Personalie in Düsseldorf Wirtschaftsförderung seit halbem Jahr ohne Chef

Düsseldorf · Die Industrie- und Handelskammer fordert nun eine zügige und kompetente Neubesetzung der Stelle. Die Stadt will intern und extern nach geeigneten Kandidaten suchen.

 Bei der Projektentwicklungsmesse Polis Convention stellten Wirtschaftsförderung und Stadtplanung vergangene Woche die Quartiersentwicklung in Düsseldorf vor. 

Bei der Projektentwicklungsmesse Polis Convention stellten Wirtschaftsförderung und Stadtplanung vergangene Woche die Quartiersentwicklung in Düsseldorf vor. 

Foto: Stadt Düsseldorf

Knapp ein halbes Jahr nach dem Weggang des ehemaligen Wirtschaftsförderungs-Chefs Uwe Kerkmann ist die Leitung des Amtes noch immer vakant. In der Wirtschaft wächst die Kritik: Es laufe nicht rund in dem aktuell führungslosen Amt, heißt es, und es fehlten  Ansprechpartner, etwa im Bereich der Start-ups. Auch der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Düsseldorf, Andreas Schmitz, hat nun eine zügige Neubesetzung der Amtsleiter-Stelle gefordert.

Zumindest zeitnah scheint eine Neubesetzung allerdings nicht in Sicht: Bislang ist die Stelle noch nicht einmal offiziell ausgeschrieben worden. Laut Stadt läuft aber das entsprechende Verfahren.

IHK-Präsident Schmitz erklärte, die aktuellen Konjunkturprognosen zeigten, dass die fetten Jahre vorbei seien. Zudem wachse mit den Hilfen für den Strukturwandel im ehemaligen Braunkohlerevier ein neuer Player im Standortwettbewerb heran: „Umso wichtiger erscheint es mir, die Leitungs-Vakanz in dem für Düsseldorf so wichtigen Wirtschaftsförderungsamt so schnell als möglich zu beenden und dieses zeitnah kompetent zu besetzen. Alles andere wäre den steuerzahlenden Unternehmen kaum zu vermitteln.“

Schmitz lobte in diesem Kontext die Zusammenarbeit zwischen der IHK und dem Dezernat für Planen, Bauen, Mobilität und Grundstückswesen, die sich „ausgezeichnet“  gestalte. Die Düsseldorfer Wirtschaft könne sich aber eine noch stärkere Fokussierung auf die Fragen der innerstädtischen Mobilität vorstellen: „Deshalb wäre für uns die Einrichtung eines Dezernates für Wirtschaft und Verkehr ein guter Schritt. So könnten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und ein deutliches Signal in Sachen Handlungsfähigkeit und Wirtschaftsfreundlichkeit setzen.“

Von der Stadt heißt es, dass nach wie vor geplant sei, die Stelle der Wirtschaftsförderung (Amt 80) in der jetzigen Form wieder zu besetzen. Zuständig ist dafür Oberbürgermeister Thomas Geisel selbst, das Amt fällt in seinen Dezernatsbereich. „Die Stelle befindet sich im Ausschreibungsverfahren“, sagt Stadt-Sprecherin Ingrid Herden auf Anfrage. „Wir suchen intern, extern und setzen auch einen Headhunter dafür ein.“ Sie verweist darauf, dass in dem Amt aktuell trotz der Vakanz viel passiere – auch für Start-ups gebe es dort Ansprechpartner.

Sie widerspricht auch Spekulationen, die Entwicklung könne in eine ganz andere Richtung gehen – nämlich weg von der Organisation als städtisches Amt, hin zur Gründung einer GmbH, wie es etwa Essen, Mönchengladbach oder Köln gemacht haben.

Dort wurde das Amt für Wirtschaftsförderung zum Jahreswechsel zugunsten der „KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH“ abgeschafft. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (Parteilos) begründete dies mit der hohen Flexibilität, die diese Organisationsform ermöglicht. Gleichzeitig wurde dort das Budget um 5,5 Millionen Euro auf rund 14,7 Millionen Euro aufgestockt, 70 statt bislang 50 Leute sollen künftig für die Wirtschaftsförderung arbeiten. „Die nun erhöhte finanzielle Ausstattung bietet der GmbH die Möglichkeit, unabhängig vom Tarifgefüge, Personal mit einschlägiger Berufserfahrung in der Privatwirtschaft zu akquirieren.“

In Düsseldorf ist das in der jetzigen Organisationsform nicht möglich. Der Chef der Wirtschaftsförderung wird nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bezahlt. Branchenkenner schätzen aber, dass man mindestens 150.000 bis 200.000 Euro bieten müsste, um Top-Leute aus der freien Wirtschaft für die Spitze der Wirtschaftsförderung zu gewinnen.

Klar ist, dass die neue Person an der Spitze des Amtes in große Fußstapfen tritt. Vorgänger Uwe Kerkmann, seit Januar im NRW-Wirtschaftsministerium tätig, galt als überaus kompetent und Glücksfall für die Landeshauptstadt. Der studierte Japanologe leitete die Wirtschaftsförderung zehn Jahre lang, baute etwa das China-Kompetenzzentrum mit auf. Aktuell führt die stellvertretende Amtsleiterin Theresa Winkels die Geschäfte.

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