Seelsorger Ansgar Puff Düsseldorfer wird Kölns neuer Weihbischof

Düsseldorf / Köln · Ansgar Puff war stellvertretender Stadtdechant in Düsseldorf und leitete zuletzt die wichtige Hauptabteilung Seelsorge im Erzbistum. Am Freitag ernannte ihn Papst Franziskus als Nachfolger von Heiner Koch zum neuen Weihbischof.

 Ansgar Puff wirkte als Pfarrer in Düsseldorf: Auf diesem Archivbild weihte er eine Figur der Heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute, ein.

Ansgar Puff wirkte als Pfarrer in Düsseldorf: Auf diesem Archivbild weihte er eine Figur der Heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute, ein.

Foto: Andreas Bretz

Die katholische Kirche hat zwei Seiten. Sie ist eine Organisation mit manchmal amtlichem Charakter, und sie kümmert sich in der Gemeindearbeit konkret um das Wohl der Menschen. Monsignore Ansgar Puff kennt beide Seiten aus eigener Anschauung — als Pfarrer verschiedener Düsseldorfer Gemeinden auch im sozialen Brennpunkt sowie als Leiter der Hauptabteilung Seelsorge-Personal der Erzdiözese Köln, wozu er vor gut einem Jahr berufen wurde.

Diese Erfahrungen werden ihm als Weihbischof für den südlichen Bereich der Erzdiözese Köln zugutekommen, zu dem er jetzt von Papst Franziskus ernannt wurde — als Nachfolger von Heiner Koch, dem jetzigen Erzbischof von Dresden.

Mit seiner Klugheit und Weitsicht wird Ansgar Puff die Strukturen und die Organisation der Kirche zu nutzen wissen, damit Menschen in ihrem Alltag angesprochen werden und Kirche als hilfreich erfahren. Puff weiß aus eigener Erfahrung als Seelsorger, dass Hilfe dann ankommt, wenn Christen sich persönlich für andere einsetzen. Das hat er als Gemeinde-Pfarrer von Oberbilk und Eller-West praktiziert. Dort kümmerte er sich um die Hilfe für sozial Benachteiligte, unterstützte die Caritas mit Treffpunkten, Essensausgaben und Werkstätten für Arbeitslose.

"Puff hat guten Zugang auch zu einfachen Leuten, er hilft ihnen nicht nur, er versteht sie auch in ihrem Lebensumfeld", sagt Günter Fuchs. Der Vorsitzende des Katholikenrates hat als ehemaliger Caritas-Vorstand lange mit Puff zusammengearbeitet. Fuchs ist überzeugt, dass Puff ein volksnaher Bischof wird. Denn Puff setzt auch auf aktive Gruppen, die auf andere zugehen. Kleine Gemeinschaften, die im Mitmenschen Christus erkennen können, sind für ihn das Salz in der Suppe der Gesellschaft. Als stellvertretender Stadtdechant von 2004 bis 2012 hatte er deshalb die Aktivierung solcher Gruppen im Blick. Denn nur mit ihnen habe die Kirche Zukunft, glaubt Puff.

Die Vielfalt der Fähigkeiten in diesen Gruppen sieht der Seelsorger als immense Chance. So könnten in den Gemeinden in einem großen Seelsorgeverbund Schwerpunkte gesetzt werden. Er setzte in seinem großen Gemeindeverbund unterschiedliche Akzente, von besonderen Angeboten für Familien über caritative Aktionen bis hin zu Angeboten für Berufstätige — beispielsweise mit Gottesdiensten zur Mittagszeit.

Es ist ihm bewusst, dass mit der Konzentration auf Schwerpunkte zwangsläufig auch Lücken entstehen. Aber Kirche kann nicht an jedem Ort alles abdecken, weiß er aus seiner seelsorgerischen Erfahrung. Trotzdem sind Kirchen für ihn Orte der Hoffnung, auch wenn nicht alles perfekt ist. Aber in der Gemeinschaft, in der Vertrauen auf Gott eingeübt und Glaube erlernt werden kann, wird Hoffnung sichtbar. Für diese Überzeugung warb er auch als Abteilungsleiter Seelsorge in den Gemeinden; erst kürzlich noch auf einem pastoralen Forum in Düsseldorf. Er setzt dabei nicht auf bloße Aktion, sondern auf ein gemeinsames Leben des Glaubens. Über der Funktion in der Kirche steht für ihn stets die Gemeinschaft, das Volk Gottes.

Mit seiner Leitungsfunktion im Erzbistum ist er Kochs Nachfolger sogar im doppelten Sinn. Denn auf diesem auch mit Strukturfragen beschäftigten und darum keineswegs konfliktfreien Posten hatte sich schon Heiner Koch bewährt, ehe er Weihbischof und zuletzt Bischof von Dresden wurde. Die Arbeit in der Hauptabteilung Seelsorge bietet einen tiefen Einblick ins Bistum und eine genaue Kenntnis der Seelsorge-Situation. All das sind gute Voraussetzungen für eine auch organisatorisch fundierte Arbeit.

Im Mittelpunkt aber steht natürlich das hohe Amt; es ist nach dem Weiheverständnis der römisch-katholischen Kirche das höchste, das ein Geistlicher empfangen kann. Alle weiteren Titel, die in der Öffentlichkeit den Priester schmücken und auszeichnen, überragen die Bischofsweihe nicht. Ein Kardinal wird vom jeweiligen Papst ernannt und in diesem Sinne vom Pontifex kreiert.

Und auch der Papst selbst empfängt keine Weihe mehr: Ihn wählt das Konklave, also jene Kardinäle der römisch-katholischen Kirche, die ihr 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Allerdings wird dieser Wahl eine geistliche Bestimmung zuerkannt, indem auch die Mitwirkung des Heiligen Geistes bedacht wird. Nach seiner Wahl ist der Papst auch der Bischof von Rom.

Der neue Kölner Weihbischof wird der Deutschen Bischofskonferenz angehören und in den Gremien dort Verantwortung tragen. Ansgar Puff wird zudem sogenannter Titularbsichof von Gordo in der Türkei. Das ist nach den kirchlichen Regeln üblich. Denn jeder Bischof wird auf ein sogenanntes Titularbistum geweiht; dabei handelt es sich um ein untergegangenes Bistum. Das nicht mehr existierende Bistum Gordo liegt in Lydien, 150 Kilometer nordöstlich von Izmir.

(RP/caf/rl)
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