Frauenhäuser in Düsseldorf Mehr Schutzräume für die Opfer häuslicher Gewalt

Düsseldorf · Die beiden Düsseldorfer Frauenhäuser können pro Jahr mehr als 100 Anfragen von gewaltbetroffenen Frauen nach einer Unterbringung nicht erfüllen. Ein neues Konzept soll helfen, die Situation zu verbessern.

 Oft ist das Frauenhaus die letzte Zuflucht für Frauen, die von ihren Partnern bedroht, geschlagen und vergewaltigt werden.

Oft ist das Frauenhaus die letzte Zuflucht für Frauen, die von ihren Partnern bedroht, geschlagen und vergewaltigt werden.

Foto: dpa/Maja Hitij

Die Politik will Frauen und Kinder, die von Partnern bedroht, geschlagen oder vergewaltigt werden, künftig besser schützen. Möglichst bis zur Sommerpause soll eine Clearingstelle auf den Weg gebracht werden, über die Betroffene kurzfristig und für die Dauer weniger Tage in Wohnungen vermittelt werden – und zwar unabhängig von einem möglichen Einzug in ein Frauenhaus. Ein entsprechendes von der Ampel-Kooperation aus SPD, Grünen und FDP angestoßenes Konzept wird im Gleichstellungsausschuss des Rates am kommenden Dienstag vorgestellt.

Das neuartige Angebot halten Experten und Politiker für notwendig, weil die beiden Düsseldorfer Frauenhäuser regelmäßig voll belegt sind und immer wieder Hilfesuchende abweisen müssen. „Jedes Haus kann mehr als 100 Anfragen von gewaltbetroffenen Frauen pro Jahr nicht erfüllen“, hieß es in der Begründung des Antrags. Gemessen an den Vorgaben internationaler Konventionen fehlten „zirka 100 Betten für betroffene Frauen und ihre Kinder“. Dorothea Düsedau (SPD) betont, dass über die neue Clearingsstelle hinaus auch ein drittes Frauenhaus wünschenswert sei.

Ein deutlicher Anstieg der Übergriffe in der Corona-Krise lässt sich bislang (noch) nicht belegen. „Das Ausmaß der Zahlen ist nicht der bestimmende Faktor, sondern das Ausmaß innerhalb eines Falles“, sagt Luzia Kleene von der Frauenberatungsstelle. Im Shutdown hätten Frauen weniger Kontakt zu Freundinnen oder Nachbarn gehabt. Und manch eine sei wohl „auch aus Angst vor einer Corona-Infektion lieber in der Wohnung geblieben als in ein Frauenhaus zu ziehen“. Welche Auswirkungen die Krise habe, könne wohl erst in einigen Monaten beantwortet werden.

Jugendamtsleiter Johannes Horn hatte den Politikern mitgeteilt, dass es im Vergleich zur Vor-Corona-Phase – auch im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt – zuletzt etwa sechs bis sieben zusätzliche Inobhutnahmen Minderjähriger pro Woche gegeben habe. Im Vergleich zur jährlichen Gesamtzahl von rund 330 Inobhutnahmen sei dies aber „kein Quantensprung“.

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