Nachhaltiges Bauen Team Mimo hofft auf den Sieg

Wuppertal/Düsseldorf · Die Düsseldorfer Hochschule ist erstmals Teil des nachhaltigen Architekturwettbewerbs Solar Decathlon, der in Wuppertal stattfindet.

 Holz und Kork dominieren im Inneren des Projektes, eine Wand aus Lehmziegeln soll für ein verbessertes Raumklima sorgen.

Holz und Kork dominieren im Inneren des Projektes, eine Wand aus Lehmziegeln soll für ein verbessertes Raumklima sorgen.

Foto: Marvin Hillebrand

Beim Eintritt steigt einem direkt der Duft nach Lagerfeuer in die Nase. Im Rahmen des Solar Decathlon Europe haben Studierende der Hochschule Düsseldorf ein nachhaltiges Gebäude konstruiert, das vor allem auf Holz setzt. Der Wettbewerb für Universitäten, bei dem es um die Entwicklung und Ausgestaltung von nachhaltigem Bauen und Wohnen innerhalb der Stadt geht, findet aktuell in Wuppertal statt und bewertet die Projekte nach zehn Kriterien. „Unsere Aufgabe war es, ein Bestandsgebäude – in unserem Fall das Café Ada im Mirker Viertel – aufzustocken“, erklärt Max Brockerhoff, der im Master Architektur studiert.

40 Studierende, neun Professorinnen und Professoren und viele weitere Helfer aus sechs Fakultäten arbeiten seit 2020 als Team Mimo (kurz für Minimal Impact – Maximum Output; zu deutsch Minimaler Eingriff – Maximale Leistung) an dem Projekt. „Wegen Corona hat sich alles um ein Jahr verzögert. Wir haben uns zwischendurch in einigen Details verloren und jede Menge Arbeit hineingesteckt“, sagt Brockerhoff, der sich dem Projekt in Vollzeit widmet und dadurch auch sein Studium zwischenzeitlich ruhen ließ. Andere, wie Florian Többen, der im vierten Semester Maschinenbau studiert, kamen erst im Laufe des Projektes dazu.

Gemeinsam haben sie ein Haus geschaffen, dass aus minimalistisch eingerichteten Wohnboxen besteht. Ein Gemeinschaftsraum und ein großzügiges Dachgeschoss laden zum Verweilen ein. „Unsere Hochbeete wären in der Realität auf einer Dachterrasse zu finden, hier haben wir sie jetzt um das Gebäude herum installiert“, meint Többen.

Das Besondere an dem Gebäude: Alle Holzelemente kommen ohne Verleimung aus, sie werden durch eine Steckkonstruktion fest miteinander verbunden. Korkplatten sorgen für eine einheitliche Verkleidung. „Die Hölzer sind außerdem komplett unbearbeitet. Damit kann man alles wieder auseinanderbauen und direkt weiternutzen“, erläutert Max Bierbach, der im Laufe des Projektes sein Studium beendete. Dadurch entstehe – im Gegensatz zu den Abrissarbeiten bei einer regulären Bauweise – kein Abfall.

Eingefasst ist das Gebäude zudem in eine sogenannte Klimahülle, die aus Glas und recyceltem Aluminium besteht. „Wir haben 15 mal 15 Zentimeter große Solarpanels in den Glasflächen der Wände und des Daches verarbeitet“, erklärt Max Brockerhoff weiter. Damit könne man den Energiebedarf des Hauses decken. Elektrisch regelbare Lamellen sorgen für einen raschen Luftaustausch. „Außerdem haben wir eine Lehmziegelwand an der Nordseite installiert, die zusätzlich für ein angenehmes Raumklima sorgt“, ergänzt Max Bierbach. Daneben gibt es ein umfassendes Energie- und Mobilitätskonzept – für den Wettbewerb müssen viele Faktoren beachtet werden. In vielen genormten Aufgaben werden die 16 Gebäude miteinander verglichen.

Und dies haben die Düsseldorfer offenbar gut gemacht: Lange Zeit lagen sie auf Platz eins. „Aber jetzt hat uns das Projekt von Delft aus den Niederlanden überholt“, sagt Bierbach. Noch stünden allerdings einige Bewertungen aus.

Die gute Planung der vergangenen Jahre habe sich ausgezahlt: Als eines von wenigen Teams konnten die Düsseldorfer ihr Projekt innerhalb der Frist von gerade einmal zwei Wochen vollständig aufbauen. „Wir hatten Unterstützung von Baufirmen“, so Brockerhoff. Többen ergänzt: „Bei einem Gewicht von 850 Kilogramm pro Fassadenelement sollte man auch keine ungelernten Studierenden mehr dran lassen.“ Außerdem habe man einen kleinen Standortvorteil, da die eigene Hochschulwerkstatt so nahe gelegen ist, konnte man kleinere, mobile Arbeiten auch dort ausführen.

Max Bierbach, Max Brockerhoff, Naomi Wang und Florian Többen (v. l.) sind Teil des Teams und erklären die Steckbauweise der Holzelemente.

Max Bierbach, Max Brockerhoff, Naomi Wang und Florian Többen (v. l.) sind Teil des Teams und erklären die Steckbauweise der Holzelemente.

Foto: Marvin Hillebrand

Nach dem Ende des Wettbewerbs wird das Gebäude zunächst für drei Jahre stehenbleiben. „In einem Living Lab wird alles auf Langzeit erforscht, das liegt dann aber nicht mehr in unserer Hand“, blicken die Studenten in die Zukunft. Dennoch gebe es auch für sie Möglichkeiten, weiter an ihrem Gebäude zu forschen.

Innerhalb von zwei Wochen hat Team Mimo der Hochschule Düsseldorf das Gebäude aufgebaut, an dem zwei Jahre getüftelt wurde.

Innerhalb von zwei Wochen hat Team Mimo der Hochschule Düsseldorf das Gebäude aufgebaut, an dem zwei Jahre getüftelt wurde.

Foto: Marvin Hillebrand

Eigentlich ist das Projekt der Düsseldorfer Hochschule auch für die Realität geeignet. Auf dem Café Ada wird man es allerdings vermutlich nicht finden. „Man findet das Projekt gut, aber für den Verein, der das Café trägt, ist das nicht finanzierbar“, so Bierbach. Für den Prototypen konnten genügend Sponsoren gewonnen werden, die die Teilnahme am Solar Decathlon ermöglicht haben. Ob sie sich noch einmal an dem Wettbewerb beteiligen würden? „Super gerne – aber erst einmal brauchen wir ganz dringend Urlaub!“

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