Vereine in Düsseldorf Der älteste Bachverein Europas

Düsseldorf · Gegründet wurde der Verein als Chor, der sich einzig den Kompositionen Bachs widmet. Heute besteht das Repertoire aus A-cappella-Stücken.

 Der Düsseldorfer Bachverein widmet sich den Werken des berühmten Komponisten und seiner Söhne, singt aber auch andere Stücke.

Der Düsseldorfer Bachverein widmet sich den Werken des berühmten Komponisten und seiner Söhne, singt aber auch andere Stücke.

Foto: IDO

Er ist der älteste Bachverein im europäischen Raum – doch die Kompositionen Johann Sebastian Bachs und seiner Söhne werden von den Mitgliedern heutzutage nur noch zu besonderen Anlässen gesungen. Die mittlerweile 150 Jahre des Bestehens, welche der Düsseldorfer Bachverein in diesem Jahr zelebriert, haben ihre Spuren in der musikalischen Entwicklung hinterlassen. „Oratorien werden nach wie vor gesungen. Aber eben nicht nur, so wie früher“, sagt Vorstandsmitglied Annette Preuß. Das läge auch an wirtschaftlichen Gründen. „Für das Weihnachtsoratorium braucht man zum Beispiel ein Orchester und Solisten. Dann wiederum braucht man auch einen größeren Veranstaltungsort, um alle Musiker und Sänger in einem Raum unterbringen zu können. Da entstehen schnell fünfstellige Kosten“, erklärt Preuss. Zuviel für den eigenständigen Verein und Kammerchor, der sich nur aus Fördergeldern, durch Sponsoren und Mitgliedsbeiträge finanziert. „Zudem singen wir inzwischen lieber a cappella, weil es die anspruchsvollste Disziplin ist. Ohne Instrumente ist man näher am Publikum“, sagt Chormitglied Alexander Freihaut.
Ein Laienchor, bei dem jedes Mitglied hohe musikalische Ansprüche an sich stellt. Für Freihaut und Preuß ist es gerade diese Kombination, die den Bachverein für sie so interessant macht. „Jedes Mitglied strebt eine persönliche Weiterentwicklung an“, sagt Preuß. Das bedeutet neben wöchentlichen Proben und einigen Konzertfahrten auch die Anstellung eines professionellen Chorleiters, welcher aus dem knappen Vereinsbudget finanziert wird. Thorsten Pech richtete bei seinem Amtsantritt 1989 die musikalische Orientierung des Vereins neu aus:  weg von dem umfangreichen Klangkörper mit über 100 Sängern aus den Zeiten der Bach-Renaissance, hin zu einem verkleinerten Chor mit Fokus auf romantische Werke. Der richtige Weg, wie sich jüngst beim ersten von vier Festkonzerten zum Jubiläum in diesem Jahr zeigte. „Für ein A-cappella-Konzert war es ein gelungener Auftakt und gut besucht“, sagt Preuß. Mit Spannung erwartet sie auch das besondere Format zum zweiten Festakt am 27. Mai, wenn Passanten zu einem „59-Minuten-Konzert“ aus dem Altstadt-Trubel in die Neanderkirche gelockt werden sollen.
Wenn sich dann das Publikum zurücklehnt und zur Musik genießerisch die Augen schließt, sei das für die Sänger der größte Lohn. „Nur das Klatschen nach jedem Stück reißt einen ein bisschen aus dem Fokus raus“, sagt Alexander Freihaut. Für den 34-Jährigen war die Teilnahme am Bachverein in erster Linie ein Weg, um nach seinem Umzug nach Düsseldorf mit Menschen in Kontakt zu kommen. Der Verein sucht ständig Mitglieder, auch wenn Bewerber ein gewisses Einstiegslevel mitbringen sollte. Bereut hat Freihaut seine Wahl jedenfalls nie. „Wir sind eine tolle Gemeinschaft. Jeder kann sich auf jeden verlassen“, sagt er. Denn bei allen Qualitätsansprüchen ist und bleibt der Chor ein Verein, der von seiner Gemeinschaft lebt.

Christopher Trinks

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