Verwaltung lasse Rettungsdienste im Stich Rettungsdienste beklagen Personalmangel

Düsseldorf · Der Fachkräftemangel sei eklatant, heißt es in einem Schreiben von DRK, ASB, Johannitern und Maltesern.

 Bei einer Übung in Düsseldorf schieben Rettungssanitäter eine Trage in einen Rettungswagen. Die Rettungsdienste kritisieren erheblichen Fachkräftemangel in der Stadt.

Bei einer Übung in Düsseldorf schieben Rettungssanitäter eine Trage in einen Rettungswagen. Die Rettungsdienste kritisieren erheblichen Fachkräftemangel in der Stadt.

Foto: dpa

Unterschiedlicher könnte die Einschätzung der Lage im Rettungsdienst nicht ausfallen: In der jüngsten Ratssitzung hatte Feuerwehr-Dezernentin Helga Stulgies auf Nachfrage der Ratsfraktion Tierschutz/Freie Wähler mitgeteilt, dass es einen generellen Fachkräftemangel nicht gebe. Die Notfallsanitäter-Qualifikation in der Notfallrettung sei erst ab Januar 2027 gesetzlich verpflichtend, fast 300 Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr und der Hilfsorganisationen hätten die Prüfung zum Notfallsanitäter schon erfolgreich bestanden, viele weitere befänden sich in der Aus- und Fortbildung.

Die vier Rettungsdienste Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Malteser und Johanniter teilen diese Einschätzung allerdings nicht. Das wird in ihrer gemeinsamen Erklärung an die im Rat der Stadt vertretenen Parteien von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Linke und die Tierschutzpartei/Freie Wähler deutlich.

„Im Düsseldorfer Umfeld sind weit mehr als 200 Stellen an Personal in der Notfallrettung unbesetzt“, insofern gebe es einen „eklatanten Fachkräftemangel“, heißt es in dem Schreiben. Die Nachbesetzung einer frei werdenden Stelle dauere in der Regel sechs bis neun Monate und werde erschwert durch einen „regen Verdrängungswettbewerb mit oftmals unseriösen Angeboten“. Ausgebildete Notfallsanitäter würden durch „Handgelder etc.“ weggelockt. Zu knapper bezahlbarer Wohnraum in Düsseldorf und der Umgebung erschwere die Situation.

Die Lücken im Dienstplan würden zurzeit durch Mehrarbeit der verbliebenen Mitarbeiter „einigermaßen kompensiert“, auf Dauer lasse sich der Zustand aber nicht aufrechterhalten. „Der sich zuspitzende Fachkräftemangel waren Thema auf diversen Besprechungen mit der Verwaltung und sind dort bekannt“, heißt es in dem Schreiben.

Der Hinweis der Verwaltung, dass erst ab Januar 2027 die Qualifikation der Notfallsanitäter notwendig sei, „gaukelt eine falsche Sicherheit vor“: Denn nur bis zum 31. Dezember 2020 seien gemäß Bundesgesetzgebung Nachqualifizierungen von Rettungsdiensten möglich, müssten alle Qualifizierungsmaßnahmen abgeschlossen sein.

Die Verwaltung habe die vier Rettungsdienste mit den Qualifizierungen der Rettungsassistenten zu Notfallsanitätern und der Ausbildung neuer Notfallsanitäter allein gelassen: Sie beteilige sich weder an Qualifizierungs- noch an Ausbildungskosten, obwohl diese im Rettungsgesetz NRW als Kosten des Rettungsdienstes ausgewiesen seien. Zudem vermittele sie den Eindruck, dass sie nur für die Feuerwehr zuständig sei: Die Hilfsorganisationen, die einen erheblichen Anteil der Notfallrettung (ca. 53 Prozent) sowie den kompletten Krankentransport sicherstellen müssten, lasse sie „im Regen stehen“.

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