Tierheim Düsseldorf Besser einen Gutschein für ein Haustier schenken

Düsseldorf · Jedes Jahr im Advent muss das Düsseldorfer Tierheim viele Adoptionsanfragen zum Wohl der Tiere ablehnen. Einen generellen Vermittlungsstopp über die Feiertage gibt es aber nicht.

 Timo Franzen, Leiter des Tierheims Düsseldorf, kriegt kurz vor Weihnachten viele unseriöse Adoptionsanfragen.

Timo Franzen, Leiter des Tierheims Düsseldorf, kriegt kurz vor Weihnachten viele unseriöse Adoptionsanfragen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Für Timo Franzen, Leiter des Düsseldorfer Tierheims, kommt es in den Tagen vor Weihnachten immer wieder zu ärgerlichen oder traurigen Szenen. Denn viele Menschen wollen ihren Lieben eine besondere Freude machen und ein Haustier verschenken. „Unverantwortlich“, sagt Franzen dazu.

Das Tierheim und der Düsseldorfer Tierschutzverein, der die Einrichtung betreibt, haben eine klare Meinung: Tiere gehören nicht unter den Tannenbaum. „Wer sich ein Haustier kauft, übernimmt Verantwortung für ein Lebewesen – egal, ob er es bei uns adoptiert oder beim Laden oder Züchter erwirbt“, sagt Franzen. Er muss in der Adventszeit regelmäßig Anfragen von Leuten ablehnen, die Verwandte mit einem Hasen, einer Katze oder gar einem Hund überraschen wollen. „Die Beschenkten freuen sich vielleicht zunächst über das Tier, aber mit der Zeit merken sie, wie viel Aufwand ein Haustier mit sich bringt, und dann endet es wieder bei uns – im besten Fall“, so der Tierheimleiter. Im schlimmsten Fall werden die lebendigen Geschenke dann im Januar einfach ausgesetzt, sterben oft, weil sie nicht gelernt haben, in freier Wildbahn zu überleben.

Vor Weihnachten häufen sich die Adoptionsanfragen im Tierheim. „Unser Team muss dann immer sehr genau prüfen, wem man ein Haustier abgibt, und wem nicht.“ Die meisten Anrufer, bei denen das Tierheim Nein sagt, ließen sich jedoch zur Vernunft bringen. „Wir empfehlen immer, einen schönen Gutschein zu gestalten. Nach den Feiertagen können dann der Schenker und der Beschenkte zu uns kommen und sich gemeinsam ein Tier aussuchen“, rät Franzen. Dies habe zudem den Vorteil, dass Tier und Halter einander vor dem Kauf kennenlernen. Außerdem rät der Tierheimleiter, mit dem Gutschein ein Fachbuch zum jeweiligen Tier zu verschenken. „Dann kann sich der Beschenkte auf die Aufgaben, die mit dem Haustier kommen, vorbereiten.“ Im Zweifelsfall könne er es sich dann immer noch anders überlegen und sich gegen das Geschenk entscheiden, ohne einem Tier unnötigen Stress zuzufügen.

Nicht jeder, der ein Tier zum Fest verschenken will, hört jedoch auf die Logik des Tierheims. „Bei mir rufen regelmäßig noch an Heiligabend Menschen an, die ein Tier als Geschenk haben möchten. Ich wurde schon mehrfach persönlich beschimpft, wenn ich dann entschieden abgelehnt habe. Damit muss man auch umgehen können“, erzählt Timo Franzen. Häufig sei das Tierheim die letzte Chance auf ein besonderes Weihnachtsgeschenk. Tierfreund Franzen enttäuscht jedoch lieber Menschen mit unrealistischen Wünschen, als ein Tier dem Risiko auszusetzen, das ein unvorbereiteter und unwilliger Halter bedeutet. Einen generellen Adoptinsstopp über die Feiertage soll es im Tierheim allerdings nicht geben.

Doch auch ein anderer Trend zeigt sich in den Wochen vor Weihnachten: Es werden mehr Tiere abgegeben. „Teils sind es Menschen, die Platz schaffen wollen für ein neues Tier, das sie sich zu Weihnachten anschaffen wollen“, erklärt der Tierheimleiter und äußert sein Unverständnis. Außerdem gebe es stets vor Beginn der Winterferien, wie auch im Sommer, vermehrt Menschen, die nicht wissen, wer sich im Urlaub um ihr Tier kümmern soll und dementsprechend ein vielleicht lästig gewordenes Tier im Tierheim entsorgen. „Bei uns wurden erst vor ein paar Tagen zwei Kaninchen abgegeben, die laut Kassenbeleg erst im September gekauft wurden“, erzählt Franzen.

Allerdings prüfen nicht alle Tierhandlungen und Züchter ihre Abgaben so genau wie das Tierheim, und so landen jährlich doch viele Tiere als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum. Die Folge: Zahlreiche Neuzugänge für das Tierheim im Januar. Allein in den ersten zwei Januarwochen 2019 waren es vierzig Tiere.

Timo Franzen appelliert an jeden zukünftigen Tierhalter, sich der langfristigen Verantwortung und der zeitlichen wie finanziellen Belastung bewusst zu sein, die ein Haustier – auch ein Kleintier – mit sich bringt.

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