Segler aus Düsseldorf 200 Tage allein auf dem Meer
Düsseldorf · Philipp Hympendahl vom Düsseldorfer Yachtclub will im nächsten Jahr an der Einhandregatta „Global Solo Challenge“ rund um die Welt teilnehmen. Einsamkeit, Kälte und Stürme im Südpolarmeer werden wohl die größten Herausforderungen.
„Point Nemo“ heißt der Punkt der Erde, der zwischen Chile und Neuseeland mit fast 2700 Kilometern am weitesten von Land entfernt ist. Die Raumstation ISS kreist zum Vergleich in 408 Kilometern Höhe um die Erde. Philipp Hympendahl wird nicht exakt an „Point Nemo“ vorbeikommen, doch weit entfernt von dem Punkt wird er auf seinem Boot nicht sein, wenn er im nächsten Jahr bei der Einhandregatta „Global Solo Challenge“ an den Start geht. Der 54-Jährige hat sich als einziger Deutscher angemeldet und will sich einen Traum erfüllen.
Bei der Einhandregatta geht es ganz alleine und ohne Zwischenstopp um die Welt – in östlicher Richtung, vorbei an den drei großen Kaps „Kap der guten Hoffnung“ (Südafrika), „Kap Leeuwin“ (Australien) und „Kap Hoorn“ (Chile). Einsamkeit, Kälte und Stürme im Südpolarmeer werden wohl die größten Herausforderungen, wenn Hympendahl rund 200 Tage auf dem Meer ist. Er segelt aber bereits seit Kindheitstagen, war zuletzt alleine um Dänemark unterwegs und machte eine längere Nordseeumrundung. „Ich habe dabei festgestellt, dass ich mit der Einsamkeit auf dem Boot ganz gut klarkomme“, sagt der hauptberufliche Fotograf. Und einsam sei man in der Natur auch gar nicht: „Ich wurde schon von Orcas oder einem Vogel begleitet. Außerdem ist man immer beschäftigt.“
Das Besondere an der Regatta im nächsten Jahr ist, dass auf verschiedenen Bootsklassen gestartet werden kann, auch mit einem kleineren Budget. Die schnelleren Boote starten später, so dass ein fairer Wettkampf entstehen soll. Das erste Boot in A Coruña gewinnt am Ende die Regatta. Der umweltfreundliche Gedanke dahinter: Eher ältere Boote sollen präpariert werden, anstatt neue zu bauen. Der 54-Jährige, der Mitglied im Düsseldorfer Yachtclub ist, besitzt zwar ein eigenes Boot, doch weil dies nicht den Ansprüchen der großen Tour entspricht, wird es verkauft und ein stabileres gebrauchtes gesucht.
Rund 100.000 Euro wird das neue Boot kosten. Weitere 100.000 Euro verschlingt der notwendige Umbau samt Ausstattung, insgesamt werden die Kosten für das Abenteuer bei etwa 300.000 Euro liegen. Ein Drittel der Summe will der Düsseldorfer alleine stemmen, der Rest muss über Sponsoren und Förderer gesammelt werden. 14 Monate bis zum Start klingen nach viel Zeit, doch sie sind es nicht: „Ich muss auf dem neuen Boot noch so viel Zeit wie möglich verbringen, um mich später wie ein Blinder darauf bewegen zu können. Jeder Handgriff muss sitzen, ein einziger Fehler kann dir das Boot zerlegen und das Ende der Regatta bedeuten“, sagt Hympendahl. „Ohne das Team im Hintergrund, das mir viel abnimmt, würde ich das Ganze nicht schaffen.“
Zum Team gehört auch die 20-jährige Tochter Zoe, die sich um die Social-Media-Kanäle des Vaters kümmert. Denn dessen Ziel ist es, einmal mit dem Segeln sein Geld zu verdienen. Die 100.000 Euro sieht er daher auch als langfristige Investition. Die Zahl seiner Follower und die der Abonnenten des eigenen Youtube-Kanals gingen bereits hoch, berichtet Hympendahl, für den es nicht das erste sportliche Abenteuer ist. im Jahr 2008 überstand er zusammen mit Vater Klaus einen Sturm von 50 Knoten Wind auf einem Katamaran im Pazifik, und auch als Langstreckenradfahrer sammelte er Erfahrung mit schwierigen Situationen.