40-jähriges Jubiläum Suchtberatung ist auch für Netzkranke da

Düsseldorf · Bei der Diakonie wird die Hilfe für Medien- und Online-Süchtige immer wichtiger.

„Früher hat man die Leute zum Beispiel in die Eifel gesteckt und isoliert“, sagt Anja Vennedy, „das ist heute Gott sei Dank nicht mehr so.“ Vennedy ist Leiterin Abteilung Suchthilfe der Diakonie Düsseldorf. Und daran, sagt sie, habe die Diakonie Düsseldorf auch einen Anteil. Im Jahr 1979 wurde die Suchtberatung der Diakonie ins Leben gerufen und hat damals als erste von vier Modelleinrichtungen bundesweit eine ambulante Betreuung eingerichtet. Betroffene konnten also weiter arbeiten und abends zur Beratung kommen, sie wurden nicht aus ihrem Sozialleben herausgerissen. Jetzt feiert die Suchthilfe ihren 40. Geburtstag und seit ihrer Gründung hat sich einiges verändert: die Behandlungsmethoden, früher wurden rückfällig gewordene Patienten auch oft nach Hause geschickt, und auch die Süchte, mit denen sich die Diakonie befasst. Waren es 1979 meist Alkoholsüchtige, die man bei der Düsseldorfer Diakonie behandelte, kam in den 1980er Jahren ein Beratungsangebot für Glücksspielsüchtige hinzu.

Jürgen Neuschneider (Name geändert) hat das Angebot wahrgenommen. Er ist seit 40 Jahren spielsüchtig, vor dreieinhalb Jahren ging er zur Suchtberatung – seitdem, sagt er, ist er clean. Er hat schon als Kind um Geld gespielt – beim Skat mit Vater und Großvater, immer um kleine Pfennigbeträge. Doch dabei blieb es nicht, er zockte am Automaten, verlor viel Geld, gewann auch ab und zu was: „Irgendwann ging es nur noch darum, die Sucht zu befriedigen.“ Jeden Morgen hat er sich im Café einen Kaffee gekauft. Das Trinkgeld bekam allerdings nicht die Bedienung, er schmiss es in den Spielautomaten. Irgendwann dachte er sich „was ist los mit dir“ und ging zur Suchtberatung der Diakonie. Inzwischen ist er dort als Motivator aktiv und berät andere Süchtige.

Seit dem Jahr 2009 gibt es in der Düsseldorfer Diakonie auch eine Beratung für Medien- und Onlinesüchtige. „Das Themenfeld wird immer wichtiger“, sagt Denise Schalow, Leiterin der Fachambulanz. „21 Prozent der 14- bis 29-Jährigen in Deutschland weisen eine problematische Internetnutzung auf“, sagt Schalow. Doch von den 1200 Patienten, die die Diakonie im Jahr in der Regel betreut, kommen etwa fünf Prozent wegen einer Internetsucht. Etwa 60 Prozent suchen Hilfe beim Bewältigen ihrer Alkoholsucht.

Kontakt Wer Hilfe sucht, kann unter 0211 7353264 anrufen.

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