Das Pflanzen-Wunder von Düsseldorf Und sie blüht doch!

Düsseldorf · Es gibt nur wenige lebende Pflanzen, die als botanische Dinosaurier gelten. Die Wollemie im Botanischen Garten der Heine-Uni hat weibliche Blüten entwickelt – eine botanische Sensation.

 Reviergärtner Lars Leonhard steigt in die Baumkrone, um die weiblichen Blüten mit männlichen Pollen zu befruchten.

Reviergärtner Lars Leonhard steigt in die Baumkrone, um die weiblichen Blüten mit männlichen Pollen zu befruchten.

Foto: Sabine Etges, HHU

Sie gilt eigentlich als botanischer Dinosaurier. Doch jetzt, unter dem großen Kuppelgewächshaus des Botanischen Gartens an der Heine-Uni, kann man weibliche Blüten der sechs Meter hohen Wollemie bewundern. Dass die australische Koniferenart, die lange als ausgestorben galt, blüht, ist eine botanische Sensation. „Wir haben lange darauf gewartet, dass dies in Düsseldorf passiert, unser spezielles Gewächshaus bietet eine gute Umgebung für die Wollemie“, sagt Sabine Etges, wissenschaftliche Leiterin der Einrichtung. Nun hofft sie, dass die Nachzucht klappt und man damit helfen kann, die Art zu retten.

Noch bis 1994 war man davon ausgegangen, dass die Pflanze seit Jahrmillionen ausgestorben war. Dann stieß ein australischer Ranger bei einer Klettertour in einem unerforschten Gebiet des Wollemie-Nationalparks auf Bäume, die er noch nie gesehen hatte. Erst nach aufwändigen Recherchen wurde klar, dass er einen lebenden „Pflanzendino“ entdeckt hatte, dessen nahe Verwandte man nur als 100 Millionen Jahre alte Fossilien kannte. Experten dachten, dass die Wollemie seit 50 Millionen Jahren ausgestorben war. Eine Versteigerung der ersten nachgezüchteten Exemplare brachte 1,5 Millionen australische Dollar ein, die zum Erhalt eingesetzt werden. Weltweit versuchen Experten seitdem eine Nachzucht. Der Wildstandort nordwestlich von Sydney wird streng geheim gehalten. Nur knapp konnten die seltenen Exemplare vor den Buschbränden im Januar gerettet werden.

Der Botanische Garten erhielt seine beiden Bäume als Geschenk zur Eröffnung des Gewächshauses vor zwölf Jahren. Da man keine Erfahrungen mit der Kultur der Pflanzenart hat, wurde ein Exemplar in einem Kübel weiterkultiviert, das zweite im Kuppelgewächshaus ausgepflanzt. Reviergärtner Lars Leonhard versucht nun, sie geschlechtlich zu vermehren, damit keimfähige Samen gebildet werden. Dafür werden die weiblichen Zapfen von Hand mit Pollen bestäubt. Da die männlichen Zapfen nicht reif sind, wurde eine deutschlandweite Anfrage gestartet, auf die der Botanische Garten der Uni Marburg reagierte. Nun wird eingefrorenes Pollenmaterial aus Marburg auf die weiblichen Blüten aufgebracht. Ob die Bestäubung erfolgreich war, wird man in ca. 2,5 Jahren wissen.

Öffnungszeiten mo-fr 8-16 Uhr, Eintritt frei

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