Fragen an den Düsseldorfer Schuldezernenten Burkhard Hintzsche: „Das Land muss jetzt handeln“

Düsseldorf · Düsseldorf bekommt weniger Lehrer als der Durchschnitt in NRW. Düsseldorfs Schuldezernent kritisiert die Landesregierung.

 Burkhard Hintzsche fordert vom Land schnelle und effektive Lösungen für die Lehrerversorgung.

Burkhard Hintzsche fordert vom Land schnelle und effektive Lösungen für die Lehrerversorgung.

Foto: Nicole Lange

Wie schlecht ist die Versorgung mit neuen Lehrern in Düsseldorf?

Hintzsche Zum Stichtag 31. August lag die Besetzungsquote  bei 57 Prozent und damit gut vier Prozentpunkte unter dem Landesdurchschnitt. Es ist bemerkenswert, dass nicht alle Regionen in NRW wachsen, aber bei uns die Versorgung unterdurchschnittlich ist.

Die Gewerkschaft GEW hat den Mangel gerade kritisiert. Wen trifft es besonders?

Hintzsche Besonders schwierig stellt sich die Quote bei den Hauptschulen mit 27 Prozent dar. Auswirkungen auf den Unterricht bei Quantität und Qualität sind absehbar, mit einer Überlastung der Kräfte ist zu rechnen. Das Düsseldorfer Schulamt arbeitet mit Hochdruck daran, die Besetzungsquote insbesondere bei den Grundschulen auf einem hohen Niveau zu halten bzw. zu steigern. Aktuell finden Stellenbesetzungsverfahren statt. Allerdings laufen immer häufiger Ausschreibungen leer, weil es keine Bewerbungen gibt.

Ihre Botschaft ans Land?

Hintzsche Das Land muss den Lehrermangel schnell und effektiv bekämpfen. Düsseldorf sorgt mit seinem Schulbauprogramm dafür, dass die benötigten Plätze für die Schülerinnen und Schüler geschaffen werden. Die Erhöhung der räumlichen Kapazitäten muss aber Hand in Hand gehen mit der Verbesserung der Lehrerversorgung, damit nicht neugebaute Schulen leer stehen müssen, weil keine Lehrer da sind. Wenn wir eine Kita ohne ausreichendes Personal eröffnen wollten, würde uns das Landesjugendamt keine Betriebsgenehmigung erteilen.

Gibt es Handlungsoptionen?

Hintzsche Das Land prognostiziert in den nächsten Jahren einen Bewerberüberhang in der Oberstufe (SEK II). Diese Kräfte müssen effektiv eingesetzt werden, damit sie den Bedarf in der SEK I (Klasse 5 bis 10) an den anderen Schulformen decken können. Ebenso sollte das Land Programme initiieren, um Lehrer/innen aus Gebieten mit sinkenden Schülerzahlen bzw. mehr als 100 Prozent Besetzungsquote umzuverteilen.

Für junge Lehrer ist Düsseldorf ein teures Pflaster. Könnte die Stadt nicht eine Zulage zahlen?

Hintzsche Die Stadt unternimmt bereits erhebliche Anstrengungen, um den eigenen Fachkräftebedarf zu decken und schafft im Rahmen des Ausbaus auch zusätzliche Wohnungen für Studierende oder  Azubis. Die Sicherung des Lehrerbedarfs und die Bezahlung sind originäre Aufgaben des Landes. Natürlich unterstützen wir gerne, wenn ein Kita-Platz fehlt.

(ujr)
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