Düsseldorf Düsseldorfer lehrt die Kultur des HipHop

Düsseldorf · Die Ballettstange ist das letzte Überbleibsel aus der alten Zeit. Farid Mohammadpour Baroug hat sie nicht abmontiert, auch wenn vor der großen Spiegelwand heute nur noch Hip- Hop getanzt wird.

 Seit den 80er Jahren ist Farid Mohammadpour Baroug Tänzer. In seiner Akademie will er dem Nachwuchs die HipHop-Kultur erklären.

Seit den 80er Jahren ist Farid Mohammadpour Baroug Tänzer. In seiner Akademie will er dem Nachwuchs die HipHop-Kultur erklären.

Foto: Endermann, Andreas

In den 60er Jahren beherbergte der großzügige Altbau an der Bunsenstraße die Tanzschule "Ballett im Hof". In den 80er Jahren zog eine Modeschule ein, Anfang 2012 hat Baroug, der in der Szene unter seinem Künstlernamen Joker bekannt ist, die erste Düsseldorfer HipHop Academy mit mittlerweile 80 Schülern eröffnet.

Und er legt Wert auf den Unterschied zwischen Tanzschule und Akademie. "Es geht bei uns um HipHop als Kultur." Für Baroug ist HipHop eine ernste Angelegenheit. Die natürlich Spaß bereitet und die ihn seit den 80er Jahren in seinem Alltag begleitet. Aber die eben mehr ist als ein bisschen Tanzen. "Die meisten Schüler, die zu uns kommen, haben keinen blassen Schimmer, was HipHop eigentlich ist."

Er wolle keine theoretischen Einführungsveranstaltungen halten, sagt Baroug, aber wer sich wirklich mit HipHop auseinandersetzen wolle, müsse mehr lernen als nur ein paar Schritte. "Man muss verstehen, worum es geht. Und das kann man nur, wenn man weiß, wo die Bewegung herkommt, wer sie aus welchen Gründen entwickelt hat."

HipHop, erzählt Joker, hat, so wie viele andere Kulturen, seinen Ursprung im Zufall. Der geht zurück auf die 70er Jahre, auf Funk-Musik und den Versuch, einen passenden Tanz zu den neuen Klängen zu entwickeln. Wildes Gestikulieren, abgebrochene Figuren - im Scheitern an flüssigen Bewegungen entstand der HipHop.

Parallel dazu begannen die Jugendlichen in der New Yorker Bronx damit, aus Kampfsportarten wie Kung-Fu und Capoeira einen eigenen Tanz zu entwickeln, den sie in Battles gegeneinander ausspielten. Beim "Popping" dagegen ahmten die Tänzer Roboter und Pantomimen nach. Aus dieser Melange entstand das, was heute HipHop ist.

Auch deshalb kann Baroug, der in den 80er Jahren aus seiner Heimat Iran zunächst durch Asien, später nach Europa reiste und irgendwann in Düsseldorf Wurzeln schlug, nicht nüchtern von Hip -Hop erzählen. "Mein Anspruch ist es, die großen Bühnen dieses Landes für den HipHop zu öffnen."

Baroug hat schon Stücke für das Opernhaus und das Tanzhaus entwickelt, er hat HipHop-Weltmeister ausgebildet, die bei ihm als Lehrer arbeiten, und er hat Choreographien für Jan Delay, Sarah Connor und Jeanette Biedermann entwickelt.

Aber nicht nur Stars und Tänzer will er schulen. Seine "J C Academy HipHop am Rhein" stehe jedem offen, sagt Baroug. Sonntags gibt es regelmäßig Schnupperstunden. Unter der Woche laufen Kurse für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis. "Ich rate jedem, egal wie lange er schon tanzt, mit einer Anfänger-Stunde zu starten", sagt Baroug. Eine Kultur begreife man eben immer erst von den Wurzeln aufwärts.

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