Vorwurf der sexuellen Belästigung Düsseldorfer Stadtdechant Hennes beurlaubt - ähnlicher Vorfall in den 1990er-Jahren

Düsseldorf · Der Kölner Erzbischof Woelki hat den Düsseldorfer Stadtdechanten Ulrich Hennes beurlaubt. Gegen ihn wurde der Vorwurf der sexuellen Belästigung erhoben. Es gab in der Vergangenheit bereits einen ähnlichen Vorwurf.

Ulrich Hennes bei seiner Amtseinführung in Düsseldorf im Oktober 2015.

Ulrich Hennes bei seiner Amtseinführung in Düsseldorf im Oktober 2015.

Foto: Bernd Schaller

Das Erzbistum hat den entsprechenden Hinweis an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet und davon unabhängig ein innerkirchliches Verfahren eröffnet, teilte das Erzbistum mit.

Hennes bestreitet den Vorwurf: „Ich bin unschuldig“, sagte er gegenüber unserer Redaktion. Er werde in Düsseldorf wohnen bleiben. „Ich habe keinen Grund abzutauchen“, so Hennes. Gottesdienste werde er vorübergehend nicht halten, da er beurlaubt sei.

Bis zum Abschluss der eingeleiteten Verfahren solle keine Vorverurteilung stattfinden; es gelte die Unschuldsvermutung, teilte das Erzbistum mit.

Hennes ist, den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz entsprechend, bis zum Abschluss des Verfahrens beurlaubt. Der betreffende Vorgang soll sich 2012 ereignet haben. Der Hinweis hatte das Erzbistum nach eigenen Angaben am vergangenen Donnerstag erreicht.

Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte das Erzbistum, dass Hennes bereits in seiner Wuppertaler Zeit in den 1990er Jahren mit dem Vorwurf einer sexuellen Belästigung eines fast volljährigen Jugendlichen konfrontiert war. Damals wurde Ulrich Hennes vom Erzbistum „zu einer Therapie verpflichtet, die dann auch absolviert wurde“, sagte ein Sprecher.

Ein im Auftrag des Bistums erstelltes Gutachten habe seinerzeit ergeben, dass Hennes ohne Auflagen arbeiten könne. Die Staatsanwaltschaft, an die der Fall im Zuge der Überprüfung aller einschlägigen Akten Jahre später weitergeleitet worden sei, habe das Verfahren eingestellt, der Vorgang sei inzwischen verjährt.

Alle Akten, bei denen mögliche Übergriffe eine Rolle spielten, kommen jetzt allerdings noch einmal auf den Prüfstand.

„Wir dulden keinerlei Form von sexualisierten Übergriffen und gehen entsprechenden Hinweisen und Verdachtsfällen konsequent nach“, so Kardinal Woelki.

Betroffene können sich jederzeit an die Ansprechpersonen des Erzbistums wenden, die für vertrauliche Gespräche und die Vermittlung von Hilfsangeboten zur Verfügung stehen.

Hennes ist seit Oktober 2015 Stadtdechant in Düsseldorf. Zuvor war er von 2006 bis 2015 Pfarrer in Hilden und ab 2012 zusätzlich Kreisdechant von Mettmann. In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt trat er die Nachfolge von Rolf Steinhäuser an, der nach Köln wechselte und dort 2016 zum Weihbischof geweiht wurde.

Ein Stadtdechant ist in der katholischen Kirche ein kirchlicher Repräsentant in der jeweiligen Stadt und vertritt gegenüber der Stadtkirche die Interessen des Bischofs.

(jj/csr)
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