Neubau-Planung von zwei Schulen, einem Seniorenheim und 110 Wohnungen Viele Fragen zu Benrather Großprojekt

Düsseldorf · An der Benrodstraße baut die IDR für die Stadt zwei Schulen, ein Seniorenheim und Wohnraum. Anwohner befürchten viel Verkehr und zu wenig Parkplätze für die Altbewohner.

Die Planungsveranstaltung zur so genannten Benrather Rochade in der Aula des Schloß-Gymnasiums war gut besucht. An Stellwänden konnten sich interessierte Bürger informieren.

Die Planungsveranstaltung zur so genannten Benrather Rochade in der Aula des Schloß-Gymnasiums war gut besucht. An Stellwänden konnten sich interessierte Bürger informieren.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Über eines freute sich Düsseldorfs Planungsdezernentin Cornelia Zuschke besonders: Dass es der aktuelle Stand der Corona-Pandemie derzeit zulässt, dass eine Öffentlichkeitsbeteiligung im persönlichen Kontakt stattfinden kann. Die Chance, sich vor Ort von Fachleuten über das Großprojekt „Ben­rather Rochade“ informieren zu lassen, waren deshalb viele Interessierte gefolgt, vor allem Anwohner aus den Straßen rund um das Bebauungsgebiet zwischen Benrodestraße -und Marbacher Straße.

Auf der Brache entstehen Neubauten für das Schloß-Gymnasium und die Realschule, die sich derzeit einen Gebäudekomplex an der Hospitalstraße teilen. Weil das Grundstück, das zu großen Teilen der Stadttochter Industrieterrains Düsseldorf Reisholz (IDR) gehört, groß genug ist, sind in einem zweiten Schritt der Bau eines Seniorenheimes mit 120 Plätzen sowie von 110 Wohnungen geplant. Weil sich der Schulbau mit dem Bebauungsplan deckt, sind dafür die Planungen schon fortgeschritten: Die IDR hat Ende August die Bauanträge eingereicht. Sogar einen Termin für den Baustart brachte der Technische Vorstand der IDR, Ekkehard Vinçon, mit: 1. April 2023. Die Schulen sollen zum Schuljahresbeginn 2024/2025 bezugsfertig sein.

„Zug um Zug werden dann die Flächen entwickelt“, blieb Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) dann in der Schach-Sprache, die schon beim Begriff Benrather Rochade verwendet wird. Denn dort, wo jetzt noch die Schulen stehen, soll ein weiteres Wohngebiet entwickelt werden. Weil die IDR auf dem Gelände an der Benrodestraße das Handlungskonzept Wohnen mit einem Anteil von preisgünstigerem Wohnraum durch den Bau des Seniorenheimes umsetze, soll das Wohnviertel an der Hospitalstraße das von der Politik vorgegebene Soll übererfüllen, so Keller weiter: Dort wird die Hälfte des neuen Wohnraums sozialer Wohnungsbau sein. Zu dem Projekt wird es demnächst eine eigene Veranstaltungsreihe für interessierte Bürger geben, kündigte Zuschke an.

Aktuell ist für die Anwohner des Grundstücks an der Benrodestraße vor allem der Lärm ein Problem, den das Leerräumen des Areals und die zeitgleiche Anlieferung von Abräummaterial macht, das tagtäglich mit Lastwagen angeliefert wird. In rund zwei Wochen, so lautete die Zusage eine IDR-Mitarbeiterin, sei aber der gröbste Lärm überstanden. Steine von außerhalb zum Zerkleinern würden angeliefert, um die Bodenplatte für die Schulen mit unterbaufähigem Material zu verdichten, erläuterte Vinçon. Dafür eigne sich nicht alles Material, das beim Recycling auf dem Areal anfiele.

Während das Lärm-Problem die Menschen in den Straßen rund um das Großprojekt schon seit Sommer beschäftigt, geht mancher Blick schon sorgenvoll in die Zukunft: Dabei geht es um den Verkehr und den Parkdruck im jetzt schon ständig auch von auswärtigen Fahrzeugen zugeparkten Viertel, die Verschattung der eigenen Gärten wegen der entstehenden Wohnhaus-Riegel (vier Vollgeschosse plus Staffelgeschoss), die massiver daher kommen als die Mehrfamilienhäuser an der Benrodestraße – trotz gleicher Höhe. Die Kritik der zu starken Verdichtung konterte Oberbügermeister Keller mit diesen Zahlen: Düsseldorf liege bei den Einwohnerzahlen deutschlandweit inzwischen auf Position sechs (an Stuttgart vorbeigezogen), bei der Fläche hingegen nur auf Rang 74.

Während einige Anwohner den Wunsch äußerten, dass die Sackgasse an der Schönen Aussicht geöffnet werden solle, damit der Verkehr besser abfließen kann, sprach sich ein Anwohner, der Durchgangsverkehr fürchtet, dagegen aus. Der Öffnungs stehen Bäume entgegen, die dafür zu fällen wären – heutzutage durchaus eine Abwägung. Ein junger Mann brachte die Anregung ein, die Benrodestraße dort zur Fahrradstraße zu machen. Über die Benrodestraße sollen das Schloß-Gymnasium (das zum Segropark einen Parkstreifen erhält), das Seniorenheim (bekommt Richtung Schule einen Parkstreifen) und das Wohnquartier (mit eigener Tiefgarage) erschlossen werden.

Über die Marbacher Straße läuft der Verkehr zur Realschule (mit eigener Tiefgarage) und Vierfachsporthalle. Eine erweiterte Tiefgarage, die auch die Nachbarschaft nutzen könnte, sei auf dem Grundstück nicht möglich, sagt die Verwaltung. Sie will prüfen, ob und wie eine Mehrfachnutzung dieser Stellplätze für Schule und Sporthalle durch die Anwohnerschaft möglich ist.

Alleine wenn man alle Personen zusammenrechnet, die sich künftig unter der Woche auf dem Areal aufhalten werden, kommt man auf 2330, wovon die 120 Bewohner des Seniorenheimes wohl die immobilsten von allen sind. Eingerechnet sind da noch kein Liefer- oder Besucherverkehr, die Nutzer der Sporthalle in den Abendstunden oder die Belastung durch Elterntaxis. Am Verkehrskonzept arbeitet die Verwaltung noch.

Eine weitere Anregung war – weil man ja in Düsseldorf eh die Verkehrswende auf dem Zettel hat – die Haltestelle der Straßenbahnen an der Schönen Aussicht ein Stück weiter Richtung Bonner Straße zu verlegen, damit nicht alle Bahnnutzer künftig durch die kleine Anwohnerstraße Steinkribbenstraße zur Schule oder zur Arbeit gelangen. Immerhin hat eine Untersuchung bereits ergeben, dass die Stadtbahn-Linien U71 und U83 zu jederzeit leistungsfähig bleiben, auch mit dem zusätzlichen Fahrgastaufkommen.

Eine Ausweitung des Plangebietes, auch um, wie es eine Zuhörerin forderte, mehr Grün auf dem Areal zu integrieren, habe die IDR im Vorfeld geprüft. Doch das Unternehmen Segro, das gleich daneben sehr erfolgreich einen riesigen Gewerbepark betreibt, habe keine Grundstücke abgeben wollen, sagte Vinçon.

Die Stadt sammelte Anregungen von Bürgern.

Die Stadt sammelte Anregungen von Bürgern.

Foto: Andrea Röhrig

Zur Freude einiger etwas entfernt lebender Anwohner bleibt ihnen das Aufreißen der Fahrbahn zum Verlegen von Fernwärmeleitungen erspart. Das, so sagte eine Betroffene, habe sich beim Anschluss der Schulen an der Hospitalstraße und der Melanchthonstraße über Monate hingezogen. Weil die Düsseldorfer Stadtwerke nach Angaben des Technischen Vorstandes der IDR keine Aussage darüber machen konnten, ob sie die Schulen auch auf dem neuen Areal an das Fernwärmenetz anschließen können, hat die IDR nun auch auf Wunsch der Politik umgeplant. Die Energieversorgung soll durch Wärmepumpen geleistet werden; „auch wenn die Stadtwerke jetzt mitgeteilt hatten, dass es wegen des Henkel-Fernwärme-Deals nun funktionieren würde“, so Ekkehard Vinçon.

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