Fachkräftemangel Düsseldorfer Klinik zahlt 4000 Euro Prämie für neue Pflegekräfte

Düsseldorf · Die Schön-Klinik in Düsseldorf belohnt Mitarbeiter, wenn sie aus ihrem Bekanntenkreis eine neue Pflegekraft anwerben. Auch die Uniklinik hat nach den Streiks im Sommer mit der Anwerbung von 180 neuen Pflegekräften begonnen.

 Eine Pflegerin schiebt eine ältere Frau im Rollstuhl durch den Flur eines Krankenhauses. Für Kliniken wird es immer schwieriger, Personal zu finden.

Eine Pflegerin schiebt eine ältere Frau im Rollstuhl durch den Flur eines Krankenhauses. Für Kliniken wird es immer schwieriger, Personal zu finden.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Die Düsseldorfer Krankenhäuser setzen in einem immer schwierigeren Fachkräftemarkt auf eine Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen, um ihren Bedarf an Pflegekräften zu decken. Die Uniklinik, die sich nach einem monatelangen Streik des Personals im August zur Schaffung von 180 neuen Stellen bereit erklärt hat, hat bereits ein Projektmanagement für die Rekrutierung installiert und arbeitet mit einem Bündel von Maßnahmen, wie auf Anfrage mitgeteilt wurde. Die Schön-Klinik in Heerdt zahlt Mitarbeitern, die einen neuen Kollegen in der Pflege oder im ärztlichen Dienst werben, sogar eine Prämie von 4000 Euro.

„Die Prämie wird ausgezahlt, wenn jemand sich auf Hinweis eines unserer Mitarbeiter bei uns bewirbt und dann auch nach der Probezeit weiter bei uns bleibt“, sagt Pflegedienstleiterin Antje Geyr. „Es gibt sogar Krankenhäuser, die noch mehr zahlen. Wir denken aber, dass wir uns in einem realistischen Bereich bewegen.“ Die Aktion laufe seit Juli, drei neue Mitarbeiter wurden auf diese Weise schon angeworben. Dennoch setzt das Krankenhaus nach ihren Angaben vor allem darauf, mögliche neue Kollegen durch Wertschätzung und ein entsprechendes Arbeitsklima zu überzeugen: „Die Mitarbeiter müssen auch als Menschen wahrgenommen werden, und sie sind unsere wichtigste Ressource“, sagt Geyr. „Wichtig ist ein gutes Maß an Feedback, Wertschätzung, Beteiligung und Transparenz.“

Dazu habe man sich bemüht, den Mitarbeitern ein kleines Paket mit Leistungen zu schnüren, die sie überzeugen. Dazu gehört eine Kooperation mit dem PME-Familienservice (unterstützt Berufstätige in Krisensituationen, entlastet bei der Organisation von Pflegedienstleistungen in der Familie, bietet psychosoziale Unterstützung und hilft beim Finden von Kita-Plätzen). Zudem können Mitarbeiter, die selbst eine Behandlung benötigen, Wahlleistungen in Anspruch nehmen inklusive Chefarztbehandlung.

An der Uniklinik müssen – darauf hatte man sich mit der Gewerkschaft Verdi geeinigt – allein in diesem Jahr noch 50 neue Stellen geschaffen werden. Auch hier will man laut Sprecher Tobias Pott eine „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“-Aktion nutzen, die Anreize bietet und das Gemeinschaftsgefühl stärkt. Geplant ist aber auch ein Ausbau des Personal-Marketings: „Erste Maßnahmen dafür, wie zum Beispiel die Werbung in U-/S-Bahnen, sind auch bereits umgesetzt“, sagt Pott: „Auch auf Berufs-, Jobmessen und Karrieretagen zeigen wir verstärkt Präsenz. So waren wir beispielsweise am 19. September auf dem Karrieretag Düsseldorf vertreten und haben dort unsere Pflege als Arbeitsbereich präsentiert.“ Als Argumente für die Uniklinik als Arbeitgeber sieht er unter anderem die Anbindung an Forschung und Lehre, die man so nur in einer Universitätsklinik habe. Zudem seien durch die Investitionen der vergangenen Jahre attraktive Rahmenbedingungen geschaffen worden – etwa das neue Zentrum für operative Medizin „mit baulich und technisch hervorragend ausgestatteten Stationen“.

Wie in anderen Kliniken in der Stadt spielen bei der Personalwerbung auch ausländische Mitarbeiter eine relevante Rolle, etwa aus Ungarn, Rumänien und Italien. „Hierzu gehen wir persönlich in die angesprochenen Länder und arbeiten auch mit spezialisierten Partnern zusammen, um Pflegekräfte in Italien anzusprechen, auszuwählen und in Intensivsprachkursen auf die Arbeit in Deutschland vorzubereiten.“

Auch beim Verbund katholischer Kliniken Düsseldorf (VKKD) sind ausländische Pflegekräfte wichtige Stützen, wie der Leiter der Personalabteilung, Artur Sawadsky, erläutert. „Es ist davon auszugehen, dass ihr Anteil an der Gesamtbelegschaft steigen wird.“ Aktuell erwäge man dazu, auch Deutschkurse anzubieten. Um Kräfte zu gewinnen und zu halten, sieht auch der VKKD ein gutes Arbeitsklima als entscheidend an und wirbt mit einer mitarbeiterorientierten Führungskultur. „Darüber hinaus bieten wir zum Beispiel eine zusätzliche betriebliche Altersversorgung, Kursangebote der eigenen VKKD-Akademie und umfangreiche Fortbildungsmaßnahmen an.“ Beim Evangelischen Krankenhaus erhalten Mitarbeiter unter anderem vergünstigte Tarife der Rheinbahn oder im Fitnessstudio. „Den meisten aber gefällt die Stimmung und vor allem der wertschätzende Umgang miteinander“, sagt Sprecherin Mareike Dietzfelbinger.

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