Krahestraße in Düsseldorf Vor 25 Jahren: Sechsfach-Mord in Flingern

Düsseldorf · Die vorsätzlich herbeigeführte Explosion eines Mehrfamilienhauses an der Krahestraße hat die Stadt viele Jahre lang beschäftigt. Auch unser damaliger Polizeireporter erinnert sich gut an die furchtbare Nacht.

Vor 25 Jahren - Haus in der Krahestraße in Düsseldorf explodiert
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Vor 25 Jahren - Haus in der Krahestraße in Düsseldorf explodiert

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Foto: dpa/Martin Gerten

Polizeireporter und junge Väter haben bekanntlich einen eher etwas leichten Schlaf. Ich hatte ihn aus beiden Gründen in jener Nacht zum 24. Juli 1997.Meine Tochter war gerade mal drei Wochen alt, als mitten in der Nacht, es muss kurz vor vier Uhr gewesen sein, unser Festnetz-Telefon zu Hause klingelt. Der Diensthabende der Düsseldorfer Feuerwehr hatte eine junge Stimme und machte es kurz: „Da ist ein Haus explodiert, es ist jetzt weg“. „Ganz weg?“, fragte ich ungläubig. „Ja, weg. Fahren Sie hin und sehen Sie es sich selbst an.“ Ich fuhr los.

An der Einsatzstelle an der Krahestraße ist es bereits taghell. Eine Batterie von Scheinwerfern sind auf ein Trümmerfeld gerichtet. Mehr als das ist von dem mehrstöckigen Wohnhaus tatsächlich nicht mehr übrig. „Sieht ja aus wie im Krieg“, flüstert ein Mann aus einem Nachbarhaus fast andächtig, der in einem Jogginganzug neben mir stand. Ja, denke ich, so muss es im Krieg gewesen sein.

Vor und auf dem Trümmerberg herrscht professionelle Betriebsamkeit. Behelmte Feuerwehrleute räumen Mauerschutt und gebrochene Holzträger beiseite. Es ist ruhig an der Einsatzstelle, niemand will die Stimmen Verschütteter überhören, ihre womöglich entkräfteten Rufe. Die Zeit läuft gegen sie. Bald schon kommen Suchhunde zum Einsatz. Polizisten führen sie auf dem Schuttberg umher. Hier und dort schlagen sie kurz an, was andere Helfer sofort veranlasst, geborstene Rohrleitungen oder zersplitterte Möbelreste wegzuräumen.

Einer verschütteten Frau rettet der unermündliche Einsatz der Helfer das Leben. Im hinteren Teil des Hauses wird ein verletzter Mann aus einem Hohlraum geholt. Auch er überlebt. Für sechs Hausbewohner kommt allerdings jede Hilfe zu spät. Sie werden in jener schrecklichen Nacht von den Feuerwehrleuten tot geborgen.

Schnell ist jedem klar, dass es eine Gasexplosion war, die das komplette Haus einfach weggerissen und die schlafenden Bewohner unter den Schuttbergen begraben hat.

Noch ahnt niemand, dass ein befreundeter Handwerker im Auftrag des Hausbesitzers im Keller den Gashahn aufgedreht hat, um das Haus „zu entmieten“. Die Kripo beginnt noch in der Nacht mit den Ermittlungen, Zug um Zug kommt die Wahrheit ans Licht. Ein juristischer Marathonlauf beginnt, der viele Jahre dauert und vor dem Bundesgerichtshof enden soll.

Für die Verletzten und die Angehörigen der Toten dieser grausam langen Nacht wird es ein Spießroutenlauf der Erinnerung.

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