Schuldneratlas 2010 Düsseldorfer leben über ihre Verhältnisse

Der Landeshauptstadt geht es gut. Sie ist schuldenfrei. Auch ein Bummel über Königsallee oder durch den Hafen erweckt den Eindruck, dass die Menschen in Düsseldorf Geld haben. Dieser Eindruck trügt häufiger als gedacht. Tatsächlich leben überdurchschnittlich viele Düsseldorfer über ihre Verhältnisse.

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Foto: Creditreform

61.000 Menschen in der Landeshauptstadt sind überschuldet. 2300 mehr als im Vorjahr. Das ist das Ergebnis des siebten Schuldneratlas für Düsseldorf, den das Unternehmen Creditreform gemeinsam mit der Volksbank Düsseldorf Neuss herausgegeben hat.

Mit einer Schuldnerquote von 12,34 Prozent liegt die Landeshauptstadt im Vergleich der Großstädte mit mehr als 400.000 Einwohnern weit vorne. Nur Essen, Berlin, Bremen, Dortmund und Duisburg haben mehr überschuldete Einwohner. "Das ist ein Phänomen für eine schuldenfreie Stadt wie Düsseldorf", sagt Rainer Bovelet, der den Schuldneratlas federführend erstellt hat. Eine Erklärung ist, dass Düsseldorf, als Mode-, Handels- und Werbe-Metropole für viele eine Bühne ist, die sie zur Selbstdarstellung nutzen. Teure Mode- und Schmuckgeschäfte, Einrichtungs- und Autohäuser und noble Wohnungen wecken hier mehr Wünsche als in weniger attraktiven Städten. Und sie verführen dazu, über die Verhältnisse zu leben.

Drei verschiedene Typen stellt der Schuldneratlas dar, die in Düsseldorf überdurchschnittlich häufig vertreten sind. Allen voran der "moderne Performer". Er gehört zur unkonventionellen Leistungselite, ist zum Beispiel in der Werbung tätig, fühlt sich als Trendsetter und neigt dazu, sich und seine finanziellen Möglichkeiten zu überschätzen. In Düsseldorf leben laut Bovelet nicht nur besonders viele Leute dieses Typs, sie sind auch höher verschuldet als anderswo. Die zweite Gruppe sind die so genannten Konsum-Materialisten. Menschen aus unteren Gesellschaftsschichten, die versuchen, ihre Benachteiligung durch Konsum zu kompensieren. Sie leisten sich teure Elektronikgeräte und ein vorzeigbares Auto, ohne dafür aufkommen zu können. Eine dritte Gruppe sind die "Hedonisten". Jüngere, die wenig verdienen und ihr Geld leichtfertig ausgeben.

Unabhängig davon sind Schulden in den allermeisten Fällen mit Arbeitslosigkeit verbunden. Aufgeschlüsselt nach Stadtteilen leben die meisten Schuldner in schlechteren Wohnlagen. In gehobenen Wohngegenden wie Oberkassel und Kaiserswerth liegt die Quote dagegen bei unter sechs Prozent (siehe Grafik).

Einen Trend zu noch mehr Schuldnern sieht Bovelet nicht. "Unter diesen Bedingungen rechne ich damit, dass die Zahlen im nächsten Jahr stagnieren und im Jahr darauf wieder zurückgehen", sagt der Sozialwissenschaftler, der der Wirtschaftskrise auch etwas Positives abgewinnen kann. "Die Leute haben gelernt, dass sie sparsamer mit ihrem Geld umgehen müssen", sagt er. Auch in Düsseldorf.

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