Kontroverse Behinderte kritisieren Stolperfallen

Düsseldorf · Immer wieder verleiden Kabelbrücken Menschen mit Handicap die Teilnahme an Veranstaltungen. Zuletzt war das beim Japan-Tag der Fall.

Die Eindrücke vom Japan-Tag waren noch frisch. „Wer als Rollstuhl- oder Rollatorfahrer dabei war, musste spätestens nach der vierten oder fünften Rampe mit darunter verlegten Stromkabeln seinen Besuch abbrechen“, sagte Norbert Zielonka im Behindertenbeirat.

Damit trifft der Sprecher des Runden Tisches Verkehr den Nerv vieler Menschen mit Handicap – trotz der vom ADFC gelobten blauen Überfahrthilfen, die es in einer solchen Zahl noch nicht gegeben habe. „Man sieht bei öffentlichen Veranstaltungen in Düsseldorf immer mehr gelb-schwarz gefärbte Bodenschwellen für Kabel und Wasserleitungen, die zu Hindernissen werden. Das belegen zahlreiche Anfragen von Bürgern, die uns erreichen“, meint auch Susanne Ott (Grüne). Mit einer Anfrage zu den Stolperfallen hatte ihre Fraktion der Verwaltung auf den Zahn gefühlt.

Die Ämter für Ordnung und Verkehrsmanagement standen nun Rede und Antwort. Doch nicht jede Erläuterung stellte die Interessenvertreter der Behinderten zufrieden.

Beispiel Schadowplatz. Hier wurden die Stromgeber („Elektranden“) unterirdisch verbaut. Das verhindert Stolperfallen beispielsweise auf dem stark frequentierten Weihnachtsmarkt. „Sechs Stück wurden verbaut. Die Kosten lagen bei 300.000 Euro, hinzu kommt die Instandhaltung. Das ist zu teuer, wir würden es so nicht mehr machen“, betonte Bernd Kentenich vom Amt für Verkehrsmanagement.

Doch genau das wollten Zielonka und Beiratsvorsitzender Andreas-Paul Stieber so nicht hinnehmen. „Genau diese Anlagen im Untergrund sind aber gut für uns. Was machen Sie denn, wenn ein Betroffener wegen der Verletzung des Behindertengleichstellungsgesetzes klagt?“, hakte Zielonka nach.

Beiratsmitglied Eberhard Fischer bat Veranstalter und Stadt, wenigstens für flachere Brücken zu sorgen. „Fahrer von Rollstühlen mit kleineren Rädern müssen in vielen Fällen ihr Gefährt fast kippen, um das Hindernis auf dem Boden überhaupt zu überwinden. Das kann man doch flacher gestalten.“

Stefan Weuthen vom Ordnungsamt wies darauf hin, dass solche Auflagen angesichts der Vielfalt der Veranstaltungen nicht immer einfach seien. „Was genau heißt denn flach?“, fragte er. Stieber nannte daraufhin einen Neigungswinkel von sechs Prozent. So sei das grundsätzlich geregelt.

Kentenich betonte, dass die Details der Strom- und Wasserversorgung bei einem Event letztlich in die Zuständigkeit der Veranstalter fallen. Und in vielen Fällen sei das eben nicht die Stadt. Worauf FDP-Ratsfrau Christine Rachner konterte: „Keine Veranstaltung geht ohne Genehmigung an den Start, und genau über dieses Instrument kann man doch einiges steuern.“

Haben auch Sie negative Erfahrungen mit Kabelbrücken gemacht? Schreiben Sie an: duesseldorf@rheinische-post.de

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