Nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt Düsseldorfer trauern mit Berlin

Schweigend gedachten viele Düsseldorfer am Dienstag der Opfer des Anschlags an der Berliner Gedächtniskirche. Eine Schließung der Weihnachtsmärkte kam nicht in Frage. Die Polizeistreifen wurden mit Maschinenpistolen ausgerüstet.

Anschlag in Berlin: Reaktionen auf dem Düsseldorfer Weihnachtsmarkt
9 Bilder

Reaktionen auf dem Düsseldorfer Weihnachtsmarkt

9 Bilder
Foto: Laura Ihme

Am Abend ist fast alles wie immer. Dichtes Gedränge um die Buden auf dem Schadowplatz, Glühwein-Gespräche über Geschenke und Ferienpläne. Wenn jemand bemerkt, dass die Musik fehlt, die sonst den Klangteppich bildet, dann ist das zumindest nicht das beherrschende Thema. "Wenn jetzt etwas hier passieren würde, könnten wir sowieso nichts daran ändern. Also müssen wir weitermachen. Wenn wir immer verhindern wollten, dass uns etwas zustößt, könnten wir ja gleich zu Hause bleiben", sagt Birgit Ostendorf aus Ratingen. Und auch Gabi Maaßen hat den Ausflug zum Weihnachtsmarkt mit Eva Kobe nicht abgesagt, auch wenn sie nach den Ereignissen der vergangenen Monate "bei Großveranstaltungen schon unruhiger geworden" ist.

Am Morgen hatte die Düsseldorf Marketing & Tourismus (DMT) die Marktbeschicker per Whatsapp gebeten, als Zeichen der Trauer auf die Musik zu verzichten, und um 12 Uhr auch die Lichter auszuschalten. Über Lautsprecher bat Oberbürgermeister Thomas Geisel, der sich mit der Stadtspitze und Stadtangestellten auf dem Marktplatz versammelt hatte, um fünf Minuten des schweigenden Gedenkens an die Opfer des Anschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt.

Dass die Frage, ob und wie die acht Düsseldorfer Innenstadtmärkte am Dienstag öffnen sollten, in der morgendlichen Lagebesprechung das wichtigste Thema sein würde, das sei ihm schon am Abend klar gewesen, als die ersten Nachrichten aus Berlin kamen, sagte Geisel später. "Aber Veranstaltungen wie diese gehören zu unserer Lebensart. Das dürfen wir uns nicht nehmen, uns nicht einschüchtern lassen", sagte er und appellierte an die Düsseldorfer: "Wachsamkeit ist angesagt, auch für jeden einzelnen."

Die versammelte Stadtspitze trug sich als Erste ins Kondolenzbuch ein, das seit gestern Mittag im Rathaus-Foyer ausliegt.

Die versammelte Stadtspitze trug sich als Erste ins Kondolenzbuch ein, das seit gestern Mittag im Rathaus-Foyer ausliegt.

Foto: Anne Orthen

Ganz ähnlich hatte sich Polizeipräsident Norbert Wesseler geäußert und zur Besonnenheit aufgerufen. Die Polizei werde alles für die Sicherheit der Bürger tun, konkrete Bedrohungen gebe es derzeit nicht, aber eben auch keine 100-prozentige Sicherheit. Schon am Morgen waren die Streifen auf dem Weihnachtsmarkt verstärkt und die Beamten mit Maschinenpistolen ausgerüstet worden. Alle seien "noch einmal in hohem Maße sensibilisiert" worden, so Wesseler. An eine Schließung der Weihnachtsmärkte hat er nicht gedacht, auch für die DMT war das kein Thema. "Das wäre das falsche Signal", sagte ihr Sprecher Roman von der Wiesche.

Die Whatsapp-Gruppe der Schausteller und die zentrale Lautsprecheranlage sind Bestandteil des Sicherheitskonzepts der Märkte, sagte Schausteller-Chef Oliver Wilmering. In einem Ernstfall würden die Budenbetreiber so informiert, der Markt notfalls auch evakuiert. "Es kann immer etwas passieren. Aber wenigstens sind wir aufgrund der baulichen Gegebenheiten in der Innenstadt vor einem Lkw-Anschlag halbwegs sicher", sagt Wilmering. Betonpoller, wie sie anderswo eingesetzt werden, seien deshalb beim Weihnachtsmarkt kaum nötig.

 Um 12 Uhr gingen Lichter und Musik auf den Weihnachtsmärkten aus. Besucher und Marktbeschicker gedachten wie hier auf dem Marktplatz schweigend der Opfer von Berlin.

Um 12 Uhr gingen Lichter und Musik auf den Weihnachtsmärkten aus. Besucher und Marktbeschicker gedachten wie hier auf dem Marktplatz schweigend der Opfer von Berlin.

Foto: Anne Orthen (2), S. Geilhausen

Bei exponierten Veranstaltungen seien die Poller, die nach dem Lkw-Attentat in Südfrankreich auch "Nizza-Sperren" genannt werden, womöglich angebracht, sagt OB Geisel. "Aber man muss auch sicherstellen, dass Rettungsfahrzeuge durch können - das ist nicht unproblematisch." Ob die Sperren womöglich im nächsten Jahr beim Auftakt der Tour de France zum Einsatz kommen, sei offen. An das Sicherheitskonzept habe man "ohnehin höchste Anforderungen" gestellt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort