Bezahlbarer Wohnraum Warum es plötzlich wieder deutlich weniger neue Sozialwohnungen gibt

Düsseldorf · Nach einer Trendwende brach die Zahl der neugebauten öffentlich geförderten Wohnungen 2021 wieder stark ein. Die Stadt nennt gleich mehrere Ursachen und gibt eine Prognose ab.

 Auch im Bauprojekt Grafental entstehen öffentlich geförderte Wohnungen.

Auch im Bauprojekt Grafental entstehen öffentlich geförderte Wohnungen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

In Düsseldorf sind 2021 deutlich weniger öffentlich geförderte Wohnungen fertiggestellt worden als in den beiden Vorjahren. Im Jahr 2019 hatte es nach jahrelanger Flaute einen deutlichen Aufschwung gegeben. Mit 573 neuen Einheiten kamen so viele hinzu wie in den sechs Jahren davor zusammengerechnet nicht. 2020 konnte das für Düsseldorf hohe Niveau mit 494 geförderten Wohnungen noch einigermaßen gehalten werden. Im vergangenen Jahr sackte die Zahl allerdings auf 218 ab.

Die Stadt hatte vor zwei Jahren noch von einer Trendwende gesprochen, weil nach langer Zeit mal wieder mehr Wohnungen neu gefördert wurden als aus der Bindung herausfielen. Als eine Ursache für diese Entwicklung nannte die Stadt die Quotierungsregeln, wonach bei Bebauungsplänen mit städtebaulichem Vertrag oder bei vorhabenbezogenen Bebauungsplänen mindestens 40 Prozent der Wohnungen gefördert oder preisgedämpft realisiert werden müssen.

Den Einbruch jetzt erklärt ein Stadtsprecher auf Nachfrage damit, dass „insbesondere das Pandemiegeschehen Einfluss auf den Baufortschritt hat“. Die Baubranche leide zudem unter Lieferengpässen.

Doch es kommt ein weiterer Faktor hinzu: „Zu unserem Bedauern wurde von bereits 2018 und 2019 erteilten Baugenehmigungen kein Gebrauch gemacht.“ Dies betreffe in Bezug auf öffentlich geförderte Wohnungen eine dreistellige Zahl. Hintergrund: Kostenpflichtiger Inhalt Es dürfte um die stockenden Bauvorhaben der Adler Group wie etwa das Grand Central nahe des Hauptbahnhofs gehen.

Wie sich die Zahl der neuen öffentlich geförderten Wohnungen entwickelt, ist offen. Die Stadt hält sich mit einer Prognose zurück, da zum Beispiel Fristverlängerungen nach Baugenehmigungen möglich sind. Insgesamt rechne man mit einer Stagnation bei der Zahl der öffentlich geförderten Wohnungen. Hoffnung macht immerhin, dass 2021 mit 737 so viele Förderzusagen für Wohnungen und Wohnheimplätze erteilt wurden, wie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht.

Dass der Effekt des Handlungskonzepts Wohnen (HWK) und seiner Quote für geförderte Wohnungen nach wie vor begrenzt ist, zeigt die Bilanz seit Einführung im Jahr 2013. Fertiggestellt wurden bis heute lediglich 780 öffentlich geförderte Einheiten auf Grundlage des HWK. Hintergrund: Längst nicht immer sind Bebauungspläne mit städtebaulichem Vertrag oder vorhabenbezogene Bebauungspläne vonnöten, die der Stadt Einfluss ermöglichen. Zudem waren 2013 bereits viele Bauprojekte so fortgeschritten auf dem Weg, so dass keine verbindlichen Vorgaben mehr gemacht werden konnten.

Im Wohnungsausschuss kamen zuletzt etwa Harald Schwenk von den Grünen und auch Peter Rasp (SPD) beim Fazit zu den neugebauten Sozialwohnungen im vergangenen Jahr zum Ergebnis: „Das ist zu wenig.“

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