Damit Betroffene daheim bleiben können Uniklinik betreut Palliativpatienten jetzt auch daheim

Düsseldorf · Die meisten Menschen möchten die Zeit, die ihnen noch bleibt, zu Hause verbringen. Oft ist das aber nicht möglich, weil Hausarzt oder Pflegedienst die besondere Betreuung nicht leisten können. Deswegen hat die Uniklinik jetzt einen ambulanten Palliativ-Pflegedienst gestartet.

Ein Teil des zehnköpfigen Teams (v. l.): Janika Ochel, Susanne Feit, Thorsten Braumöller, Ute Nicolin, Dirk Wildner und Ulrike Nebel.

Ein Teil des zehnköpfigen Teams (v. l.): Janika Ochel, Susanne Feit, Thorsten Braumöller, Ute Nicolin, Dirk Wildner und Ulrike Nebel.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Cicely Saunders (1918-2005), eine britische Krankenschwester und Sozialarbeiterin, die als Pionierin der Palliativmedizin gilt, soll einmal gesagt haben: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ Für viele Palliativpatienten ist es dabei wichtig, die Zeit, die ihnen noch bleibt, zu Hause, in der vertrauten Umgebung zu verbringen und nicht in einem Krankenhaus. An der Uniklinik Düsseldorf will man diesen Wunsch erfüllen und hat nun als zweiter Anbieter in der Stadt einen eigenen ambulanten Palliativ-Pflegedienst gestartet.

Das SAPV-Team (Spezialisierte Ambulante PalliativVersorgung) besteht aus zehn zusätzlichen Mitarbeitern, die Patienten in Düsseldorf, aber auch der Umgebung betreuen. Dirk Wildner ist Facharzt für Innere Medizin, Palliativ- und Schmerzmedizin und hauptsächlich für das Team verantwortlich, das innerhalb der Uniklinik-Palliativmedizin eine eigenständige Einheit bildet. Für ihn ist es besonders wichtig, dass seine Mitarbeiter die Patienten in ihrer gewohnten Umgebung in der privaten Wohnung oder aber auch im Pflegeheim betreuen können: „Sie brauchen aufgrund der Schwere ihrer Krankheit eine besondere Betreuung, die die allgemeine palliative Versorgung durch den Hausarzt und zum Beispiel einen Pflegedienst nicht leisten kann. Häufig ist deshalb ein stationärer Aufenthalt notwendig. In dieser Situation hilft die ambulante Versorgung.“

Das interdisziplinäre Team der Uniklinik bietet Betreuung rund um die Uhr – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Die SAPV ersetzt allerdings nicht die Behandlung durch den niedergelassenen Hausarzt oder den Pflegedienst, sie ist ein ergänzendes und unterstützendes Angebot. Die Besuche finden – je nach Absprache – nach Bedarf und auch regelmäßig statt.

Für Menschen mit einer nicht heilbaren und lebensbedrohenden Krankheit da sein: Das ist die zentrale Aufgabe der Palliativmedizin. Dem besonderen Zweig der Medizin geht es darum, Leiden vorzubeugen und zu lindern, Schmerzen zu behandeln und den Patienten sowie deren Angehörigen bei Beschwerden körperlicher, psychologischer und spiritueller Art beizustehen und die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten. Diese Unterstützung seit Anfang des Monats auch außerhalb des Klinikgeländes anbieten zu können, ist der Düsseldorfer Uniklinik wichtig. „Wir sind sehr glücklich, mit dem mobilen Angebot nun auch Betroffene außerhalb unserer Station versorgen zu können. Eine große Entlastung für die Situation von schwersterkrankten Menschen in Düsseldorf“, sagt Professor Frank Schneider, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender der Uniklinik.

„In erster Linie geht es uns um kontinuierliche Betreuung, darum arbeiten wir eng mit den Hausärzten und Pflegeteams zusammen. Jeder von uns erfüllt einen Teilaspekt in der Versorgung der Palliativpatienten“, sagt Martin Neukirchen, Leitender Arzt des Interdisziplinären Zentrums für Palliativmedizin an der Uniklinik. Gerade bei Ängsten und Schmerzen beruhige es häufig schon, wenn man jemanden erreiche, der sich Zeit für einen nimmt. „Wir können schnell und flexibel zum Patienten fahren und helfen“, sagt Neukirchen. Vor Ort behandeln die ambulanten Ärzte in enger Zusammenarbeit mit Betroffenen, Hausarzt, Pflegedienst und Angehörigen die Symptome. Nach einer Verordnung durch den behandelnden Arzt erfolgt die Finanzierung dann durch die Krankenkasse.

Für Martin Neukirchen schließt das Angebot eine Versorgungslücke in Düsseldorf: „Die Zusammenarbeit zwischen den palliativmedizinischen Einrichtungen in unserer Stadt ist sehr gut. Mit unserem ambulanten Palliativteam können wir das Angebot nun aber noch weiter ausbauen – der Bedarf ist riesig.“ Jeden Tag würden er und seine Leute den demographischen Wandel erleben. „Wir werden immer älter, immer mehr Menschen werden in Zukunft eine Betreuung brauchen.“ Ambulante Teams würden dabei die Krankenhäuser entlasten und den Patienten wiederum die sehnlichst gewünschte Selbstbestimmung geben. „Ziel unserer Arbeit ist immer, diese zu erhalten. Es freut mich, dass wir das den Patientinnen und Patienten nun auch in ihrer gewohnten Umgebung zu Hause anbieten können“, sagt Neukirchen.

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