Harte Vorwürfe gegen Stadt und Land Düsseldorfer Schauspielhaus: Mitarbeiter schreiben offenen Brief

Düsseldorf · Das Schauspielhaus in Düsseldorf steckt in einer tiefen Krise. Seit langem beherrschen nicht mehr die Theaterstücke, sondern die Querelen um die Führung die Schlagzeilen. Jetzt wehren sich die Mitarbeiter.

Die Intendanten des Düsseldorfer Schauspielhauses
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Foto: Katharina Maaßen

Nach monatelangen Querelen um die Führung des Düsseldorfer Schauspielhauses machen die Mitarbeiter jetzt der Stadt und dem Land harte Vorwürfe. In einem offenen Brief warnten Ensemble und Bühnenpersonal am Sonntag davor, "kulturpolitische Machtkämpfe" auf dem Rücken des Theaters auszutragen. "Es gibt keine künstlerische Krise", schrieben sie. "Die Krise ist eine der Kulturpolitik der Stadt Düsseldorf und der Landesregierung, die es versäumt haben durch eine rasche Entscheidung Zeichen zu setzen."

Zugleich stärkten die Mitarbeiter dem wegen eines Millionen-Defizits unter Druck geratenen Interimsintendanten und langjährigen kaufmännischen Geschäftsführer, Manfred Weber, den Rücken. Das Schauspielhaus, eines der größten Sprechtheater Deutschlands, steht vor einem Finanzloch in Höhe von 5,4 Millionen Euro. Die Stadt Düsseldorf und das Land Nordrhein-Westfalen, die das Theater mit einem Gesamtetat von rund 24 Millionen Euro finanzieren, hatten Wirtschaftsprüfer mit einer Sonderprüfung beauftragt. Die Ergebnisse sollen Mitte Februar vorgelegt werden.

Seit dem überstürzten Weggang des Intendanten Staffan Valdemar Holm im November 2012 sucht das Theater mit rund 350 Mitarbeitern einen neuen Intendanten. Das Haus kämpfte unter Holm mit einer schlechten Auslastung. Unter Weber stiegen die Besucherzahlen zuletzt wieder an. "Das Programm unseres Hauses wird in seiner Bandbreite von Publikum wie Presse zunehmend positiv aufgenommen", schrieben die Mitarbeiter.

NRW-Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) hatte der Geschäftsführung des Schauspielhauses vorgeworfen, die finanzielle Lage des Theaters zu verschleiern und Informationen nicht rechtzeitig zu liefern. Auch die Intendantensuche des Schauspielhauses war begleitet von Eklats, als Bewerbernamen öffentlich wurden und prominente Theaterleute die Findungskommission aus Protest verließen. Zuletzt hatte ein Bericht der "Bild"-Zeitung für Irritationen gesorgt, wonach der Schauspielchef der Salzburger Festspiele, Sven-Eric Bechtolf, die künstlerische Leitung in Düsseldorf übernehme. Bechtolf, die Stadt Düsseldorf und das Land hatten dies umgehend dementiert.

(dpa)
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