Düsseldorfer Kaufmann Trauer um Hermann Franzen

Düsseldorf · Er gehörte zur Königsallee wie Kö-Graben, Tritonenbrunnen und vielleicht einst Textilhändler Albert Eickhoff: Hermann Franzen. Einer der letzten großen Kö-Kaufleute ist nun im Alter von 79 Jahren gestorben.

 Hermann Franzen

Hermann Franzen

Foto: Judith Büthe

Franzen auf der Kö – das ist eine Marke, von der man nicht nur in Düsseldorf sofort wusste und immer noch weiß, wofür sie steht. Das Geschäft an der Kö 42, seit 1911 im Familienbesitz, wurde zum ­Synonym für feine Tischkultur. Unzählige Brautpaare hatten dort ihren Hochzeitstisch stehen und freuten sich nachher über Porzellan, Gläser oder Besteck für den gemeinsamen Haushalt.

Über 51 Jahre war er der Motor und die Seele des Betriebes: Hermann Franzen. Geboren wurde er 1940. Schnell war klar, dass er das Unternehmen vom Vater übernehmen sollte. Ausgebildet im Ausland, stieg er 1966 in die Firma ein, und fortan prägte er sie nach außen und nach innen. Sein Auftritt war, ganz und gar kö-like, stets absolut perfekt: dunkler Anzug, weißes Hemd, dezente Krawatte, das mit den Jahren grauweiß gewordene Haar kurz und nach hinten gekämmt, ein Herr vom Scheitel bis zur Sohle. Leise im Ton, aber eindeutig in der Sache führte er sein Geschäft und war selbst, sozusagen als Chef-Verkäufer, immer mittendrin. Unvergessen ein Gespräch mit ihm, als er mit durchaus spitzem Humor manches und manchen auf die Schippe nahm, um aber plötzlich aufzustehen, weil draußen ein langjähriger Stammkunde aus China  stand und darum bat, den Chef persönlich zu sprechen, bevor er sich eine gewaltige Pferdeskulptur aus Meißner Porzellan einpacken und an der Kasse die Rechnung über einen sehr hohen fünfstelligen Betrag vorlegen ließ. Da frohlockte das Kaufmanns-Herz des Chefs, natürlich liebte er solche Käufer aus Ländern wie Russland und den Emiraten, und speziell für sie hatte er immer die richtigen Stücke im ohnehin reichhaltigen Sortiment.

Die Kö und Franzen, das war nur noch vergleichbar mit der Kö und Eickhoff – fest miteinander verbundene Namen,  ohne einander kaum vorstellbar. Eickhoff ist nun seit ein paar Jahren weg, aber Franzen ist noch da, und wird auch bleiben, denn inzwischen ist die vierte Generation am Ruder – die Kinder von Hermann Franzen und seinem jüngeren Bruder Claus. An den hatte er das Ruder vor einigen Jahren übergeben, nicht zuletzt aufgrund seiner schweren Erkrankung.

In den Zeiten davor war Franzen aber nicht nur als Kaufmann aktiv. 1999 wurde er zum Präsidenten der Industrie- und Handelskammer gewählt, nach einer Wiederwahl hatte er dieses Amt bis zum Jahr 2007 inne – länger war es nach den Statuten nicht möglich. Er war Mitglied des Vorstandes des Einzelhandelsverbandes Nordrhein (1977 bis 1990) und Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Düsseldorf (1983 bis 1990), stand schließlich als Präsident ab 1990 an der Spitze des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE). Von 1982 bis 1994 war Franzen als ehrenamtlicher Handelsrichter am Landgericht Düsseldorf tätig.

2016 läutete der dreifache Familienvater den Generationswechsel ein. Seine Kinder Steffi Kluth-Franzen und Peter Franzen wurden geschäftsführende Gesellschafter des Familienunternehmens. Der Senior zog sich ins Privatleben zurück, behielt aber im Hintergrund die Abläufe des Geschäfts stets im Blick. Dass sich dort im Laufe der Jahre einiges veränderte, hat er noch selbst mit angestoßen. Anders als zu seinen Anfängen steht heutzutage das einmal fürs Leben gekaufte Porzellan eben nicht mehr oben auf der Wunschliste junger Leute. Große Kaufhäuser und Möbelhändler haben neue Trends geprägt, und Franzen musste sich anpassen.

 080118 Neujahrsempfang der IHK im Maritim v.l. Hermann Franzen, Thomas Geisel und Frank Theobald FOTO: ANDREAS BRETZ

080118 Neujahrsempfang der IHK im Maritim v.l. Hermann Franzen, Thomas Geisel und Frank Theobald FOTO: ANDREAS BRETZ

Foto: Bretz, Andreas (abr)
 20070311_Porzellan Franzen , Königsallee , Inhaber Hermann Franzen Foto: Thomas Bußkamp

20070311_Porzellan Franzen , Königsallee , Inhaber Hermann Franzen Foto: Thomas Bußkamp

Foto: Bußkamp, Thomas/Bußkamp, Thomas (tbu)
 Hermann Franzen in seinem Element. Im Jahr 2013 war er bei der Eröffnung der neuen Abteilung für Meißner Porzellan dabei.

Hermann Franzen in seinem Element. Im Jahr 2013 war er bei der Eröffnung der neuen Abteilung für Meißner Porzellan dabei.

Foto: Bretz,Andreas (abr)

Dass der Name Franzen Synonym ist mit Porzellan, gilt schon lange nicht mehr. Man weitete das Sortiment aus, setzte auf Mode, Schmuck und andere Wohnaccessoires – aber immer auf hohem Niveau. Hermann Franzen hat diese Änderung des Marktes früh erkannt und entsprechend reagiert. Und dürfte die letzten Jahre mit den Ergebnissen zufrieden gewesen sein – aber nicht zufrieden genug, um sich auszuruhen. Ihm war klar, dass künftig der Wandel Normalzustand ist, und für diese Zeiten wollte er die Marke Franzen vorbereitet wissen. Ob und wie das gelungen ist, wird er nicht mehr erleben – Hermann Franzen, einer der letzten großen Kö-Kaufleute, ist jetzt im Alter von 79 Jahren gestorben.

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