Zoo Wuppertal Düsseldorfer Ärzte operieren Orang-Utan Cheemo
Die Futterküche des Affenhauses im Wuppertaler Zoo. Gleich wird hier Orang-Utan-Dame Cheemo operiert - von Ärzten aus Düsseldorf-Benrath.
Die Fotos zur Verfügung gestellt haben (so weit nicht anders angegeben) Dennis Porscha von der Firma Erbe Elektromedizin, der bei der OP dabei war, und Claus Franke, Chirurg am Sana-Krankenhaus in Düsseldorf-Benrath.

Cheemo ist 40 Jahre alt und damit schon eine Seniorin, denn Orang-Utans werden etwa 60 Jahre alt. Tierpfleger haben beobachtet, dass die mehrfache Mutter unregelmäßig aus dem Unterleib blutete. Bei einem Ultraschall wurde festgestellt, dass Cheemo einen großen Tumor an der Gebärmutter hat.

Für Tierärzte wäre so eine Operation sehr speziell. Dieser Mann aber macht sowas jeden Tag: Claus Franke, Chefarzt am Sana-Krankenhaus in Benrath. Er ist Bauchchirurg. "Wir operieren alles von der Schilddrüse bis zum Anus", sagt er.
Im Zoo verwandeln Anästhesist Hubert Pary (rechts) aus Benrath, die Tierpfleger und die Tierärzte des Zoos die Futterküche des Affenhauses in einen Operationssaal. Das Narkosegerät gehört dem Zoo. Früher hat man so ähnliche Technik auch bei Menschen verwendet. Inzwischen sorgt sie für etwas Kopfzerbrechen.
Sterile Instrumente und Tücher haben die Ärzte aus dem Krankenhaus mitgebracht. Etwa 600 bis 700 Euro kostet das alles, schätzen sie.

Tierärztin Maya Kummerow betäubt Cheemo durch die Gitterstäbe mit einem Pfeil.
Dann dürfen Anästhesist und OP-Schwester das erste Mal ran. Beim Ultraschall hatte Cheemo die Narkose nur schlecht vertragen. Sie zerbiss sich anschließend die Hände. Die Benrather Ärzte vermuten, dass sie Halluzinationen von einem Narkose-Medikament bekommen hat.
Zwar sind die Venen beim Affenarm gut zu sehen, aber die Haut ist dick und lässt sich nur schwer durchstechen, um einen Zugang zu legen.
Dr. Franke vor der OP. Er ist optimistisch, dass alles gut geht. Er hat schon vorher drei Male an Menschenaffen operiert.
Cheemo wird wie ein Mensch auf die OP vorbereitet.

Nur dass es bei ihr etwas mehr Fell zu rasieren gibt.

Cheemos Pfleger (links) macht sich Sorgen wie ein Angehöriger. Er passt ganz genau auf.
Immer wieder stimmen sich Menschenärzte und Tierärzte (rechts Maya Kummerow) ab, denn wenn Cheemo beispielsweise zu früh aus der Narkose aufwacht, kann das sehr gefährlich werden.
Hubert Parys (vorne) intubiert Cheemo, schiebt ihr also einen Atemschlauch in den Hals. Nicht ganz einfach, denn beim Affen ist der Schlund deutlich länger als beim Menschen.
Aber es klappt und Cheemo wird beatmet. Weil sich ihre Lider während der Narkose nicht schließen, bekommt sie eine Augensalbe und eine Schlafmaske. So trocknen die Augen nicht aus.
Während der gesamten OP werden Cheemos Herzschlag und Blutdruck auf dem Monitor beobachtet. Ihr Herz schlägt während der Narkose nur 50 bis 60 Mal die Minute. Das ist auch beim Menschen so.
Während der OP können Zoobesucher durch die Scheibe zuschauen. Sie wurden vorher gewarnt, was in der Futterküche passiert - und die Körper der Ärzte verdecken die meiste Zeit die Sicht. Laut Zoodirektor Arne Lawrenz wurde diese Transparenz aber gut angenommen. Die meisten Besucher interessierte die OP sehr.
Die Ärzte ziehen sich Handschuhe über.
Jetzt kann es losgehen. Links im Bild: Claus Franke. Rechts Oberarzt Hansjörg Meier, in der Mitte OP-Schwester Nadine Meier.
Auch für die Ärzte ist so eine OP spannend und ungewöhnlich.
"So unter den sterilen Tüchern, mit rasierter Haut, könnte man fast meinen, es liege ein Mensch vor einem", sagt Claus Franke später.
Anästhesist Parys (links) erklärt Cheemos Pfleger, was gerade passiert.

Fertig. Cheemo schläft noch, wird aber nicht mehr beatmet. Die Narkose wird in wenigen Minuten aufhören.

Beim Menschen setzt man möglichst dezente Nähte und klammert wenig. Bei Cheemo hat Claus Franke aber gleich doppelt genäht. "Die größte Gefahr ist natürlich, dass sie sich am Bauch rummacht und die Wunde irgendwie wieder öffnet."

Noch ist sie ziemlich groggy, aber langsam wacht Cheemo wieder auf.

Dieses Mal hat sie die Narkose gut vertragen - sie hat keine Halluzinationen und benimmt sich ganz normal.

Schon eine knappe Woche später geht es ihr so gut, dass sie wieder zu den anderen Tieren gelassen werden kann. Ihre Nähte haben gut gehalten.
"Ohne dieses Team hätte das nicht so gut geklappt", sagt Claus Franke. Vom Krankenhaus waren dabei: Arzt Hansjörg Meier (von rechts), OP-Schwester Nadine Meier, Anästhesist Hubert Parys (im weißen T-Shirt) und Claus Franke (olivgrünes Polo-Hemd). Zusammengearbeitet haben die Ärzte mit dem Team des Zoos Wuppertal.