Auf 1400 Kilometern Autobahn Düsseldorfer Polizei zählt 100.000 Verstöße

Düsseldorf · Seit zweieinhalb Jahren ist die Düsseldorfer Verkehrspolizei auch für knapp 1400 Autobahnkilometer im Regierungsbezirk zuständig. In einem Jahr zählte sie 100.000 Vergehen gegen die Straßenverkehrsordnung. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben: Verkehrssünder stoppen.

Unterwegs mit der Autobahnpolizei
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Montagabend verlor bei Duisburg der Führerschein eines 33-jährigen Motorradfahrers vorläufig seine Gültigkeit. Mit Tempo 200 hatte der Mann ein Zivilfahrzeug der Polizei überholt, war rechts und links an deren Autos vorbei gerast und brachte es in einer 120er-Zone auf satte 230 km/h. Dass sein Motorrad dabei gelegentlich die Bodenhaftung verlor, hat die Polizei ebenso auf Video wie seine riskanten Spurwechsel. Mit diesen Beweisen wird gegen den Motorradfahrer nun ein Strafverfahren wegen Verkehrsgefährdung und Nötigung eingeleitet.

Provida (= Beweismittel Videodaten, englisch: Proof Video Data) heißt die Technik, mit der in NRW seit Mitte der 90er Jahre vor allem die Verkehrsverstöße geahndet werden, die zu den häufigsten Unfallursachen gehören. Ausgerüstet mit Kameras im Heck und an der Windschutzscheibe, einem geeichten Tachometer sowie einem Abstandsmesser sind für die Düsseldorfer Polizei derzeit drei unscheinbare aber leistungsstarke Limousinen auf den knapp 700 Kilometern Autobahn (pro Fahrtrichtung) unterwegs. "Es gibt keinen Tag, an dem wir nicht einschreiten müssen", sagt Polizeioberkommissar Michael Storck.

"Das schaff ich noch"

Mit Kollegin Alexandra Bistritzky ist er kaum losgefahren, da fällt beiden sofort der Lieferwagen auf, der auf der linken Spur an der Stoßstange des Vordermanns klebt. Und das bei immerhin 117 Stundenkilometern. Storck lenkt den BMW so, dass das Messgerät den Wagen vor dem Sprinter erfassen kann, während sich Alexandra Bistritzky um die Messung kümmert. Halber Tacho heißt die Faustregel für den korrekten Abstand auf der Autobahn — die Paketdienstfahrerin fährt aber bis auf 15 Meter auf.

Storck überholt, Bistritzky zeigt die rote Kelle und im Heck des BMW leuchtet die klare Aufforderung "Polizei Folgen". Drei Minuten später sitzt Nadine R. neben Michael Storck und sieht auf dem Monitor ihre eigene Fahrt. "Au weia" sagt sie, und versichert, dass sie trotzdem rechtzeitig bremsen könne: "Das schaff ich, ich bin schnell." So schnell sei nicht mal Michael Schumacher, sagt Storck und macht der Berufsfahrerin klar, dass sie sich bei den vielen Kilometern, die sie täglich abreißt, einen Fahrstil angewöhnt habe, bei dem sie sich zwar sicher fühle, "aber Sie sind es keineswegs." Nadine R. verspricht Besserung. Zumal ihre Fehler sie nun 160 Euro kosten werden und einen Monat Fahrverbot plus drei Punkte bedeuten.

Von 100 000 Verkehrsverstößen, die die Autobahnpolizei im Regierungsbezirk Düsseldorf voriges Jahr registrierte, hat allein das Provida-Team 2400 geahndet (siehe Info), Abstandsfehler, Geschwindigkeitsüberschreitung, Verkehrsgefährdung und Telefonieren. "Das lenkt einfach enorm ab", sagt Bistritzky. "Wir halten jeden an, den wir beim Telefonieren am Steuer sehen."

Verständnis für die Ertappten haben die Polizisten nicht. Oft genug müssen sie Unfallstellen sichern, die durch Unaufmerksamkeit und Raserei entstanden sind. Und nebenbei bringen die Verkehrsrowdys ja auch die Polizeibeamten in Gefahr. Wie der Porschefahrer aus Wesel, dem der BMW nur mit Mühe folgen kann, als er mit 260 Sachen über die A 46 braust. Im Berufsverkehr muss er bald wieder bremsen, und als er dann noch einen Corsa rechts überholt, gibt Storck die Tarnung auf und folgt ihm mit Martinshorn und Blaulicht. Durch die Kontrolle, mault der Porschefahrer, sei ihm ein Termin geplatzt. Nicht dadurch, hält Storck dagegen: "Er hätte bloß früher losfahren müssen."

Der Weseler bedient übrigens kein Klischee. "Wir müssen eher selten einen Porsche anhalten. Deren Fahrer sind zwar schnell, aber entspannt", sagt Storck.

Wenn er und Alexandra Bistritzky Autofahrern ihre Fehler auf Video zeigen, sind die meisten einsichtig. Nur selten wird einer unhöflich. Auch wenn sich die Beamten sicher sind: "Mancher gibt schon ein paar Meter weiter wieder Gas."

(RP)
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