Billiganbieter drücken die Preise Düsseldorfer Friseure kämpfen um Kunden

Wenn am Samstag die "Top Hair International" beginnt, können die Messebesucher sehen, wie man die Haartracht in Ordnung hält. Nicht in Ordnung ist die Welt vieler Düsseldorfer Friseure. In der Landeshauptstadt gibt es überdruchschnittlich viele Salons. Preiskampf und Konkurrenzdruck machen den Friseuren zu schaffen.

Preiskampf macht Friseuren zu schaffen
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Preiskampf macht Friseuren zu schaffen

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"Grundsätzlich finde ich die Situation für Friseure in Düsseldorf schwierig", sagt etwa Friseurmeisterin Monika Schmitter, zugleich Obermeisterin der Friseurinnung Düsseldorf: "Wir bieten praktisch die einzige Dienstleistung an, die in den vergangenen Jahren im Durchnitt immer billiger geworden ist. Da sind der Preisdruck und der Konkurrenzkampf sehr, sehr hoch."

Die Zahlen sprechen für sich: Auf 100.000 Einwohner kommen hier 121 Friseure (im Bundesdurchnitt sind es 93). Für manche wird der Kampf um Kunden ruinös, nicht alle können sich am Markt behaupten. Im vergangenen Jahr gaben 64 Düsseldorfer Friseure auf; allein im laufenden Jahr sind 25 neue hinzugekommen. Damit zählt die Landeshauptstadt derzeit 703 Salons.

Angestellte werden unter Tarif bezahlt

Friseurmeister Rene Krombholz vom Salon "Bilker Figaro" wollte nicht mehr tatenlos zusehen. Er rief im November 2009 die Initiative "der faire Salon" ins Leben. Sein Ziel: Er will den Kunden bewusst machen, dass Billigstanbieter sich eben nicht nur im Preis von Mittelklasse-Salons unterschieden.

"Wenn Salons einen Haarschnitt für acht oder zehn Euro anbieten, dann kommt es häufig vor, dass die Angestellten untertariflich bezahlt werden", berichtet Krombholz. Es komme sogar vor, dass Personal für drei oder vier Wochen "zur Einarbeitung" beschäftigt, dann entlassen werde und nicht einmal den versprochenen geringen Lohn erhalte.

Außerdem gebe es schwarze Schafe in der Branche, die so genannte "Hairstylisten" einsetzten. Anders als die Bezeichnung "Friseur" ist der Begriff "Stylist" nämlich nicht geschützt - ein Einfallstor für ungelerntes Personal, das nicht über die fachlichen Qualifikationen verfügt.

Doch es ist nicht nur die Bezahlung: Auch bei der Qualität der verwendeten Produkte gebe es erhebliche Unterschiede. Ein Beispiel: "Manche Produkte werden vom Markt genommen, weil bestimmte Inhaltsstoffe aus dem Handel genommen werden. Es gibt einzelne Salons, die diese Produkte dann zu Billigstpreisen zum Beispiel aus Asien reimportieren."

Ein besonderes Konzept kann helfen

Dabei geht es ihm nicht um Discounter, die ihre eigene Kalkulation haben. Auch Krombholz betont, dass es durchaus günstige Anbieter gebe, die niedrige Preise mit ordentlicher Bezahlung und guter Qualität verbinden. Das betont auch Wilhelm Grothoff, Geschäftsführer der Düsseldorfer Friseurinnung: "Es hängt auch vom Stadtgebiet ab." Die Frage, ob ein Salon dem Friseur gehört oder gemietet ist und die Höhe der Miete spielen natürlich auch beim Preis eine Rolle.

Dass Qualität ihren Preis hat, ist auch das Argument von Ignazio Lo-Re vom Salon "Lo-Re" am Worringer Platz: "Ich bin noch nicht Mitglied beim ,fairen Salon', möchte es aber gern werden", sagt das Vorstandsmitglied der Düsseldorfer Innung. "Ich finde es ausgezeichnet, dass es Tariflöhne gibt", sagt er. Denn Qualität habe eben ihren Preis. Bei ihm gibt es einen einfachen Haarschnitt für Männer wie für Frauen ab zehn Euro. Für ihn gehört selbstverständlich dazu, jeden Kunden zu empfangen und zuerst zu fragen: "Darf ich Sie beraten oder haben Sie einen Wunsch?"

Monika Schmitter hat für ihren Salon "Beautybox" an der Adresse Am Seestern eine Lösung gefunden. "Mein Kundenstamm ist stabil. Ich biete ein Rundum-Wohlfühl-Paket an." Schmitter bietet in ihrem Salon auch Kosmetik, klassische Massagen, Geschenkartikel, Haarbehandlung und einen Reinigungsservice für Kleider an. Ein Haarschnitt mit Kopfwäsche, Augenbrauenschneiden, Entfernen der Haare aus Nase und Ohren sowie Kopfmassage kostet 26 Euro. "Einfache Haarschnitte haben wir nicht im Angebot."

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