Kriselndes Theater Stadt müsste wohl Hunderttausende für die Komödie geben

Die Rettung des Boulevard-Theaters wird wohl teurer als zunächst erwartet. Die Entscheidung drängt.

 Katrin Schindler kämpft um eine Zukunft für die Komödie an der Steinstraße.

Katrin Schindler kämpft um eine Zukunft für die Komödie an der Steinstraße.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Komödie an der Steinstraße braucht offenbar erheblich mehr Geld von der Stadt, als bisher bekannt war. Die Kulturverwaltung geht nach einer wirtschaftlichen Prüfung davon aus, dass das Traditionstheater einen städtischen Zuschuss von rund 220.000 Euro benötigt, um ein Scheitern des Insolvenzverfahrens bis zum Jahresende abzuwenden. Dies teilte Kulturdezernent Hans-Georg Lohe Vertretern der Ratsfraktionen am Montag mit. Bislang war die Rede von 83.000 Euro gewesen. Für die Folgejahre müsste die Stadt zudem mit rund 200.000 Euro pro Jahr helfen

Nicht zuletzt angesichts der Höhe des Zuschusses gab es noch keine Entscheidung. Die Kulturpolitiker wollen das Thema in ihren Fraktionen zur Diskussion stellen, wie Teilnehmer des Treffens berichten. Die Fraktionen tagen am Montag zum ersten Mal nach der Sommerpause. SPD und Grüne sollen die Rettung eher skeptisch sehen. Die Politiker befürchten nicht zuletzt, dass sie einen Präzedenzfall schaffen, der Forderungen anderer Kulturschaffender nach sich zieht, etwa des Theaters an der Kö. Die Entscheidung wird aber erst für die kommende Woche erwartet.

Die Komödie befindet sich seit zwei Jahren in einem sogenannten Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Aktuell ist die Kasse so leer, dass eine Zahlungsunfähigkeit in dem Verfahren droht – das dadurch scheitern könnte. Am 30. August kommen die Gläubiger zur entscheidenden Sitzung zusammen. Bis dahin müsste die Politik ein Signal senden. Die Zeit drängt also.

Theaterchefin Katrin Schindler bemüht sich auch um private Geldgeber. Ein Partner für ein Gastspiel-Geschäft soll Interesse zeigen, zudem sind inzwischen mehr als 40.000 Euro an Spenden zusammengekommen. Künstler organisieren Benefiz-Abende, Schindler sieht die Bühne nach einem Sanierungsprogramm auf gutem Kurs. Sie hatte das Loch von 83.000 Euro, durch das die Komödie wieder in die Schlagzeilen gerückt war, mit überraschend hohen Gerichtskosten begründet.

Die städtische Prüfung scheint die Einschätzung des gerichtlichen Sachwalters Martin Lambrecht zu bestätigen. Der Rechtsanwalt, der das Insolvenzverfahren überwacht, hatte davor gewarnt, dass die Bühne in jedem Jahr ein Defizit von Hunderttausenden Euro erwirtschaftet. Die dauerhafte Förderung, wie sie auch Boulevardtheater in einigen anderen Städten erhalten, könnte für Abhilfe sorgen.

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