Düsseldorf Bilk Wenn Falschparker lebensgefährlich werden
Düsseldorf · Der Weg zur Kita ist für viele Kinder ein Hindernislauf. Schuld daran haben unter Anderem falsch geparkte Autos.
Mitten auf dem Vorplatz der Bilker Arkaden steht ein rotes Auto. Genauer gesagt ein großes Stück Pappe, von Kindern mit ein wenig Farbe in ein rotes Auto verwandelt. „Ich sehe nicht, was du siehst - Knie dich mal hin!“, steht auf einer Tafel, die neben dem Pappgefährt aufgestellt wurde. Die Erwachsenen, die der Aufforderung folgen, und sich neben dem Auto in die Perspektive der Kinder begeben, erkennen schnell das Problem: Plötzlich versperrt das eben noch so kleine Stück Pappe die Sicht auf den halben Platz.
Auf ihrem Weg in den Kindergarten oder die Grundschule erleben die Kinder das Tag für Tag. Falschparker versperren Fußgängerüberwege und Straßenecken. Das stellt kleine Fußgänger vor große Probleme: Sie müssen sich auf die Fahrbahn begeben, um den Straßenverkehr überblicken zu können. Für herannahende Autofahrer zwischen den parkenden Fahrzeugen sind sie nahezu unsichtbar.
Für diese Gefahren sensibilisieren soll die Fotoausstellung „GehWeg! Weg frei für mehr Kindersicherheit“. Gemeinsam mit ihren Eltern und Erziehern haben sich die Vorschulkinder der AWO-Kita „Die Wawuschels“ auf eine Fotosafari durch Bilk begeben. Lange mussten sie nicht suchen, um geeignete Schauplätze zu finden, an denen falsch geparkte Autos den Kindern die nötige Weitsicht verwehren. Jetzt werden die Fotos in der Stadtbücherei Bilk ausgestellt.
„Die Ausstellung soll eine Initialzündung sein“, erklärt Marcel Scherrer, einer der Initiatoren, zweifacher Vater und Vorsitzender des Jugendamts-Elternbeirates Düsseldorf. „Wir wünschen uns, dass die verantwortlichen Akteure ebenso kreativ an Lösungen arbeiten, wie die Kinder an der Fotodokumentation.“ Während der Ausstellungseröffnung präsentieren der Clemens (5) und sein Freund Anton stolz die Fotos, für die sie Modell stehen durften. Auf einem der Bilder versucht Clemens auf seinem Roller den Verkehr zu überblicken, auf einem anderen steht Anton zwischen am Straßenrand geparkten Autos. Sein Kopf, der nur ein kleines Stück über die Motorhauben hinausragt, ist frühestens auf den zweiten Blick zu erkennen.
„So wollen wir den Autofahrern sagen, dass sie besser darauf achten sollen, wo sie parken“, erklärt Clemens. Auch für die Falschparker, die sich die Ausstellung nicht ansehen, haben die Wawuschels etwas vorbereitet. An einem kleinen Maltisch liegen Postkarten bereit, die an Strafzettel erinnern. „Ich wünsche mir, dass ich sicher über die Straße gehen kann“, ist auf der Vorderseite zu lesen, „Bitte parke richtig, damit du mich nicht gefährdest!“ Diese Karten können die Kinder mit ihrem Namen beschriften und mit bunten Autos bemalen. Mit den fertigen Kunstwerken haben sie Großes vor: „Die verteile ich jetzt jeden Tag an die Autos, die im Weg stehen“, verkündet die fünfjährige Toni und betrachtet stolz den dicken Postkarten-Stapel in ihren Händen.
Um das Problem langfristig zu lösen, ist jedoch mehr nötig als bemalte Postkarten an Windschutzscheiben. Bis dahin müssen die Kinder für die Gefahren gewappnet sein. Diese Aufgabe übernimmt Polizeioberkommissarin Norma Fleiß, die mit Kita-Kindern für den Fußgängerführerschein trainiert. „Zwischen Autos ergeht es den Kindern wie uns Erwachsenen zwischen LKWs“, vergleicht Fleiß. „Deshalb bringen wir ihnen bei, die Straße nur dort zu überqueren, wo sie einen guten Überblick haben.“ Dabei seien manchmal Umwege von bis zu 200 Metern nötig. Nicht nur die, die sich neben einem roten Papp-Auto kniend in die Perspektive der Kinder hineinversetzt haben, erkennen, dass das für kurze Beine ein langer Weg ist.