent für Erwachsene, habe ein großes Repertoire von Märchen aus aller Welt, das ist mein kleines Alleinstellungsmerkmal. Es handelt sich dabei immer um überlieferte Volks- oder Kunstmärchen.“

Bei den Reichelsheimer Märchen- und Sagentagen Ende Oktober beispielsweise wird ihre Erzählkunst seit Jahren sehr geschätzt. Dort erfuhr Angelika Schreurs jetzt, dass sie in diesem Jahr mit dem „Wildweibchenpreis“ ausgezeichnet wird: „Ich bin total überrascht – und so stolz. Nur ganz wenige Erzähler werden derart geehrt. Diese Auszeichnung wird meistens an Koryphäen der Märchenwelt verliehen.“

Der Name des Preises verweist auf eine Legende, die auf eine Felsformation aus Granitblöcken im Odenwald zurückzuführen ist. Dort sollen in einer Fels-Öffnung zwei „wilde Weibchen“ gelebt haben. Dieses Märchen spielt beim ausverkauften Märchenabend am Mittwoch, 1. Februar, im Paul-Gerhardt-Haus keine Rolle. Das Programm, das auch immer etwas zum Lachen und Nachdenken enthält und von Axel Weggen musikalisch begleitet wird, trägt den Titel „… und wenn es wahr wäre?“.

Info Wer mehr über die Düsseldorfer Märchenerzählerin Angelika Schreurs, das Programm, weitere Termine oder auch ihre ganz persönliche Philosophie erfahren möchte, wird im Internet unter www.erzaehl-mir-ein-maerchen.de fündig.

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