Angebote in Düsseldorfer Netzwerken Stadt und Kinderschutzbund warnen vor Fremdbetreuung von Kindern

Düsseldorf · In sozialen Netzwerken wie der Düsseldorfer Facebookgruppe „Nett-Werk“ werden Kinderbetreuungen angeboten. Die Stadt und auch der Kinderschutzbund warnen Eltern davor, solche Angebote anzunehmen.

 Manche private Hilfsangebote sind vielleicht nett gemeint, doch es gibt zwei große Risiken, wenn man Fremde das eigene Kind betreuen lässt.

Manche private Hilfsangebote sind vielleicht nett gemeint, doch es gibt zwei große Risiken, wenn man Fremde das eigene Kind betreuen lässt.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Viele berufstätige Eltern versuchen seit Freitag nahezu verzweifelt, eine Betreuung für ihre Kinder zu finden, die noch in einem Alter sind, in dem sie beaufsichtigt werden müssen. Seit der Nachricht, dass es bis zum Ende der Osterferien in Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen nur noch Notfallgruppen für Berufsgruppen wie Ärzte und Rettungshelfer gibt, stehen viele Mütter und Väter (erst recht Alleinerziehende) vor der fast unmöglichen Aufgabe, eine Betreuungsperson zu finden. Denn die Großeltern sollen sie nicht einbeziehen, da sie zur besonders gefährdeten Risikogruppe gehören. Doch nicht jedes Unternehmen ermöglicht die Arbeit im Homeoffice, manche Aufgaben kann man auch gar nicht in seinen eigenen vier Wänden erledigen. Da erscheinen Hilfsangebote, die seit Freitag in sozialen Netzwerken wie Facebook (etwa auf Nett-Werk Düsseldorf) angeboten werden, verlockend.

Dort bieten einige Nutzer an, sich um fremde Kinder zu kümmern und ohne etwas dafür zu verlangen. Manche Eltern freuen sich über die Hilfsangebote, andere reagieren entsetzt. Die Stadt warnt davor, solche Angebote anzunehmen. „Das Betretungsverbot von Kindertageseinrichtungen wurde installiert, um die weitere Verbreitung des neuartigen Coronavirus einzudämmen. Es ist nicht zielführend, nun neue Betreuungskonstrukte zu kreieren, die dann einer Verbreitung des Virus an anderer Stelle Vorschub leisten“, sagt eine Stadtsprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. Zudem sei es „selbstverständlich auch nicht zu empfehlen, Kinder fremden Menschen zur Betreuung anzuvertrauen. Die damit verbundenen Risiken kämen zum Infektionsrisiko hinzu“, so die Sprecherin weiter.

Die ergriffenen Maßnahmen gegen eine Ausbreitung des Coronavirus könnten nur gelingen, „wenn wir alle gemeinsam die getroffenen Vorgaben umsetzen und einhalten“. Für die Versorgung der Kinder der im Augenblick am dringendsten benötigten Berufsgruppen sei gesorgt: Alle übrigen Düsseldorfer seien „gebeten, möglichst wenige Kontakte zu unterhalten, die das Infektionsrisiko erhöhen“.

Eine Meinung, die man beim Bundesverband des Kinderschutzbundes teilt. Wenn es darum gehe, Einkäufe für gefährdete Personen wie Senioren zu erledigen, sei das „sicher unproblematisch“, sagt Präsident Heinz Hilgers auf Anfrage unserer Redaktion. Bei der Kinderbetreuung sehe das aber anders aus. Es sei „nicht nur aus epidemiologischer Sicht wenig sinnvoll“. In den vergangenen Jahren hätten die meisten Kitas und Ganztagsschulen Schutzkonzepte entwickelt, um Gewalt an und Vernachlässigung und Missbrauch von Kindern vorzubeugen. „Bei fremden Menschen, die man zum Beispiel im Internet kennengelernt hat, sind diese Risiken nur schwer einzuschätzen“, sagt Hilgers.

Eltern könnten stattdessen zum Beispiel prüfen, ob sich vielleicht Freunde oder Verwandte, die im Homeoffice arbeiten, um die Kinder kümmern könnten. Auch Nachbarn, die man schon gut kenne, könne man ansprechen.

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