Tödlicher Streit in Düsseldorfer Altstadt Verdächtiger vom Burgplatz stellt sich der Polizei

Düsseldorf · Ein 19-Jähriger hat sich nach der tödlichen Auseinandersetzung in der Düsseldorfer Altstadt der Polizei gestellt. Er wurde wieder auf freien Fuß gesetzt.

Blumen und Kerzen am Burgplatz in Düsseldorf.

Blumen und Kerzen am Burgplatz in Düsseldorf.

Foto: dpa/Oliver Berg

Eine Woche nach einem tödlichen Streit am Burgplatz hat sich ein junger Mann der Polizei gestellt. Er wurde nach seiner Vernehmung am Freitag allerdings wieder entlassen, wie die Polizei bestätigte. Es lasse sich bislang kein dringender Tatverdacht gegen den 19-Jährigen begründen. Er hat laut Polizei angegeben, an der körperlichen Auseinandersetzung beteiligt gewesen zu sein. Der 19-Jährige soll ausgesagt haben, vom späteren Opfer angegriffen worden zu sein – und sich gewehrt zu haben. Wie es am Freitag aus Ermittlerkreisen hieß, ist die Aussage des Verdächtigen stimmig. Er wurde daher wieder auf freien Fuß gesetzt.

Die Staatsanwaltschaft hielt sich mit offiziellen Aussagen zurück. Details „zum Verlauf der Auseinandersetzung“ wolle man aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt geben. „Da ein dringender Tatverdacht nach dem Ergebnis der Ermittlungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht begründet werden kann, wurde der junge Mann nach Abschluss der Vernehmung und erkennungsdienstlicher Behandlung entlassen.“ Es wird weiterhin wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts ermittelt.

Zu der tödlichen Auseinandersetzung war es in der Nacht zu vergangenem Samstag gekommen. Am Burgplatz hinter dem Schlossturm gerieten zwei Gruppen in einen Streit, die laut Staatsanwaltschaft wohl zufällig aufeinandergetroffen sind. Ein Angreifer soll dem 19 Jahre alten Opfer eine abgebrochene Glasflasche in die Brust gerammt haben. Tagelang war der Zustand des Mannes kritisch, am Dienstag starb er in einer Düsseldorfer Klinik – laut Obduktion an den Folgen einer Stichverletzung ins Herz und eines enormen Blutverlusts. Der 19-Jährige aus Bottrop hinterlässt eine hochschwangere Verlobte. Die Entbindung sei in einem Monat geplant, sagte der Anwalt der Familie des Opfers, Hans Reinhardt.

Die Polizei hat angekündigt, „hellwach“ in das anstehende Wochenende zu gehen, wie ein Polizeisprecher sagte. „Solche Ereignisse gehen auch an den Beamten nicht spurlos vorüber. Das nehmen die in die nächsten Einsätze mit.“ Man werde potenzielle Randalierer noch genauer unter die Lupe nehmen. Die Polizei setzt hier auf die sogenannte Gefährderansprache. Das heißt, die Beamten weisen problematische Gruppen früh auf die Regeln hin. Kommt es dennoch zu Problemen, bekommen die Störer einen Platzverweis oder werden in Gewahrsam genommen. „Wir haben eine niedrige Einschreitschwelle“, so der Polizeisprecher.

Das 19 Jahre alte Opfer kam aus Bottrop und war – wie ein Großteil der Altstadt-Besucher – zum Feiern nach Düsseldorf gekommen. Polizei und Anwohner berichten, dass sich die Partyszene in der Corona-Pandemie zunehmend verändert hat. Viele junge Leute kommen in die Altstadt, um draußen zu feiern, nicht für die Kneipen oder Clubs. Vor allem die Rheinuferpromenade, der Burgplatz und der Bolker Stern sind beliebte Treffpunkte. Der Polizei zufolge wird das Publikum zu späterer Stunde häufig aggressiver. Hier kommt es nachts auch immer wieder zu Auseinandersetzungen.

Die Entwicklungen in der Altstadt beschäftigen auch die Stadtverwaltung. Keine 48 Stunden vor der tödlichen Auseinandersetzung hatte Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) unweit des späteren Tatortes ein neues Sicherheitskonzept für die Altstadt vorgestellt. Es beinhaltet unter anderem mehr Beleuchtung an der Rheinuferpromenade und eine gemeinsame Anlaufstelle von Polizei und Ordnungsamt am Rathausufer.

Polizei und Staatsanwaltschaft hatten in den vergangenen Tagen mit Hochdruck nach Verdächtigen gefahndet. Bereits am Donnerstag hatten die Ermittler viele Zeugen gehört, so der Staatsanwalt. Die Polizei sucht weiterhin nach Zeugen, die Hinweise zum Tatgeschehen oder zum Täter geben können. Zeugen werden gebeten, sich an das Kriminalkommissariat 11, Mordkommission Schlossufer, zu wenden unter der Telefonnummer 0211 8700.

(mit Material von dpa)

(veke)
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