Aktion „Dein Baum“ Ein neues Zuhause für junge Bäume

Düsseldorf · 200 Düsseldorfer können sich über einen neuen Baum für ihren Garten freuen – möglich macht das die städtische Aktion „Dein Baum“. Bei der Abholung sieht man glückliche Gesichter und hört aufbauende Geschichten.

 Die Azubis Marcel Jödicke (rechts) und Tim Stiens verladen die Bäume in die Autos und Anhänger der Abholer. 

Die Azubis Marcel Jödicke (rechts) und Tim Stiens verladen die Bäume in die Autos und Anhänger der Abholer. 

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Nahe des Messegeländes liegt die städtische Baumschule ein wenig versteckt. Hier warten rund 50 der insgesamt 200 Bäume auf ihre neuen Besitzer. Im Oktober wurde die Aktion „Dein Baum“ angekündigt: junge Obst- und Klimabäume für Düsseldorfer und Düsseldorferinnen für 35 Euro, die restlichen Kosten in Höhe von 50 Euro übernimmt die Stadt. Die Voraussetzung dafür ist ein eigener Garten, in dem man den ausgewählten Baum pflanzen und pflegen kann. Die Resonanz war groß und die verfügbaren Bäume waren innerhalb kurzer Zeit vergeben.

Und so kommen an jedem Freitag im November rund 50 Autos angefahren, teils mit großem Hänger hintendran. In einen Kombi oder SUV passen die jungen Bäume allerdings meist auch hinein – sofern man das Beifahrerfenster offenlässt und die Baumspitze auf dem Weg ins neue Zuhause hinaus lugt. Und selbst ein Paar, das mit einem BMW-Coupé vorfährt, kann seinen etwas kleineren Obstbaum ohne Probleme mit nach Hause nehmen.

„Die Obstbäume sind zwischen drei und vier Jahre alt, die anderen zwischen fünf und sieben“, erklärt Detlef Hüsges, der Leiter der Baumschule. „Mit etwas Glück hat man im kommenden Jahr schon vereinzelt Früchte an den Obstbäumen.“ Gemeinsam mit den beiden Azubis Marcel Jödicke und Tim Stiens sorgt er dafür, dass die zwischen zwei und drei Meter hohen und 50 bis 70 Kilo schweren Pflanzen sicher in den Autos der Abholer transportiert werden können. „Beim letzten Mal kam auch jemand mit einem Fiat Panda an, gepasst hat das irgendwie trotzdem“, sagt Hüsges.

 Gabi Brittner hat in ihrem Garten einen Apfelbaum der Sorte "Blauer Kölner" gepflanzt.

Gabi Brittner hat in ihrem Garten einen Apfelbaum der Sorte "Blauer Kölner" gepflanzt.

Foto: Privat

Dass die Abholung trotz der Corona-Pandemie reibungslos abläuft, liegt an der Organisation von Sandra Felden, die als Verwaltungskraft am Hauptbetriebshof arbeitet. Im Vorfeld hat sie mit allen 200 Bewerbern Termine vereinbart: „Am Telefon waren schon alle wirklich sehr nett und bei der Abholung jetzt all die glücklichen Gesichter zu sehen – das ist schon ein gutes Gefühl“, sagt sie.

Viele erzählen bei der Abholung auch kleine Geschichten von ihrem Garten. So zum Beispiel Michael Schaar aus Urdenbach: „Ich habe meinen ganzen Garten während der Pandemie umgestaltet, jetzt ist er ein kleines Bienenparadies.“ Dafür hat der 76-Jährige Insektenhotels gebaut, eine Blühwiese angelegt, Stauden, über 40 Obstbäume und etliche Sträucher gepflanzt und viele weitere insektenfreundliche Elemente in seinem Garten installiert. Von der Aktion hat er in der Zeitung erfahren und sich direkt beworben. „Der Bienenbaum, den ich jetzt abhole, ist eine gute Ergänzung“, sagt Schaar und freut sich.

Marvin Nix (32) hat gemeinsam mit seinem Bruder zwei Bäume für das jeweils eigene Grundstück bestellt. „Wir müssen in unseren Gärten in Heerdt noch einiges machen, da kommt diese Aktion genau passend“, erzählt er und auch, dass sein Garten möglichst naturnah werden soll.

 Oliver Fischer beim Pflanzen seines Baumes.

Oliver Fischer beim Pflanzen seines Baumes.

Foto: Privat

Für Astrid Müller (49) aus Eller ist der bestellte Baum ein Ersatz: „Unser bestimmt 100 Jahre alter Apfelbaum musste weichen, da war nichts mehr zu retten. Innen war alles morsch und den letzten Sturm hat er nicht überlebt.“ Der neue Baum soll jetzt bald auf ihrer Schildkrötenwiese Schatten spenden. „Das ist ein Bereich im Garten, den wir für unser Haustier abgezäunt haben.“

Alle, die in diesem Jahr leer ausgegangen sind, kann der Abteilungsleiter des Hauptbetriebshofs, Jörg Langenhorst, aber schon jetzt trösten: „2022 werden wir die Aktion auf jeden Fall fortsetzen und noch einmal 200 Bäume anbieten.“ Zwar müsse man noch etwa die Hälfte der Pflanzen bei anderen Anbietern dazukaufen, doch den Eigenanteil wolle man in den kommenden Jahren erhöhen. „Da kommt es aber auch immer darauf an, welche Bäume sozusagen fertig sind“, erklärt Hüsges. Die Bäumchen müssten einen Mindeststammumfang vorweisen, bevor sie verpflanzt werden könnten. Für die Abholer gibt es extra Holzpflöcke, Kokosseile und eine Pflanzanleitung mit dazu.

In den nächsten Wochen werden wohl einige Fotos wie das von Oliver Fischer beim Gartenamt ankommen – die neuen Baumbesitzer sind nämlich gebeten, die erfolgreiche Pflanzung im Bild festzuhalten.

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