„Neujahrssuppe“ in Düsseldorf Eine warme Mahlzeit – auch für die Seele
Düsseldorf · Auf eine „Neujahrssuppe“ waren alle Verkäufer des Straßenmagazins Fiftyfifty eingeladen worden. Es soll nicht bei der Premiere bleiben.
Bei der „Neujahrssuppe“ im Bürgerhaus Salzmannbau gab es als Hauptspeise eine deftige Linsensuppe griechischer Art, wahlweise vegan oder mit Würstchen. Zur Nachspeise wurde zum Kaffee Käsesahnetorte, Käsekuchen und Bananenbrot gereicht. Offensichtlich war alles richtig lecker; denn einzelne Gäste verspeisten gleich drei Portionen Suppe und ließen sich auch noch das eine oder andere Stück Kuchen einpacken. Gekostet hat die Mahlzeit für die Gäste keinen Cent.
Eingeladen waren alle Verkäufer des Straßenmagazins Fiftyfifty. „Die Idee ist super“, meinte Sozialarbeiter Johannes Dörrenbächer. „Im Dezember haben wir in der Adventszeit so einige Angebote für Menschen, die auf der Straße leben. Zum Jahresanfang bricht das aber immer weg. Auch die Spendenbereitschaft nimmt dann ab. Da kommt so eine warme Mahlzeit vielen sehr gelegen“, sagte er weiter. 15 Liter Suppe und 50 Würstchen hatte das neben dem Bürgerhaus gelegene Café Mautz gekocht und spendiert. Die Kuchen waren noch morgens von Bürgerhaus-Praktikantin Amelie Schmidt und Bundesfreiwilligendienstlerin Masha Prokic zubereitet worden. Was nicht direkt vor Ort verputzt worden war, wurde von Techniker Swen Gibson zum „Gute-Nacht-Bus“ chauffiert, der Suppe und Kuchen an den abendlichen Ausgabestellen an die obdachlosen Menschen verteilte.
„Wir hatten uns gemeinsam mit dem Café Mautz überlegt, was wir in diesen Krisenzeiten für Menschen tun können. Weil immer mehr immer weniger Geld haben und deshalb auch der Verkauf des Fiftyfifty-Straßenmagazins deutlich zurückgegangen ist, haben wir uns für diese Zielgruppe entschieden“, erklärte Bürgerhaus-Leiterin Christiane Schmitz. „Wir hätten auch 100 Zeitungen kaufen können, aber genau das wollten wir nicht. Wir wollen nah am Menschen sein und ihnen Respekt entgegenbringen, indem wir sie zum Essen an einen schön gedeckten Tisch einladen.“ Diese Einladung haben einige Zeitungsverkäufer angenommen. „Für uns war es eine Wundertüte, weil bei einer Premiere niemand weiß, wie sie angenommen wird“, sagte Dörrenbächer. Schmitz und der Sozialarbeiter waren sich jedenfalls einig, dass es nicht bei dieser einen Ausgabe bleiben soll.
Die Neujahrssuppe war aber mehr als eine warme Mahlzeit. „Es ist ein Signal an wohnungslose Menschen, dass sie trotz aller Krisen nicht vergessen sind – es wärmt auch die Seele“, sagte Dörrenbächer. Und weiter: „Täglich erleben die Verkäufer, dass sie ignoriert werden, dass so getan wird, als seien sie nicht existent. Die Neujahrssuppe ist das genaue Gegenteil davon. Die Not und der Mensch werden gesehen.“