Gesundheit Düsseldorfer diskutieren über Organspende

Die Malteser luden zum kontroversen Gespräch ins Maxhaus. Zahlreiche Podiumsgäste diskutierten dort über die Bedeutung von Organspenden und die Frage, wie darüber aufgeklärt werden sollte.

 Stadtseelsorger Frank Heidkamp (v.l.), Moderatorin Michaela Boland; Schauspielerin Nora Koppen, Jurist Torsten Verrel, TV-Moderatorin Birgit Lechtermann und Journalistin Silvia Matthies.

Stadtseelsorger Frank Heidkamp (v.l.), Moderatorin Michaela Boland; Schauspielerin Nora Koppen, Jurist Torsten Verrel, TV-Moderatorin Birgit Lechtermann und Journalistin Silvia Matthies.

Foto: Kai Vogelmann

Laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation warten hierzulande mehr als 10.000 schwer kranke Menschen auf die Transplantation eines Organs. Für sie ist das die einzige Möglichkeit, weiterzuleben oder ihre Lebensqualität erheblich zu verbessern. Die Zahl der Organspender sinkt allerdings kontinuierlich und hat inzwischen einen historischen Tiefpunkt erreicht. Ob daran die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ins Spiel gebrachte Widerspruchslösung etwas ändern würde, ist fraglich. Denn viele haben sich noch gar nicht mit dem Thema auseinandergesetzt. Bei einer Talkrunde auf Einladung der Malteser im Maxhaus wurde das Thema von allen Seiten beleuchtet.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, Schirmherr der Veranstaltung, nennt die Organspende in einer Videobotschaft „eine wunderbare Sache“, Spahn wünscht sich eine breite gesellschaftliche Debatte. Jeder, so der Minister, habe die Pflicht, zumindest darüber nachzudenken.

Matthias Pieper gehört zu den Menschen, die ihr Leben einer Organspende verdanken. Der heute 57-Jährige erkrankte als junger Mann vor 30 Jahren an einer Herzmuskelentzündung und hätte ohne neues Herz nicht überlebt. Im Jahr 2008 musste ihm aufgrund verschiedener Komplikationen zudem eine Niere transplantiert werden. Diese spendete ihm sein damals 79 Jahre alter Vater. „Zwar bin ich anfällig für Infekte, muss viele Medikamente nehmen, um eine Abstoßung der Organe zu verhindern, dennoch habe ich die Entscheidung für die Transplantationen keine Sekunde lang bereut“, sagt er.

Matthias Baumgart leitet ehrenamtlich den Organtransport der Malteser in Mainz. Auch wenn sich im Laufe der Jahre eine gewisse Routine eingestellt habe, sei er immer besonders betroffen, wenn er ein Organ transportiere, das von einem Kind stamme. „Ich bin Organspender aus Überzeugung, denn ich trage eine Verantwortung gegenüber anderen Menschen“, sagt er.

Deutlich kritischer sieht das Renate Greinert, Vorsitzende des Vereins „Kritische Aufklärung über Organtransplantation“. Als vor 33 Jahren ihr 15-jähriger Sohn tödlich verunglückte, stimmte sie einer Organspende zu – und bereut diese Entscheidung bis heute. „Es ging alles viel zu schnell, wir wurden kaum informiert und überhaupt nicht darüber aufgeklärt, was genau mit unserem Sohn geschehen würde“, erinnert sie sich. Seitdem setzt sie sich intensiv mit dem Thema auseinander und fordert rückhaltlose Aufklärung. Dafür steht auch die seit mehr als 30 Jahren auf Medizinethik spezialisierte Fernsehjournalistin Silvia Matthies. „Das häufig schnelle Drängen von Ärzten hin zu einer Organspende ist falsch“, sagt sie.

Mehr Informationen wünscht sich auch TV-Moderatorin Birgit Lechtermann. „Transparenz und die persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema finde ich wichtig.“ Diese Aufklärung haben sich Ärzte wie Katrin Ivens, Transplantationsbeauftragte an der Uniklinik Düsseldorf, Rechtswissenschaftler Torsten Verrel oder Bärbel Brünger (Verband der Ersatzkassen) zur Aufgabe gemacht.

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