Kolumne „Die Woche in Düsseldorf“ Düsseldorf zwischen lässiger Feier und Krampf

Düsseldorf · Manchmal läuft es einfach rund. Düsseldorf hat dies zumindest am Montag erlebt.Etwa bei der Aufstiegsfeier mit Spontan-Konzert der „Toten Hosen“. Eine andere Seite Düsseldorfs bildet die Streitkultur.

Aufstiegsfeier 2018 - die Toten Hosen feiern mit Fortuna Düsseldorf
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Die Toten Hosen feiern mit Fortuna Düsseldorf

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Foto: Anne Orthen (ort)

Manchmal läuft es einfach rund. Düsseldorf hat dies zumindest am Montag erlebt. Nachdem es wegen des Platzsturms 2012 keine unmittelbare Aufstiegsfeier geben konnte, haben die Anhänger der Fortuna in diesem Jahr auf dem Marktplatz vor dem Rathaus und anschließend in der Altstadt einen so ausgelassenen wie friedlichen Feiertag erlebt. Als nach der Mannschaft auch noch die Toten Hosen auf der Tribüne erschienen, waren Freude und Spaß gleichermaßen groß. "So was gibt es nur in Düsseldorf", jubelte Bürgermeisterin Klaudia Zepunkte am Rathausfenster - was ja stimmt, die erfolgreichste deutsche Band würde einen solchen Auftritt nur in ihrer Heimatstadt hinlegen. Auf Bestellung sind die Hosen nicht zu haben, insofern kann man ruhig ein bisschen stolz auf diesen Tag sein.

Welcher Hort an Kreativität diese Stadt ist, zeigte sich im Anschluss auf dem großen Balkon am Uerige. wo nicht nur Campino spontan ein paar Lieder sang. Dort trat die Halbangst-Truppe auf, inszenierte alle ihre Lieder, die auf Youtube bereits mehr als eine halbe Million Mal angeklickt wurden. "Halbangst", das ist ein Zusammenschluss aus Kreativen, die rein aus Spaß an der Freud seit sechs Jahren Videos mit Fortuna-Songs drehen und in der Szene längst ein Markenzeichen für die Stadt geworden sind. Sie strafen alle Vorurteile über Düsseldorf Lügen, und man möchte gerne, dass sich die ewigen Lästerer zu den 43.000 Menschen gesellen, die das neueste Lied "Danke für den Aufstieg" bereits angeklickt haben.

Eine andere Seite Düsseldorfs bildet die Streitkultur. Sie blühte am Mittwoch auf, als Bürger aus dem Norden und Baumschützer gegen das geplante Open-air-Konzertgelände auf den Messeparkplätzen demonstrierten. Da die Kommunikation wieder einmal nicht optimal gelaufen ist und die Menschen vor Ort zu spät aus dem Rathaus informiert wurden, droht das Verfahren nun vollständig aus dem Ruder zu laufen. Wie bei der Tour de France könnte eine zähe Hängepartie entstehen, die auf eine Instrumentalisierung im Kampf um das Rathaus hinausläuft. Denn obgleich die Kommunalwahl erst 2020 ansteht, ticken die Ratspolitiker längst im Wahlkampfmodus.

Für Düsseldorf gut wäre dagegen folgende Linie: Das Konzert von Ed Sheeran am 22. Juli findet statt. Das Ereignis wird evaluiert, die Situation bei Verkehr, Lärm und Sicherheit untersucht. Tatsächlich sind Lärmmessungen in den nördlichen Stadtteilen und auf der anderen Rheinseite längst geplant. Nach der Auswertung entscheidet man, ob es im Norden weitere Freiluftkonzerte geben soll. Sie sind gefragt, die Künstler wollen sie und gehen notfalls woanders hin. Soll sich die Stadt das entgehen lassen? Gut 80.000 Menschen, von denen viele in der Sommerpause, da keine Messen stattfinden, in Düsseldorf übernachten und auch anders Geld ausgeben? Die Entscheidung sollte man sich nicht leicht machen.

Unser Podcast behandelt diese Woche den Prozess um das Wehrhahn-Attentat. Überraschend wurde der Angeklagte auf freien Fuß gesetzt. Sie finden den Podcast, der nun auch bei Spotify verfügbar ist, unter: www.rp-online.de/rheinpegel

(RP)
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