Nachruf Düsseldorf

Düsseldorf · Stephan Markstein hatte Pläne. Etwas Sinnvolles tun wollte er. Eine Ausbildung zum Ehrenamtlichen im Kinderhospiz machen. Oder über seine Genesung schreiben und anderen damit Mut machen. Dass es ihm irgendwann besser gehen würde, daran glaubte er fest - auch als er schon schwer krebskrank war. Denn Stephan Markstein war ein fast unerschütterlicher Optimist. Nur als ihm im Oktober sein Handy gestohlen wurde, während er im Krankenhaus lag - da verließ ihn kurz der Mut. Nicht wegen des teuren Geräts, sondern weil er es nach einer Operation am Hals als Kommunikationsgerät brauchte - er konnte nicht mehr sprechen.

Nachruf: Düsseldorf
Foto: Markstein Susanne

Er fand seinen Mut wieder, als zahlreiche Menschen in der Rheinischen Post über ihn lasen und tröstende Worte, Geld und sogar ein neues Handy spendeten. "Ich kann kaum fassen, dass es Menschen gibt, die einem helfen, obwohl man sich gar nicht kennt", schrieb er damals an die Redaktion.

Stephan Marksteins Optimismus - selbst im Angesicht einer schweren Erkrankung - hatte nichts Weltfremdes. Denn er wusste, wie es ist, ganz unten zu sein. 1986 trat der Krebs das erste Mal in sein Leben und nahm ihm den geliebten Vater. Er war zwölf Jahre alt. Einige Jahre später verlor er völlig die Balance. Es gab Ärger in der Schule und bei der Bundeswehr, er schaffte den Berufsabschluss nicht. Eine immer größere Rolle spielte der Alkohol. Der vorher innige Kontakt zu seiner Schwester zerbrach. Vor fünf Jahren gelang ihm die Wende. Seine Mutter beschwor ihn auf ihrem Sterbebett, sein Leben in Ordnung zu bringen. Er löste das Versprechen ein. Am Montag wollte die Schwester ihm Fotos vom mittlerweile 20 Jahre alten Sohn zeigen, mit dem er keinen Kontakt hatte. Doch da war Stephan Markstein schon eingeschlafen. Helene Pawlitzki

(RP)
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