Wildpark im Grafenberger Wald Düsseldorfs neue Waldschule ist eröffnet

Düsseldorf · 2,3 Millionen Euro hat der Ort gekostet, an dem Stadtkinder die Natur verstehen lernen. Bis zu 400 Führungen für Schulen und Kindergärten soll es künftig geben. Ein Anziehungspunkt sind die Waldklassenzimmer.

Im Düsseldorfer Wildpark wurde die neue Waldschule eröffnet
12 Bilder

Die neue Waldschule ist eröffnet

12 Bilder
Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Der Wildpark im Grafenberger Wald schlägt ein neues Kapitel in seiner gut 90-jährigen Geschichte auf. Ein Kapitel, in dem Douglasienholzpaneele eine besondere Rolle spielen. Sie sind der Baustoff, aus dem die neue Waldschule errichtet ist. Ein Holz, das Tiere zwar mögen, aber niemals anknabbern würden. Stadt, Freundeskreis und Sponsoren wie die Kanzlei Linklaters investierten 2,3 Millionen Euro in das Aushängeschild für eine moderne Naturpädagogik, das in den kommenden Jahrzehnten die Naturerfahrungen der Großstadtkinder mitprägen wird.

Fast ein Jahrzehnt dauerte es, bis aus einer Idee ein schmucker Bau in Sichtweite der Wildgehege wurde. Ein gutes Jahr betrug die eigentliche Bauzeit. Auf den kleinen Tischen für die Jüngsten stehen Behälter mit Vergrößerungsglas, unter dem Würmer, Käfer und anderes Getier deutlicher zu sehen sind. Daneben liegen bunte Stifte und Blätter zum Ausmalen. Moderne Bildschirme hängen an den Wänden, ausgestopfte Tiere stehen in den Regalen. Es riecht nach Neuem und nach Natur.

Schade, dass bald Sommerferien sind. Denn das Haus ist bereit für die, die es vor allem nutzen werden: Kinder und Jugendliche aus den Düsseldorfer Schulen. „Wir haben in Kooperation mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ein umweltpädagogisches Konzept für diesen Ort erarbeitet“, sagt Umweltdezernentin Helga Stulgies. Und das soll deutlich mehr Nachwuchs aus der Düsseldorfer Region erreichen. „Im Jahr 1990 hatten wir 40 Schulführungen, künftig werden es 400 sein“, sagt Forstdirektor Paul Schmitz. Zu viel für einen Ort, an dem sich die Metropole auf wundersame Weise entschleunigt? Schmitz schüttelt den Kopf: „Wir sind weder Kölner Zoo noch Gelsenkirchener Erlebniswelt und werden uns ganz sicher nicht in diese Richtung entwickeln.“ Mehr Führungen anzubieten, bedeute nicht, die Besucherzahl zu erhöhen. „Die Klassen kommen jetzt schon, künftig werden mehr von ihnen professionell begleitet.“

Zu den Neuheiten der modernisierten Waldschule zählen zwei Dependancen in etwa 100 Meter Entfernung. Es sind Klassenräume unter freiem Himmel. Vor dem Eulenzimmer steht Florian Schürenberg. Der 38-jährige Forstwirt schnitzt für sein Leben gern. Und das merkt man diesem luftigen Raum ohne Wände an. Einen Bären und eine Eule hat er in jeweils dreitägiger Arbeit aus Eichenholzblöcken herausgearbeitet. Der Bär, sonst ja eher an Honig interessiert, ist ein ganz Schlauer. Er hält ein hölzernes Buch in Händen. Mehr noch: Er sitzt sogar auf Büchern, auf deren Rücken „Botanik“ und „Zoologie“ steht. Um geschnitzte Bücher geht es auch sonst an diesem Ort. Hesse, Böll und Kästner grüßen die Wissbegierigen aus allen Generationen.

„Es ist uns gelungen, architektonische Formen und funktionale Aspekte in Einklang zu bringen“, sagt Kämmerin Dorotheé Schneider. Das bedeutet: Düsseldorfs neue Waldschule wird mit Pelletofen geheizt, die Schulungsräume verfügen über dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung. Und das Regenwasser wird vom begrünten Dach nicht nur abgeleitet, sondern auch für die Bewässerung der Grünanlagen genutzt. Noch im Aufbau ist ein Amphibienteich. „75 Prozent der Arten sind vom Aussterben bedroht, darauf wollen wir aufmerksam machen“, sagt Stulgies.

 Ein schmucker Bau aus Douglasienholz: Zahlreiche Gäste kamen zur Eröffnung der neuen Waldschule.

Ein schmucker Bau aus Douglasienholz: Zahlreiche Gäste kamen zur Eröffnung der neuen Waldschule.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)
 Ein Klassenzimmer mitten im Wald: Florian Schürenberg schuf Figuren wie den Bücherwurm.

Ein Klassenzimmer mitten im Wald: Florian Schürenberg schuf Figuren wie den Bücherwurm.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Was viele der jährlich 300.000 Besucher freuen wird: Ab sofort ist die neue WC-Anlage in Betrieb. „Die Vorgänger aus den 60er Jahren waren kaum noch zumutbar“, sagt Schmitz. Von der alten Waldschule verabschieden muss sich übrigens niemand. Sie bleibt erhalten. Und wie sieht der Wildpark 2030 aus? „Frischlinge und Damwild wird es geben, aber vielleicht auch einen neuen Wasserlauf im unteren Tal sowie ein Fischotter-Becken“, wagt der Forstdirektor einen Ausblick. Von den Besuchern wünscht er sich, dass sie weiter rücksichtsvoll sind. „Sonnenbad und Picknick auf den Wiesen bleiben tabu, denn die gehören unseren Tieren.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort