Wirtschaft Vom harten Kampf auf dem Spielzeugmarkt

Düsseldorf · Der Fachhandel steht unter Druck. Kleine Läden können sich mit Spezialisierung halten, großen Ketten gelingt das teilweise nicht.

 Intertoys an der Friedrichstraße schließt zum Jahresende.

Intertoys an der Friedrichstraße schließt zum Jahresende.

Foto: RP/Dominik Schneider

„Wir räumen auf! 50 % auf ausgewählte Artikel“ verheißen die großen gelben Poster, die im Schaufenster der Intertoys-Filiale an der Friedrichstraße hängen. Vor dem Laden stehen Körbe voller Spielsachen: Strand-Sets, Kräne und Modellautos, alles mit reduziertem Preis. Doch diese Angebote sind mehr als ein normaler Sommer-Ausverkauf. Denn der Spielwarenladen schließt – genau wie die 22 anderen Intertoys in Deutschland.

„Der Aufwand, diese Filialen zu betreiben, rechnet sich einfach nicht mehr“, sagt Veerle Focke, die mit ihrer Agentur La Plume die Kommunikation für Intertoys leitet. Auf dem niederländischen Heimatmarkt sei man Marktführer, doch in Deutschland sei die Logistik einfach zu aufwändig, um den Markt rentabel zu gestalten. Daher sei der Entschluss gefallen, alle deutschen Standorte aufzugeben. Davon sind 250 Mitarbeiter betroffen, allein elf davon in der Filiale in Düsseldorf. Dort wollte man zur Schließung keinen Kommentar abgeben, allerdings soll der Laden bis spätestens Januar 2019 zu sein.

Wie auch andere Branchen erfährt der Spielwarenhandel starken Druck durch die Online-Konkurrenz. Jeder dritte Euro für Spielzeug werde inzwischen im Internet ausgegeben – Tendenz steigend, sagt Steffen Kahnt vom Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels (BVS). Daher setzen auch viele stationäre Läden inzwischen zusätzlich auf diesen Verkaufsweg. Dennoch ist zu beobachten, dass es dem stationären Spielzeughandel nicht gut geht: Bereits 2010 musste mit Lütgenau ein Traditionsunternehmen mit über 130 Jahren Geschichte schließen, in den USA meldete im Frühjahr der Spielzeugriese Toys´r´Us Insolvenz an – mit Folgen für die europäischen Filialen, von denen sich eine in Düsseldorf befindet. Diese sollen von einem irischen Konzern übernommen werden.

Viele reine Spielwarengeschäfte gibt es nicht mehr in Düsseldorf. Die, die nicht zu großen Ketten gehören, haben sich eine Marktlücke gesucht. So zum Beispiel das Spielschiff an der Kaiserswerther Straße. Inhaberin Beatrix Rosenberg erzählt, wie hart der Preiskampf auf dem Markt ist: „Im Internet werden Artikel teilweise unter unserem Einkaufspreis angeboten, da haben kleine Geschäfte keine Chance, mitzuhalten.“ Statt dessen setzt sie auf Dinge, dass man nicht überall kaufen kann, vor allem auf klassisches Holzspielzeug. Darüber hinaus gibt es im Spielschiff persönliche Beratung, die in größeren Läden oder online so nicht angeboten wird.

Auch der Mage Store an der Graf-Adolf-Straße setzt auf den direkten Kontakt zum Kunden. Der Laden hat sich auf Karten- und Brettspiele spezialisiert, die man teilweise auch vor Ort ausprobieren und mit anderen Spielen kann. „Um wirtschaftlich zu sein, muss man den Kunden glücklich machen. Dann kommt er auch wieder“, sagt Verkäufer Maurice Welder.

Doch Spezialisierung und enger Kundenkontakt alleine reichen nicht aus, um auf Dauer positiv dazustehen. Das weiß Jörg Menzel, der in Menzels Lockschuppen an der Friedrichstraße Eisenbahnen und andere Modelle verkauft. „Der Branche geht es nicht so gut, viele Läden in der Umgebung haben schon zu gemacht“, sagt er. Der Versandhandel sei ein zunehmendes Problem, zudem habe das Spielen mit Modellen bei Kindern deutlich an Beliebtheit verloren. Viele ältere Kunden würden das Fachwissen und die Beratung in spezialisierten Geschäften jedoch schätzen.

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