Die Lehrer-Kolumne Demokratiebildung statt Dienstanweisung

Düsseldorf · Schüler gehen freitags zu Future-Aktionen. Und schuld sollen tatsächlich die Russen sein.

 Bernd Kowol leitet verschiedene Arbeitsgemeinschaften an der Montessori-Gesamtschule in Flingern.

Bernd Kowol leitet verschiedene Arbeitsgemeinschaften an der Montessori-Gesamtschule in Flingern.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Das ist kein Scherz, sondern die neueste Variante eines Vorgangs, den ich Realsatire nennen würde. Denn laut „Spiegel“ machte unsere Bundeskanzlerin unter anderem Putins „hybride Kriegsführung“ als „äußerlichen Einfluss“ dafür aus, dass plötzlich „alle deutschen Kinder für den Klimaschutz protestieren.“ Selbst dem Nachrichtenmagazin war es zu viel, dass „legitime Protestbewegungen grundsätzlich für Ergebnisse russischer Propaganda gehalten werden“.

Nun protestieren nicht alle deutschen Kinder, aber viele sind es schon, die der schwedischen Umweltaktivistin Greta Thunberg freitags auch in Düsseldorf nacheifern, weil sie das Engagement der Erwachsenen in Sachen Klimarettung nicht überzeugt. Man könnte annehmen, dass sich unsere Ministerin für Schule und Bildung in NRW über das Engagement der Heranwachsenden gefreut hätte. Zeigen die Schüler doch damit, dass sie besser sind, als der ihnen oft nachgesagte Ruf. Zudem beginnt didaktische Kunst bekanntlich mit dem Abholen der Schüler, wo sie stehen. Ministerin Gebauer reagierte leider nicht mit dem Gespräch vor ihrer Haustür, sondern per Dienstanweisung an alle Schulleiter, um die Schulpflicht anzumahnen. Schulpflicht sticht Versammlungsrecht. Doch es gibt Bewegung. Inzwischen sprach ihr Staatssekretär bei einem TV-Dreh von Demokratiebildung.

Mein Rat: Liebe Frau Ministerin, setzen Sie sich an die Spitze der Bewegung! 2015 beschloss die UNO die Agenda 2030 mit ihren 17 nachhaltigen Zielen, zu deren Gelingen auch alle Schulen beitragen sollen. Das Ministerium zeichnete bereits viele Hundert Schulen für ihre nachhaltige Entwicklung als „Schulen der Zukunft“ aus. Es sollte alle zum Weltumwelttag am 5. Juni nach Düsseldorf einladen, um gemeinsam die Agenda 2030 voranzubringen. Vielleicht gelingt es der Ministerin, interessante Forscher sowie Greta Thunberg zum Kommen zu motivieren. Gerade heute, wo Völkerrecht und Umwelt bedroht sind, braucht die UNO jede Unterstützung, „mondays to fridays“ – in- und außerhalb des Unterrichts.

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